Kinostart: 19.06.2014, DVD/BD-Start: 05.12.2014
Nach dem Natur- und Geisterhorror „Across the River“ kommt binnen kurzem ein zweiter Film aus der nordostitalienischen Region um Friaul in unsere Kinos. Matteo Oleottos Spielfilmerstling bedingt freilich nicht Furcht, sondern Vergnügen und funktioniert als erdfarbene Charakterstudie, in dem die Leistung von Giuseppe Battiston („Brot & Tulpen“, zuletzt in „Venezianische Freundschaft“) ein beachtlich boshaftes Vergnügen bereitet.
Als skrupelloser Roué mit dem (Alkohol-)Appetit eines Gérard Depardieu, der Laune eines Tolkienschen Trolls und der Konstitution eines Bud Spencer, schaut man den menschenfeindlichen Gemeinheiten einer leicht reizbaren, schnell tobenden Tonne zu. Und weil Oleotto in der Ästhetik des Kneipenhalbdunkels, mit gelassener Gemächlichkeit und vorerst moralfrei seinem Handeln beiwohnt, ist Battistons Spiel eine echte Show.
Wie der Rüpel manipuliert, lügt und täuscht, andere verachtet und gewissenlos benutzt, um Geld abzusahnen und seine Ex Stefania wieder zu erobern, ist komisch und skurril. Mit seiner Schmierenkomödie stößt er schließlich an Grenzen, bis sich herausschält, was für ein seelische gebrochener Loser er ist, der im Suff die Einsamkeit ertränkt und durch eine späte Erziehungs- und Besserungsagenda doch noch ein netter Kumpel und Onkel wird.
Allerdings gelingt die Zähmung des Egoisten, der vorher so charmant brillierte, am wenigsten. Wo James McAvoy im „Drecksau“-Delirium Mitleid und Bestürzung auslöste, stellt sich dieser Pfad zur Freundschaft als langweilig heraus. Oleottos bis dahin so erfrischende Farce verliert ihren Punch und viel Luft. Die Weingesänge der Säuferkumpanen und das Verhalten eines schrägen Schlitzohrs bleiben indes in reizender Erinnerung.