Der beklemmende belgische Pädophilen-Thriller der gehobenen Klasse ist starker Toback mit True-Crime-Spannung.
De Behandeling, aka The Treatment, Hans Herbots, B 2014
DVD/BD-Start: 12.12.2014
Story: Hauptkommissar Nick Cafmeyer wird von Erinnerungen an seinen einst entführten Bruder geplagt und von dem vermuteten Täter noch immer belästigt. Als ein Kind verschwindet und der Fall Ähnlichkeiten mit damals aufweist, ermittelt Nick fieberhaft. Es geht das Gerücht eines Trolls um, der Kinder frisst.
Von Jochen Plinganz
Auch wenn der Antwerpener Hans Herbots vom Fernsehen kommt („The Spiral“) und sein Kinofilm „The Treatment“ mitunter daran erinnert, fesselt der erwachsene Kriminalthriller mit zum Schneiden dichter Atmosphäre und ausnehmend reifer, erfreulich unspekulativer Machart über Sexualverbrechen an Kindern, was im Land des Kinderschänders Marc Dutroux der Verarbeitung eines kollektiven Traumas gleichkommt.
Philip Seymour Hoffmans letzte Rolle: als desillusionierter alter Fuchs in einem Post-9/11-Agententhrillerdrama nach John le Carré.
Anton Corbijn, GB/USA/D 2014
Kinostart: 11.09.2014, DVD/BD-Start: 18.02.2015
Story: Als der Tschetschene Issa Karpov in Hamburg auftaucht, schrillen die Alarmglocken der seit 9/11 islamistische Terroristen jagenden Geheimdienste. Bachmann, Leiter einer kleinen Einheit, will über Anwältin Richter und Banker Brue an Karpovs Hintermänner gelangen, seine Chefs aber schießen quer.
Von Thorsten Krüger
Der im Februar an einer Überdosis Heroin verstorbene Darstellerguru („The Master“) wirkt von seiner Sucht gezeichnet, nichtsdestotrotz gelingt ihm noch einmal eine eindrucksvolle Leistung als abgehalfterter Koordinator einer winzigen Überwachungsabteilung, die von rivalisierenden Geheimdiensten verraten und von Vorgesetzten für eigene Zwecke missbraucht wird. Leider ist Hoffman das Beste an einem recht schwachen Thriller.
Mr. Turner, Mike Leigh, GB 2014
Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 28.04.2015
Mit landläufigen Stationen-Biopics und Genie-und-Wahnsinn-Dramen hat die Betrachtung der letzten 20 Jahre des britischen Malers William Turner (1775-1851) von Sozialfilmveteran Mike Leigh („Lügen und Geheimnisse“, „Happy-Go-Lucky“) wenig gemein. Sein Lieblingsakteur Timothy Spall, der Wurmschwanz aus „Harry Potter“, darf den zu Lebzeiten verfemten und schließlich verspotteten, heute eminent wichtigen Landschaftsmaler der Romantik und Vorläufer des Impressionismus hingebungsvoll als grunzenden Sonderling ausfüllen. Eine fabelhafte Schauspielleistung, deren tierische Laute mit Sicherheit noch für die eine oder andere Parodie sorgen werden.
Vorwiegend Familien-Melodrama, nachrangig Zeitreise-SciFi: Haley Joel Osment sucht seinen im Wurmloch verschollenen Vater.
Richie Mehta, CA 2013
ohne deutschen Start
Story: Anno 2000 kehrte Erols Vater Gabe von einer Relativitätskonferenz nicht mehr heim. Zwölf Jahre später studiert der hochbegabte Erol Physik bei seinem Großvater, der glaubt, Gabe sei mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit gereist. Um seine depressive Mutter zu retten, rekonstruiert Erol die Forschungen.
Von Thorsten Krüger
Verschwand in „Siddharth“ ein kleines Kind unauffindbar, ist es nun ein Vater, nachdem seine Angehörigen vergeblich suchen. Statt eines indischen Sozialdramas wählt Richie Mehta jetzt als Ansatz eine kanadisches Mystery, die Melodrama und Beziehungen deutlich stärker als den SF-Aspekt der Zeitreise gewichtet. Mit dem TV-Look und der Anmutung einer „Outer Limits“-Episode gelingt es Mehta erst spät zu bewegen.
Ansehnlicher Southern Noir, der nicht immer fugenlos auf die Spur der Dixie-Mafia und einem Snuff-Pornoring führt.
Jim Mickle, USA/FR 2014
DVD/BD-Start: 05.03.2015
Story: Der sanftmütige Richard erschießt hypernervös und im Affekt einen nächtlichen Einbrecher. Daraufhin bedroht dessen Verbrechervater Russel seine Familie. Als Richard entdeckt, dass der Tote gar nicht Russels Sohn war und die Polizei einiges vertuscht, forscht er mit ihm und Privatdetektiv Jim nach.
Von Gnaghi
Auch nach dem Hinterland-Kannibalendrama „We Are What We Are“ setzt Jim Mickle seinen Kurs der Unberechenbarkeit fort und dient den in Osttexas 1989 spielenden Roman von Joe R. Lansdale an, der auch die Vorlage für „Bubba Ho-tep“ schrieb. Das Verbrechensdrama hat ein namhaftes Darsteller-Trio, einigen Suspense sowie einen hörenswerten 80er-Synthie-Mystery-Score, der zu feiner Film-Noir-Atmosphäre verhilft.
Leider jugendfrei: Sylvester Stallones dreckiges Dutzend jagt im aktuellen Part der Söldner-Action Waffenschieber Mel Gibson.
Patrick Hughes, USA 2014
Kinostart: 21.08.2014, DVD/BD-Start: 22.12.2014
Story: Kaum haben Barney und sein Team ihr Mitglied Doc befreit, wird dieser von dem für tot gehaltenen Expendables-Mitgründer Stonebanks schwer verletzt. Denn dieser arbeitet nun als skrupelloser Waffenhändler. Im Auftrag der CIA soll Barney ihn festnehmen, wofür er alte Mitstreiter gegen junge auswechselt.
Von Sir Real
Immer wieder erstaunlich, wie auch die dritte Runde der Action-Verschleißfiguren ohne nennenswerte Eleganz und Klasse stupend kunstlos die Genreversatzstücke aneinanderreiht, ohne dass es dem Erfolg je einen Abbruch täte. Raffinessefreie Wochenkost, die mit den körperlich wunderbar zerschlissenen Actionheroen der Achtzigerjahre (und ein paar neueren) sich als Marke etabliert hat, ein Startreffen der Sölder-Buddys.
Schwarzhumoriger Thriller, der pietätlos-gewitzt zwei vollendet verdorbene Polizisten in tödliche Scharmützel schickt.
Kkeut-kka-ji-gan-da, Kim Seong-hoon, ROK 2014
ohne deutschen Start
Story: Der korrupte Kommissar Ko überfährt auf dem Weg zur Beerdigung seiner Mutter einen Fußgänger, läd ihn in den Kofferraum und begeht betrunken Fahrerflucht. Kaum hat er den Toten im mütterlichen Sarg verschwinden lassen, meldet sich ein Zeuge und erpresst ihn – der noch korruptere Kollege Park.
Von Thorsten Krüger
Ein dummer Zufall bringt den Stein ins Rollen – fortan braucht Kim Seong-hoon im Zweitwerk nach seiner Komödie „How the Lack of Love Affects Two Men“ nur noch die Es-wird-immer-schlimmer-Dramaturgie anzuwenden. Dies aber weit schlauer, hämischer und genüsslich boshafter als Analoges. Was am Script der beiden Autoren liegt, die laufend Twists aus dem Ärmel schütteln – keine billigen, sondern smart-verzwickte.
Supermensch: The Legend of Shep Gordon, Beth Aala, Mike Myers, USA 2013
Kinostart: 18.09.2014, DVD/BD-Start: 13.02.2015
Das einzige, was man der formidablen Doku von Mike Myers („Austin Powers“) und Beth Aala vorwerfen kann: Sie verliert kaum ein kritisches Wort über Shep Gordon. Bestenfalls Michael Douglas lässt einen Halbsatz fallen, ansonsten stellt das biografische Porträt eines legendären Hollywood-Insiders das leidenschaftliche und herzerwärmende Tribut an einen hochverehrten Freund dar. Und was für eines! Lehrreich, lustig, famos unterhaltsam – es hört nie auf, mit Wunderbarem zu überraschen und hat auf knackig-kurzen 85 Minuten alles, was es braucht.
Soshite chichi ni naru, Hirokazu Koreeda, J 2013
Kinostart: 25.09.2014
Die Familiengeschichten von Hirokazu Koreeda („Nobody Knows“) mögen mit einfachen Mitteln klassischer Arthauskonventionen gestaltet sein, ihre leise Sensibilität stellt Gefühls- und Lebenslagen dafür vielschichtig und umsichtig dar. Das Ringen mit allen emotionalen Schwierigkeiten ist auch in diesem Werk gewiss vorhersehbar, aber besonnen ausgestaltet: Zwei Kinder wurden bei der Geburt vertauscht, ihre Familien erfahren davon erst sechs Jahre später und willigen in einen Rücktausch ein – der sich als kaum zu bewältigende innere Herausforderung erweist.
Apokalyptischer Rachewestern mit Mads Mikkelsen und Eva Green in einer kapitalismuskritischen Moralparabel.
Kristian Levring, DK/GB/ZA 2014
Kinostart: 09.10.2014, DVD/BD-Start: 11.02.2015
Story: Als der dänische Kriegsveteran und Aussiedler Jon 1871 Frau und Sohn in die Pionierstadt Black Creek nachholt, schänden und ermorden sie zwei Verbrecher, bevor Jon diese töten kann. Aber der Bruder des Täters ist der brutale Bandenboss Delarue, der von den Einwohnern Jons Auslieferung erzwingt.
Von Thorsten Krüger
Dogma-95-Mitbegründer Kristian Levring („Wen du fürchtest“) hält sich an die Kodices des Rachewesterns und bricht seine Story auf archetypische Komponenten herunter – überraschungsfrei, aber ausdrucksstark, besonders visuell: Die südafrikanischen Landschaften sind der Ästhetik eines John Ford wie Sergio Leone gleichermaßen verpflichtet, in einer kapitalismuskritischen Moralparabel wie in besten Italowesternzeiten.
Die erschütternden Enthüllungen um unheimliche Doppelgänger sind weniger klassischer J-Horror denn cleveres Identitäts-Drama.
Bairokêshon, Mari Asato, J 2013
ohne deutschen Start
Story: Malerin Shinobu verzweifelt an der Fertigstellung einer Kohlezeichnung für einen Kunstwettbewerb. Da klingelt ihr neuer, blinder Nachbar Masaru und wenige Monate später sind beide verheiratet. Bis eine Doppelgängerin auftaucht und Shinobu von einer Gruppe verschleppt wird, die das gleiche Problem hat.
Von Caroline Lin
Statt der ewigen Geisterschrecken, seit „Ringu“ übliche Standards des japanischen Horrormetiers, nutzt diese schlaue Adaption eines Buchs von Haruka Hôjô den creepy style der Kiyoshi-Kurosawa-Schule („Cure“, „Doppelganger“). Mari Asato, Veteranin vieler Low-Budget-Schocker („Ju-On: Black Ghost“, „Ring of Curse“, die „The Chasing World“-Reihe) gelingt eine Weird Fiction um Existenzrästel tragischer Dimensionen.
Als TV-Schauspieler verdingt sich Jon Lindstrom vorwiegend in Soaps und Serien („General Hospital“). Mit seinem Regiedebüt vollführt er einen kräftigen Satz nach vorn im Prestige. Gemeinsam mit den beiden Hauptdarstellern Jeff Barry („Company Men“) und McCaleb Burnett („Fast & Furious 4“) schrieb und produzierte er in Rochester direkt am Ontario See ein leises Reunion-Drama, das durch einen dunklen Twist zum unterschwelligen Thriller (mit Lindstrom als Detective) reift.
Milde amüsante WG-Buddykomödie im Doku-Stil um vier liebenswert-lächerliche Blutsauger und ihre Alltagssorgen.
What We Do in the Shadows, Jemaine Clement, Taika Waititi, NZ 2014
Kinostart: 30.10.2014, DVD/BD-Start: 03.06.2015
Story: Nachdem man für ihre Sicherheit bürgt, berichtet im neuseeländischen Wellington ein Fernsehteam für einige Wochen aus der Wohngemeinschaft vierer Vampire. Der fast 380-jährige Viago führt bereitwillig durch ihre Routinen, der unbedachte Frischling Nick bringt seinen sterblichen Kumpel Stu mit.
Von Gnaghi
Die neuseeländischen Multitalente Jemaine Clement und Taika Waititi, bekannt für ihre musikalische TV-Comedy-Serie „Flight of the Conchords“, wenden das Prinzip der Mockumentary ihres Landsmanns Peter Jackson aus „Forgotten Silver“ an – statt Filmemacher mit Vampir-WG. Mehr oder minder komisch und melancholisch geht es zu im ohne nennenswerten Spannungsbogen auskommenden Treiben eines Familien-Coming-of-Age.
Eric Bana in einem verdrießlich-faden B-Derivat aus „Seven“ und „Der Exorzist“ um teuflisch-übernatürliche Vorfälle in New York.
Deliver Us from Evil, Scott Derrickson, USA 2014
Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 15.01.2015
Story: Ralph Sarchie vom NYPD und sein Partner stoßen in der Südbronx auf eine Spur unerklärlicher Gewaltverbrechen, die auf ein Trio Irakkriegs-Veteranen hinweist. Der spanische Priester Mendoza vermutet darin das Wirken einer dämonischen Macht, welche die Ex-Soldaten aus der Wüste heimbrachten.
Von Thorsten Krüger
Scott Derrickson, der mit „Der Exorzismus von Emily Rose“ und vor allem dem frenetischen Schocker „Sinister“ eine echte Leistungsschau des Horrors aufbot, setzt sein Faible fürs Religiös-Okkulte und dämonische Besessenheit fort. Und gemahnt bei der Adaption des „Tatsachenbuchs“ von Ralph Sarchie, dass er auch langweilen kann – wie mit seinem Remake „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ oder dem Script zu „Devil’s Knot“.
James DeMonaco, USA/FR 2014
Kinostart: 31.07.2014, DVD/BD-Start: 11.12.2014
James DeMonacos rasch nachgeschobener Nachfolger zum drei Millionen Dollar günstigen Überraschungserfolg „The Purge“ macht aus dem ohnedies aufgesetzten Prinzip des jährlichen 12 Stunden straffreien Mordens, dessen stabilisierender Effekt auf eine vormals bankrotte Nation mehr als schleierhaft war, endgültig die pure Exploitation eines Amerika der nahen Zukunft. Was selbstverständlich in Ordnung ginge, wenn er dies nicht mit der Betroffenheits-Dramatik einer Telenovela zu erreichen versuchte.
Die erschütternde südkoreanische Animation um die traumatischen Folgen von Schulmobbing ist realistischer als manches Jugendgewaltdrama. Lief bereits 2012 am Fantasy Filmfest.
Traurige Sozialsymphonie um einen mittellosen Arbeitervater auf aussichtsloser Suche nach seinem verschwundenen Sohn.
Richie Mehta, CA/IND 2013
ohne deutschen Start
Story: Reißverschlussreparateur Mahendra kann seine Familie in Delhi kaum ernähren, weshalb sein 12-jähriger Sohn Siddharth illegal in einer fernen Fabrik arbeiten muss. Als er zum Diwali-Fest nicht heimkommt und bereits seit Wochen absent ist, vermutet Mahendra eine Entführung und sucht nach ihm.
Von Thorsten Krüger
Das Delhi-Drama des in Kanada geborenen Richie Mehta („Amal“) um eine arme Familie, deren einziger Sohn unauffindbar verschollen ist, bedient sich mit seinem Handkamera-Sozialrealismus bei Satyajit Ray („Die große Stadt“) und Vittorio De Sica („Fahrraddiebe“). Weniger eine „Spurlos“-Odyssee, denn eine mit leicht sentimentalem Score unterlegte Ausführung, was Armut und Ignoranz für Kummer zur Folge haben können.
Die Live-Action-Version von Yana Tobosos Manga-Reihe, die bereits zwei Animé-Serien und zwei Bühnenmusicals gebar, re-imaginiert das Franchise neu, was genauso grausam ist, wie es klingt, weil es weder bisherige Fans begeistert noch neue anspricht. Aus dem viktorianischen Schauer-London ist eine futuristische Fantasy geworden, aus dem androgynen Jungen ein Mädchen, Shiori Genpo (Ayame Gôriki, „Gatchaman“), Erbin eines Schlosses und durch einen Faustischen Pakt verbunden mit dem als ihr in schwarz gekleideter Butler auftretenden Dämon Sebastian (Hiro Mizushima, „Beck“). Nebenfiguren sind verschwunden, geblieben nur die übernatürlichen Fälle, nun in Asien anno 2020.
Halbgar-sarkastische Abrechnung mit Glaube und Sünde: ein guter Landpfarrer ist dem Zorn einer teuflischen Gemeinde ausgesetzt.
Calvary, John Michael McDonagh, IR/GB 2014
Kinostart: 23.10.2014, DVD/BD-Start: 27.02.2015
Story: Ein jahrelang von einem inzwischen verstorbenen Priester missbrauchtes Mitglied seiner irischen Gemeinde verkündet dem gutherzigen Landpfarrer Lavelle, ihn binnen Wochenfrist zu töten. Bis dahin hat Lavelle Zeit, alle Angelegenheiten zu regeln und erhält Besuch von seiner selbstmordgefährdeten Tochter.
Von Caroline Lin
Killing a Priest on Sunday: John Michael McDonaghs zweite Arbeit nach der Thrillercomedy „The Guard“ kann sich wieder auf den irischen Charakterkopf Brendan Gleeson („Edge of Tomorrow“) verlassen und fällt so sarkastisch und zynisch aus, dass der schwarze Humor nichts Befreiendes, sondern Belastendes hat – in einem provokanten Kreuzweg um Schuld und Sühne, gemäß dem Originaltitel: Calvary heißt Golgatha.
Die karnevalesk-chaotische SciFi-Sinnsuche mit Christoph Waltz begnügt sich mit Recycling aus Terry Gilliams Œuvre.
Terry Gilliam, USA/RO/GB/FR 2013
Kinostart: 27.11.2014, DVD/BD-Start: 01.04.2015
Story: Das menschenscheue Computergenie Qohen wartet in der Ruine einer Kapelle auf den Telefonanruf, der ihm die Antwort auf alles gibt. So ackert er für das ihn totalüberwachende „Management“ an der Lösung des „Zero Theorems“. Callgirl Bainsley soll ihn bei Laune halten und Wunderkind Bob unterstützen.
Von Thorsten Krüger
Die gute Nachricht: Exzentrik-Visionär Gilliam bereitet keine größere Enttäuschung wie zuletzt „The Brothers Grimm“ und „Das Kabinett des Doktor Parnassus“. Die schlechte: Vom Zenith seiner Kunst, als er oppressiv-apokalyptische Dystopien wie „12 Monkeys“ entwarf, ist er ebenfalls weit entfernt. Sein karnevalesker Steampunk-Eklektizismus auf der Suche nach der Weltformel ist „Brazil“ in bunt bzw. „Pi“ als schräge Komödie.
Zugegeben, der Indie-Horror des Schotten Lawrie Brewster steht hier nur, weil das handgezeichnete Covermotiv wirklich attraktiv ist (ein ähnlich ansehnlichen Plakatentwurf weist auch „Deep in the Darkness“ auf). Der darauf abgebildete „Owl Man“ (Veteran David Schofield, „Fluch der Karibik“), ist der mysteriöse Moloch, der hinter dem Spuk steht und sich mit nebulösen, basstönenden Auslassungen zu Ewigkeit und Verdammnis ganz poetisch als Höllen-Epiphanie („ich bin dein Gott“) zu erkennen gibt.
Berauschend-exquisiter Kunst-Giallo der „Amer“-Schöpfer, die ein experimentierfreudiges, labyrinthisches Mysterium auffahren.
L’étrange couleur des larmes de ton corps, aka The Strange Colour of Your Body’s Tears, Hélène Cattet, Bruno Forzani, B/F/L 2013
DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Der von einer Geschäftsreise aus Frankfurt heimkehrende Dan findet sein Brüsseler Apartment von Innen verriegelt vor. Von seiner Frau fehlt jede Spur. Hinter den Mauern des Hauses geht Merkwürdiges vor, glaubt Nachbarin Dora aus der siebten Etage, derweil Kommissar Vincentelli an Dans Tür pocht.
Von Gnaghi
So barock, wie ein formvollendetes Jugendstil-Gebäude nur sein kann, taucht das belgische Kreativteam Hélène Cattet und Bruno Forzani mehr denn je in einen reinen Rausch der Formen und Farben ein, um mit den Fetischen und Motiven des italienischen Giallo-Genres Kunst herzustellen. Ihr edel-psychedelischer, so flamboyanter wie desorientierender Stil gerät furios und längst nicht mehr so chloroformiert wie noch bei „Amer“.
Mong-ta-joo, aka Montage, Jeong Geun-Seop, ROK 2013
DVD/BD-Start: 02.05.2015
Mordmysterien haben in Südkorea Konjunktur („Memories of Murder“, „Mother“) – dennoch kann Jeong Geun-Seops Debüt als spannungsvolles Thrillerdrama packen, das wie so oft und fast so stark wie „Helpless“von verschwundenen Menschen und entführten Kindern erzählt. Eines davon ist ein kleines Mädchen, dessen Mörder auch nach 15 Jahren nicht gefunden ist. Als aufgrund der Verjährungsfrist die Ermittlungen eingestellt werden, bleiben eine aufgewühlt-verzweifelte Mutter (Eom Jeong-hwa, „Bestseller“) und der zerknirschte Detective Cheong-ho (Kim Sang-kyung, „Eine Kinogeschichte“) zurück. Dann wird erneut ein Kind entführt, es beginnt ein Nervenkrieg um das Lösegeld und die Polizei verfolgt jede Spur.