Kinostart: 24.04.2014, DVD/BD-Start: 05.09.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Kanadas Oscar-Vorschlag vom Produzenten-Duo Kim McCraw und Luc Déry („Die Frau, die singt“, „Monsieur Lazhar“) ist ein von Louise Archambault („Familia“) sehr ehrlich gewirktes Behinderten-Liebesdrama um das Recht von WBS-Erkrankten auf eine Intimbeziehung. Die fabelhafte Musik vermittelt gewaltig Gefühle und verstärkt ein authentisch nah an Leben und Erleben orientiertes, dezentes Feel-Good-Movie.
So fortschrittlich die Betreuung an den Bedürfnissen geistig Behinderter ausgerichtet sein mag, Liebe oder gar selbstbestimmte Sexualität sind ein Tabu. Da ist es mit der vorgeblichen Toleranz der sonst so verständnisvollen Pädagogen schnell vorbei. Die Heuchelei betrifft besonders die besorgten Blutsverwandten, die ihre 22- und 25-jährigen Schutzbefohlenen entmündigen und dabei selbst am meisten Schwierigkeiten bereiten.
Dieses vorenthaltene Recht auf Partnerschaft für sich zu reklamieren, das rigorose Libido-Verbot (besonders von Martins Gluckenmutter) zu unterlaufen, schildert Archambault nie mit Problemfilmschwere, sondern mit aufrichtiger Sensibilität. Das Ringen um Autonomie – von jedoch kaum allein im Alltag Überlebensfähiger – ist ein beidseitiger Loslösungsprozess, denn vor allem die Bezugspersonen können nicht loslassen.
Dieses Coming of Age bleibt in seinem Verlauf zwar Routine und die Nebenfiguren fallen recht eindimensional aus. Aber die jeder Bewegung folgenden Kamera verdeutlicht in Pastelltönen das subjektive Empfinden der beiden sehr nachvollziehbar. Die selbst an WBS leidende Gabrielle Marion-Rivard fesselt mit Natürlichkeit und Lebenslust, der Schlüssel aber sind treffende Songs und Texte, die wirklich Emotionen wecken.