Kinostart: 26.12.2013
Das Schweigen: Die französische Autorenfilmerin Claire Denis, bekannt für ihr so anspruchsvoll-schwieriges wie künstlerisches Arthauskino („Beau travail“) reist mit ihren distanzierten, grimmigen Nocturno tief in die finstere Seelennacht. Sie nutzt erstmals die Freiheiten des digitalen HD-Materials für ein gedankenverhangen-schwermütiges Mood Movie, das sich als Krimi-Puzzle um menschliche Erschütterungen entfaltet.
In dem Anti-„96 Hours“ beginnt ein Seemann (Vincent Lindon aus „Welcome“) eine Affäre (mit Chiara Mastroianni) zum Zecke der Rache. Diese schwere Kost aus Missbrauch, Schändern und Dreckskerlen (wie -Frauen), sowie anderen sich dem Verstand entziehenden Trieben bleibt abstrakt, lässt Motive und Sachverhalte im trüben Dunkel, brütet eine harte, alptraumhafte Welt aus, unmenschlich, mitleidlos, verzweifelt, ohne Gerechtigkeit.
Der hervorragende Soundtrack der britischen Band Tindersticks bedingt teilweise eine avantgardistische Höllenfahrt, die Denis antidramatisch gestaltet und ihre Story geradewegs zu einem Fragment über menschliche Abgründe abwürgt. Kaum ein Portrait, mehr schon ein zähes Mosaik, auf dem man lange herumkauen muss. Dies driftet in gedeckten Brauntönen ins Undurchsichtige, was viel Raum zur Exegese lässt.
Das so opak und unzugänglich wie seine Figuren bleibende Indie-Werk über Ausgelieferte, die nie einen Funken Sympathie versprühen, brütet eine Atmosphäre aus, die man sonst mit David Lynch, (etwas) Jim Jarmusch oder Gaspar Noé assoziiert. Kein Film, der gemocht werden will, aber einer, dessen langsamer Rhythmus ästhetisch betört, in einem jede Erlösung verweigerndem, düsterem Rätsel für Nihilisten.