Gabrielle

Musikalisches Coming of Age um zwei geistig Behinderte, die ihre Liebe gegen gesellschaftliche Vorurteile behaupten müssen.

Gabrielle Cover

Louise Archambault, CA 2013
Kinostart: 24.04.2014, DVD/BD-Start: 05.09.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Story: Gabrielle ist 22, hat das Williams-Beuren-Syndrom und lebt in einer betreuten Wohnanlage. Im Chor lernt die musikalisch Hochbegabte den am gleichen Syndrom leidenden Martin kennen. Sie verlieben sich und wollen zusammenziehen, was ihr Umfeld verbietet, speziell Martins Mutter und Gabrielles Schwester.
Von Sir Real

Kanadas Oscar-Vorschlag vom Produzenten-Duo Kim McCraw und Luc Déry („Die Frau, die singt“, „Monsieur Lazhar“) ist ein von Louise Archambault („Familia“) sehr ehrlich gewirktes Behinderten-Liebesdrama um das Recht von WBS-Erkrankten auf eine Intimbeziehung. Die fabelhafte Musik vermittelt gewaltig Gefühle und verstärkt ein authentisch nah an Leben und Erleben orientiertes, dezentes Feel-Good-Movie.

So fortschrittlich die Betreuung an den Bedürfnissen geistig Behinderter ausgerichtet sein mag, Liebe oder gar selbstbestimmte Sexualität sind ein Tabu. Da ist es mit der vorgeblichen Toleranz der sonst so verständnisvollen Pädagogen schnell vorbei. Die Heuchelei betrifft besonders die besorgten Blutsverwandten, die ihre 22- und 25-jährigen Schutzbefohlenen entmündigen und dabei selbst am meisten Schwierigkeiten bereiten.

Treffende Songs und Texte, die Emotionen wecken

Dieses vorenthaltene Recht auf Partnerschaft für sich zu reklamieren, das rigorose Libido-Verbot (besonders von Martins Gluckenmutter) zu unterlaufen, schildert Archambault nie mit Problemfilmschwere, sondern mit aufrichtiger Sensibilität. Das Ringen um Autonomie – von jedoch kaum allein im Alltag Überlebensfähiger – ist ein beidseitiger Loslösungsprozess, denn vor allem die Bezugspersonen können nicht loslassen.

Dieses Coming of Age bleibt in seinem Verlauf zwar Routine und die Nebenfiguren fallen recht eindimensional aus. Aber die jeder Bewegung folgenden Kamera verdeutlicht in Pastelltönen das subjektive Empfinden der beiden sehr nachvollziehbar. Die selbst an WBS leidende Gabrielle Marion-Rivard fesselt mit Natürlichkeit und Lebenslust, der Schlüssel aber sind treffende Songs und Texte, die wirklich Emotionen wecken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.