Die Winzlinge – Operation Zuckerdose

Ein kleiner Marienkäfer im Ameisenkrieg: pfiffig-innovatives 3D-Tierabenteuer, eine Entdeckung und pures Familien-Vergnügen.

Minuscule: Valley of the Lost Ants Cover

Minuscule – La vallée des fourmis perdues, aka Minuscule: Valley of the Lost Ants, Hélène Giraud, Thomas Szabo, FR/BE 2013, Kinostart: 14.01.2016, DVD/BD-Start: 14.05.2016
Story: Als ein Pärchen eilig vom Picknick aufbrechen muss, macht sich ein Trupp Ameisen über die Dose mit Zuckerwürfeln her, um sie zu ihrem Hügel zu schleppen. Blinder Passagier ist ein ängstliches Marienkäfer-Junges, das die Emsen geschickt vor Fressfeinden und aggressiven roten Artgenossen bewahrt.
Von Caroline Lin

Gute Filme brauchen keine Dialoge – aber Trompete! Und was für eine. Mit dem, wie alle Insekten, drollig animierten Maikäferküken vor realem Hintergrund stellt sich ein unwahrscheinlicher Mini-Held („minuscule“ heißt winzig) vor, ein pfiffiges Kerlchen, das man sofort ins Herz schließt. Das kurz nach seinem Ausschlüpfen verlorene Junges trägt mühelos den Kinofilm nach der in Frankreich beliebten TV-Animations-Serie.

Das Leinwand-3D-Konzept für die seit 2006 laufenden, preisgekrönten 6-Minüter geht kreativ neue Wege und sieht aus, als hätte Jacques Tati „Das große Krabbeln“ in den französischen Alpen verfilmt: Eine klare Ansage an Disney & Co., dass ein gefahrvolles Abenteuer, immer witzig und ernst zugleich, weder Sidekicks, Hyperaktivität noch Sitcom-Zeilen braucht. Verzichtet auf nichtssagende Dialoge, wenn die Story selbsterklärend ist!

Als hätte Jacques Tati „Das große Krabbeln“ verfilmt

Hélène Giraud (die Tochter des kürzlich verstorbenen Jean „Mœbius“ Giraud widmet ihm diese entzückende Entdeckung) und Thomas Szabo stecken ihre kleinen Mimen in die zivilisationsferne Nationalparkwildnis und haben genug Zeit für Tageszeitstimmungen der Bergwiesen und -wälder. Statt einen „Antz“-Mikrokosmos zu entwerfen, lassen sie rasante Verfolgungsjagden raumgreifend in unseren Größenordnungen stattfinden.

Der unscheinbare Underdog beobachtet meist stumm mit riesengroß gezeichneten Augen seine ihm fremde und oft bedrohliche Umwelt. Gebärden und lustige Laute, in seinem Fall Trompeten, bei den schwarzen Ameisen Pfiffe, bilden die originelle Verständigungsart und sorgen für eine Fülle putziger Geräusche. Als ihn gackerndes Fliegen-Geschmeiß hooliganesk von seinen Eltern trennt, krabbelt er einsam und flugunfähig durch die Welt.

Spielt Schlachten aus „Herr der Ringe“ nach

Sofort rühren seine Traurigkeit und Träume, so sensibel sind Ausdrucksform und die vielseitige, meist federleicht-zurückhaltende musikalische Begleitung. Als er einer Ameisenkohorte den Tag vor einer Eidechse (groß wie ein T-Rex und mit ebensolchen Manieren) rettet, adoptiert ihn deren Kommandant, worauf er ihm hilft, die Zuckerwürfel in einer Blechbüchse vor roten Ameisenrüpeln zu wahren, die Wegzoll verlangen.

Und dann einen Krieg vom Zaun brechen und ihren Ameisenhügel belagern, als würde im „Krieg der Knöpfe“ die Schlachten aus „Herr der Ringe“ nachgespielt, mitfühlend mit dem ganzen Völkchen und mit comichaftem Charme. Hier schlägt die Stunde des zu ihrer Rettung um keine schlaue Idee verlegenen neuen Freundes, der immer wieder knapp Räubern entkommt und sich entschlossen gegen die Invasion der roten Flut stemmt.

Seine Traurigkeit und Träume rühren

Menschen kommen darin nur in der ersten Minute vor, ein gelber Renault und ein Löschflugzeug spielen jedoch eine wichtige Rolle in dieser einfallsreichen Alternative zu übertakteten amerikanischen Animationsspäßen. Diese kleinen Minions (deren unverständliche Sprache den Vergleich nahelegt) haben einen Platz unter den ganz Großen verdient und der Marienkäfer eignet sich als Maskottchen für alle Altersklassen.

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