Days and Nights

Charakterstarveredeltes Ensemble-Theater vor stimmungsreicher Kulisse um tragikomische existenzielle Langeweile.

Days and Nights Cover

Christian Camargo, USA 2014
DVD/BD-Start: 02.07.2015
Story: Anfang der 80er in New England. Zum Memorial-Day-Wochenende trifft sich die Verwandtschaft bei der bissigen Elizabeth und ihrem verzweifelt an einer Kunstinstallation arbeitenden Sohn Eric in einer Datscha mitten in der Natur. Verschwiegene Wahrheiten und Liebessorgen kommen ans Licht.
Von Thorsten Krüger

Das Regiedebüt von Schauspieler Christian Camargo („The Hurt Locker“) ist von Anton Tschechows Theaterklassiker „Die Möwe“ inspiriert, wandelt die russische Tragikomödie aber nicht zur zeitlich und örtlich, sondern auch inhaltlich erheblich ab. Stimmung und Besinnung stimmen in der von Schönheit faszinierten Schauspielgruppen-Komödie, die kontraststark (nacht)fotografiert ist, sich aber hinlänglich belanglos gestaltet.

„You’re not making any sense“ und „beautifully boring“ – damit benennen die Figuren selbst ihr beschaulich-ländliches Bühnenstück zwischen Adler-Wald und Seeufer, ein Fähnlein deprimierter Lächerlicher, die alle ausgesucht mit Schrullen und Eigenheiten versehen sind. Es ist wie ein Nichtstun-Nachmittag auf einem Holzsteg mit ein paar Verkorksten. Doch Camargo hat fast nichts zu erzählen und auch nichts zu sagen.

So gewichtig wie nichtig

Allison Janney („American Beauty“) führt als sarkastische Elizabeth (angelehnt an die Taylor in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“) auf der (milderen) Giftspur einer Meryl Streep aus „Im August in Osage County“ die Starbesetzung an. Carmago will aber kein prozessorientiertes Drama à la „Das Fest“, sondern einen Film über Sinnlosigkeit, wo die Zeit stehen bleibt und sich der mickrige Inhalt in der geringen Dichte verflüchtigt.

Illustre Namen wie William Hurt und Jean Reno sowie jüngere wie Ben Whishaw und Katie Holmes können dem künstlich angelegten, geschliffenen Miteinander nur wenig Wahrhaftigkeit abringen. Das melancholisch-entzerrte Divertimento suggeriert Tiefsinn, bietet mit seiner verlorenen Lauschigkeit aber zu wenig, um dauerhaft zu interessieren. Ein paar bissig-schneidende Zeilen reichen dafür noch lange nicht aus.

Nichtstun-Nachmittag mit ein paar Verkorksten

Im Gegenzug gelingen Carmago etwa bei einer Videokunstaufführung nachts im Wald viele poetische Aufnahmen und ebensolche Musik. So wenig er es schafft, in Parallelmontagen beiläufige Tragik, Eleganz und einen Plot zu beschwören, so versunken ist seine Meditation im Sinnierenden und später in einer spirituellen Wende in den Geistern des Jenseits, was sich ein wenig an Shakespeare und „Viel Lärm um nichts“ anlehnt.

Wenn er doch nur die Handlungselemente von Entfremdung und Zueinanderfinden besser handhaben, die seelische Bewegtheit jener Verschrobenen nicht nur behaupten und ihre Einsamkeit miteinander wirkungsvoller und mehrdimensionaler gestalten könnte! Das Sinnbild des Adlers und der alte Indianer als Geleit in den Tod sind so gewichtig wie nichtig in einem Befindlichkeitsgemälde der leicht absurden und sehr ästhetischen Art.

Bislang kein Trailer online

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