Wenn das Reboot eher fantasielosem Recycling gleicht, wird es schwer mit einer angemessenen Würdigung einer langlebigen Low-Budget-Horror-Reihe (einer mit dem vermutlich schlechtesten imdb-Ranking) auf ihrem Weg vom B-Movie zum Direct-to-Video-Abstellregal bräsiger Schuppen. Warwick Davis, bislang unerschütterliche sechs Mal als übellauniger Naturgeist der irischen Mythologie selbst beim Wechsel in den Orbit und die Homeboy-Hood dabei, entsagte einer Teilnahme im nach zehn Jahren Pause siebten Teil der losen Serie um den „Killerkobold“ (deutscher Beititel des Erstlings von 1993 – mit Jennifer Aniston in ihrer ersten Kinohauptrolle!).
Konfus verschachtelter französischer Kunst-Kokolores, der nach Georges Simenon unzugänglich Affäre und Whodunit ineinander verschränkt
La chambre bleue, aka The Blue Room, Mathieu Amalric, FR 2014
Kinostart: 02.04.2015
Story: Der verheiratete Kleinunternehmer Julien hat eine intensive Affäre mit seiner ebenfalls gebundenen Jugendfreundin Esther, die er zufällig wiedertraf. Als er das Verhältnis beendet, wird er ohne Angabe von Gründen verhaftet, verhört und des Mordes bezichtigt – sowohl Esthers Ehemann als auch seine Frau sind tot.
Von David McAllan
Für seine fünfte Regiearbeit wählt der französische Schauspieler Mathieu Amalric („Ein Quantum Trost“, „Grand Budapest Hotel“) den berühmten belgischen Krimimeister des Trivialen, Georges Simenon, bekannt für seine „Kommissar Maigret“-Reihe. Der Roman von 1964 dient ihm indessen nur als Anlass für einen rückwärts aufgezäumten, ausgestellt unorthodoxen Zwitter aus Gedankenstrom und Ermittlungspuzzle vor Gericht.
Lockere Generationen-Dramödie – ein oberflächlich ausgestaltetes Sommerferien-Feelgood-Movie mit Jean Reno.
Avis de mistral, Rose Bosch, FR 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Großmutter Irène hat die Halbwüchsigen Léa, Adrien und ihren kleinen taubstummer Bruder Théo als ungebetene Überraschungsgäste auf den Olivenhof von Großvater Paul in der Provence mitgeschleppt. Diese rümpfen ausgiebig die Nase über den raubeinigen Bauern, den sie wegen eines Familienkrachs nie sahen.
Von Thorsten Krüger
War Rose Boschs Debüt „Die Kinder von Paris“ so richtig falsch und verlogen, kommt ihrem lichtdurchfluteten Zweitling, wieder mit Galliens Altstar Jean Reno, die malerische Landschaft der Provence zu Hilfe einer ansonsten nicht nur provençalischen Klischees mehr bestätigenden als aufbrechenden Familien-Konflikte-Annäherungs-Romantik-Rezeptur, die, verrührt mit 70ies-Wohlfühl-Pop, reichlich Familiensinn propagiert.
aka Child of God – Murder Is His Salvation, James Franco, USA 2013
DVD/BD-Start: 14.11.2014
US-Autor Cormac McCarthy („No Country for Old Men“, „The Road“) steht weiterhin hoch im Kurs, was sich in beträchtlicher Adaptionsdichte niederschlägt, von erratisch („The Counselor“) bis geglückt („Ain’t Them Bodies Saints“). Der sein Image als ubiquitär-hipper Indie-Künstler bedienende James Franco (Vorlage zu „Palo Alto“, Darsteller in „Die fantastische Welt von Oz“) nimmt sich den gleichnamigen Roman von 1973 vor, der auf die nekrophilen Frauenmorde Ed Geins, Vorbild für „Psycho“ und „Texas Chainsaw Massacre“, rekurriert.
Die Brücke am Kwai: Colin Firth und Nicole Kidman in einem aufwühlenden Katharsis-Drama um Folter und Vergebung.
The Railway Man, Jonathan Teplitzky, AUS/GB/CH 2013
Kinostart: 25.06.2015, DVD/BD-Start: 26.11.2015
Story: England 1980. Der britische Weltkriegsveteran Eric verliebt sich Hals über Kopf in die Ex-Krankenschwester Patti und heiratet sie. Aber der Zug-Enthusiast wird von schweren Kriegstraumata geplagt. Als sich herausstellt, dass sein japanischer Folterer noch lebt, reist er nach Fernost, um Rache zu nehmen.
Von Caroline Lin
Nach der im Erscheinungsjahr des autobiografischen Bestsellers von Eric Lomax 1995 erfolgten TV-Adaption „Prisoners in Time“ mit John Hurt folgt vom Australier Jonathan Teplitzky („Burning Man“) eine späte, aber bewegende Kinoversion, deren Premiere der Veteran leider nicht mehr erlebte. Bei den in Rückblenden aufgeblätterten Kriegsgräuel-Memoiren stellt die Leistung von Jeremy Irvine („Gefährten“) die Stars in den Schatten.
Robert Rodriguez wärmt den einst revolutionär gestalteten Noir-Comic in einer überflüssigen Fortsetzung lauwarm auf.
Sin City: A Dame to Kill For, Frank Miller, Robert Rodriguez, USA 2014
Kinostart: 18.09.2014, DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Pokerspieler Johnny will seinen Vater, den verrohten Senator Roark, am Tisch ausnehmen und wird dafür von diesem verstümmelt. Dwight geht ins Netz seiner ruchlosen Ex-Geliebten Ava, die zwanghaft Männer mordet. Stripperin Nancy will sich nach John Hartigans Tod ebenfalls am korrupten Roark rächen.
Von Thorsten Krüger
Neun Jahre nach seiner optisch innovativen Adaption von Frank Millers Kultcomic legt Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“) einen lose mit dem Vorgänger verbundenen, abermals artifiziellen Hybriden aus Comic und Film Noir vor. In drei überlappenden Episoden wärmt er das Prozedere aus Sex, Crime & Violence lau auf, ohne Charme und Pulp-Appeal des zwar overhypten, aber wenigsten stilvollen Erstlings zu erzielen.
Im Schmelztiegel New York vermitteln Marion Cotillard, Joaquin Phoenix und Jeremy Renner ein exzellentes Erlösungs-Melodram.
James Gray, USA 2013
DVD/BD-Start: 28.01.2015
Story: Nachdem Soldaten ihre Eltern ermordeten, flieht die Polin Ewa 1921 nach New York, wo ihre tuberkulosekranke Schwester Magda in Ellis Island isoliert wird. Zuhälter Bruno kauft Ewa frei, die sich prostituiert, um Magda wiedersehen zu können. Zu Brunos Missfallen umwirbt sein romantischer Cousin Ewa.
Von Sir Real
Die Tränen der Lady Liberty: Eine berührend melodramatisch-traurige Perspektive auf den amerikanischen Traum und den „pursuit of happiness“ wählt der für seine New Yorker Gangsterepen („The Yards“) berühmte James Gray, Sohn russischer Einwanderer, in einem Distrikt, wo Martin Scorsese seine „Gangs of New York“ zusammenrottete. In dem sensiblen, sanft sentimentalen Drama transportieren die klasse Darsteller viele Gefühle.
The Silent Mountain, Ernst Gossner, A/I/USA 2014
ohne deutschen Start
Dass die Front in Ernst Gossners Kriegsdrama einmal nicht durch Verdun, sondern die Dolomiten und eine Familie verläuft, ist schon das ungewöhnlichste Merkmal einer Coming-of-Age und Familientragödie verbindenden Rekonstruktion der sogenannten Ersten Dolomitenoffensive im Sommer 1915. Dies wurde vom gebürtigen Tiroler fünf Jahre nach seinem Rassismus-Drama „South of Pico“ bereits 2012 unter unglückseligen Bedingungen gedreht – ein Blitzeinschlag verletzte mehrere Crewmitglieder, der Hauptdarsteller beendete den Film im Rollstuhl -, aber erst jetzt zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs veröffentlicht.
Gefundenes Filmmaterial: Energischer Low-Budget-Indie-Horror, der sich redlich um verstörende dämonische Besessenheit bemüht.
David Jung, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Vor sechs Monaten verlor Michael King seine lebenslustige Frau wegen des Ratschlags einer Wahrsagerin. Wutentbrannt zieht er nun mit der Kamera los, um sich selbst beim Beweis der Nicht-Existenz höherer Mächte zu dokumentieren. Bei Satanisten beschwört er einen Dämon – und gerät in Teufelsküche.
Von David McAllan
Mit dem grobkörnigen Mix aus Fake-Doku und Found Footage von fest installierten Hauskameras ähnelt David Jungs selbst finanzierter und geschriebener, teuflischer Verwandlungshorror sowohl der Hit-Reihe „Paranormal Activity“ als auch dem Eigenexperiment eines Murgan Spurlock in „Super Size Me“ – nur mit allen möglichen satanischen Ritualen, Interviews abstruser Weirdos und der Expertise von Psychologen und Technikern.
Viel Show und wenig Substanz in einem pakistanischen Hochglanz-Actionthriller über den War on Terror.
aka To Strike, Bilal Lashari, PK 2013
ohne deutschen Start
Story: Als sich Indizien für einen großen Terroranschlag verdichten, wird der wegen dem Tod seiner Familie in den Ruhestand gegangene Geheimdienst-Major Rizvi reaktiviert, um seinen Erzfeind Ramal auszuschalten. Und die über die Kaschmir-Grenze eingesickerten Kämpfer, die auf das Herz des Staates abzielen.
Von Jochen Plinganz
Der als Meilenstein in der nicht gerade für ihre Filmkultur bekannten muslimischen Atommacht Pakistan gefeierte Kino-Hit ist eine Verherrlichung von Waffen, Geheimpolizei und Streitkräften („waar“ heißt auf Urdu „losschlagen“): Heroischer Patriotismus mit der Extraportion Pathos sind Ehrensache, wenn das auf modernen Blockbuster getrimmte Debüt von Bilal Lashari mal bei Hollywood, mal bei Bollywood abkupfert.
David Michôd, AUS/USA 2014
DVD/BD-Start: 15.10.2014
Der Mann, der nur seinen Hund beerdigen wollte: Nach dem Thrillerdrama „Königreich des Verbrechens“ castet der Australier David Michôd wieder seinen Landsmann Guy Pearce („Memento“). Nunmehr für einen kaltblütig-nihilistischen Endzeit-Roadmovie-Noir, der einem kontemporären, tristen Indie-Drama mit minimalistischer Narration näher steht als „Mad Max“-Action-Trash. Es mutet an wie eine Fusion der John-Hillcoat-Werke „The Propostion“ und „The Road“ – ein postapokalyptischer Staubwestern in einem Outback der Hoffnungslosigkeit.
Lügen und ein Trauerfall fliegen Erwachsenen anlässlich eines Jubiläums respektlos komisch und familiengerecht rührselig um die Ohren.
What We Did on Our Holiday, Andy Hamilton, Guy Jenkin, GB 2014
Kinostart: 20.11.2014
Story: Die im hoffnungslosen Trennungsstreit liegenden Doug und Abi fahren zum 75. Geburtstag von Dougs Opa Gordie aus London nach Schottland, im Gepäck ihre drei Kinder. Diese treibt das verlogene Heile-Welt-Getue in die Arme des lockeren, krebskranken Gordie, der die drei mit zum Strand nimmt.
Von Max Renn
Die für ihr Comedy-Scripte bekannten Briten Andy Hamilton und Guy Jenkin geben einen Dysfuncional-Family-Fun zum besten, durch den das Echo von „Little Miss Sunshine“ hallt und sich in einer respektlosen, aber familienfreundlichen satirischen Komödie niederschlägt, in der kopflos streitende, unreife Erwachsene unter Einsatz dick aufgetragener Rührseligkeit message-lastig zu Zusammenhalt und Frieden ermahnt werden.
Theater der Trostlosen: In der Loser-Ensemble-Komödie über Menschen in Sozialmisere obsiegt der Neuanfangs-Optimismus.
Oliver Haffner, D 2014
Kinostart: 09.10.2014
Story: Anna hat ihre Anstellung beim Ulmer Stadttheater unvermittelt eingebüßt. Das Arbeitsamt überrumpelt sie, spontan einen Theater-Workshop für acht frustrierte Langzeitarbeitslose durchzuführen. Auf dem steinigen Streitweg rauft sich der Haufen gegen viele Widerstände beim Proben der „Antigone“ zusammen.
Von Thorsten Krüger
Als Ganzes funktioniert „Ein Geschenk der Götter“ gut, im Detail gibt es viel daran auszusetzen: Wie in seinem Erstling „Mein Leben im Off“ siedelt Oliver Haffner wieder zwischen Komödie und Drama, würzt dies mit Sozialsatire und lässt ein ganzes Ensemble Theaterschauspieler als Hartz-IV-Truppe auftreten. Das authentische Spiel der Darsteller hebt sie ein wenig über die Standardfiguren. Und der Humor ist hintersinniger Natur.
Angelina Jolie rührt als tragische Zauberfee, die in dem unorthodox-progressiven Fantasy-Märchen Liebe und Hass (er)lebt.
Maleficent, Robert Stromberg, USA/GB 2014
Kinostart: 29.05.2014, DVD/BD-Start: 02.10.2014
Story: Die gute Fee Maleficent aus dem Moorreich ist mit dem armen Jungen Stefan verbandelt, der sie jedoch verrät und verstümmelt, um König des Menschenreichs zu werden. Deshalb verflucht die verbitterte Maleficent seine Neugeborene, wacht heimlich über ihr Heranwachsen im Exil, bis ihr Schicksalstag naht.
Von Caroline Lin
Sympathy For the Devil: Im Zuge der Neuverföhnung beliebter Märchenklassiker, seit „Shrek“ eine populäre Disziplin, revidiert auch diese verblüffend progressive, mindestens so unterhaltsame wie nahegehende Neujustierung das Bild der bösen Fee Maleficent, seit 1959 schillernder Kinderzimmerschreck, als Mitgefühl erweckende (Schwarz)Magierin. Mithin zeigt sich, wie konservativ-verstaubt „Dornröschen“ eigentlich war.
Bittersüßes Coming of Age um ein exotisches Paradies in der Bürgerkriegshölle mit „Dr. House“-Star Hugh Laurie als liebenswerter Poet.
Andrew Adamson, PNG/AUS/NZ 2012
ohne deutschen Start
Story: 1989. Auf der Salomoneninsel Bougainville tobt ein Bürgerkrieg um Unabhängigkeit. Tom Watts ist der letzte Weiße in einem kleinen Muschelbuchtdorf und beginnt in der verwaisten Schule den Kindern „Große Erwartungen“ vorzulesen. Die schlaue Mathilda ist begeistert, aber der Konflikt holt alle ein.
Von Thorsten Krüger
Kann ein Film, der „Mr. Pip“ heißt, gut sein? Aber ja. Und wie. Denn dieser Pip ist der Protagonist von Charles Dickens Romanklassiker „Große Erwartungen“, der als literarische Fantasie in ein unerwartet kraftvolles und poetisches, stark gespieltes Drama einfließt, das Aufmerksamkeit verdient (die bislang leider arg ausblieb) und Lloyd Jones’ gefeierten Roman von 2006, bis heute nicht auf deutsch verlegt, vollauf gerecht wird.
Das Spannendste an Axelle Carolyns selbst geschriebener Low-Budget-Geistergeschichte ist ein vorübergehendes BBFC-Verbot wegen des angeblich zur Nachahmung anregenden Pulsadernaufschneidens der Protagonistin im Prolog. Statt Schnittauflagen nachzugeben, entfernte Carolyn die Szene kurzerhand. Hätte sie nur die dialoglastigen Längen gleich mitgelöscht. Aber selbst dann würde es dem Debüt der bislang in „Doomsday“ und „Centurion“ aufgetretenen Nebendarstellerin noch an Überzeugungskraft mangeln.
Zum Weinen traurig: persönliche Rekapitulation des Lebens in einem Flüchtlingslager und des Schicksals der Palästinenser.
aka Alam laysa lana, Mahdi Fleifel, GB/RL 2012
Kinostart: 18.09.2014
Story: Im 1948 gegründeten libanesischen Flüchtlingslager Ain El-Helweh nahe Sidon leben seit sieben Jahrzehnten fast 100.000 Palästinenser wie in einem Gefängnis. Mahdi Fleifel wuchs dort auf und kehrt immer wieder zurück, zu seinem Großvater und seinem Freund Abu Eyad, der frustriert jede Hoffnung verliert.
Von Thorsten Krüger
Weitab von aktivistischem Agitprop erzählt Mahdi Fleifel ganz intim und überragend die eigene Geschichte, die seiner Freunde und seines Volkes mit über Jahrzehnte gesammelten Privatmaterial und Aufnahmen aus wiederholten Besuchen in dem Lager. Ein reflektiertes Home Video, das bewegend, nachdenklich und sensibel hinter Stereotypen und Ideologisierungen blickt: Ein bedrückendes Porträt des Lebens in schäbigen, engen Gassen.
22 Tage Krieg: Zwei Reporter schildern schonungslos ehrlich, wie sie das menschliche Leid der Zivilbevölkerung in Gaza erlebten.
Abdallah Omeish, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Im November 2008, als die Welt gerade mit der Finanzkrise beschäftigt ist, erschüttern israelische Luftangriffe den Gazastreifen. Lediglich die beiden CNN-Reporter Ayman Mohyeldin und Sherine Tadros sind zufällig vor Ort und berichten trotz Nachrichtensperren von Bombardements auf Wohngebiete und UN-Gebäude.
Von Jochen Plinganz
Der Anlass könnte nicht aktueller sein: All die Zerstörung, die Abdallah Omeish, Co-Realisator der HBO-Mini-Serie „Augenzeugen“, in seiner Doku über die Erfahrungen der beiden damaligen CNN-Reporter zeigt, ist nur ein Vorgeschmack auf das, was sich dort momentan abspielt. Der US-Ägypter Ayman Mohyeldin und seine damals neue, britische Kollegin Sherine Tadros legen offen persönliches Zeugnis blanken Grauens ab.
Das bittere, erschütternd lapidare Melodram eines Palästinensers spiegelt die aussichtslose Gesamtlage des Nahostkonflikts.
Hany Abu-Assad, PS (AUT) 2013
ohne deutschen Start
Story: Der junge palästinensische Bäcker Omar klettert täglich über den israelischen Grenzwall des Westjordanlandes, um seine heimliche Geliebte Nadja zu treffen. Ihr Bruder Tarek erschießt mit Amjad und ihm einen Kontrollposten, Omar wird vom Militär gefangen, gefoltert und muss als Spion Tareks Kopf liefern.
Von Sir Real
Wie Israel einen jungen Palästinenser in ein tödliches Spiel zwingt und damit dessen Leben und Liebe ruiniert, schlüsselt Hany Abu-Assad auf, der mit dem Selbstmordattentäterdrama „Paradise Now“ 2005 weltweit Aufsehen erregte. Das für den Auslandsoscar nominierte Schicksal schnürt mit belastender Bitterkeit und Straßenrealismus-Thrill die Kehle zu, wenn einem ganz normalen Teenager konsequent die Lebenslust genommen wird.
Christian Zübert, D 2014
Kinostart: 23.10.2014, DVD/BD-Start: 26.03.2015
Hannes, gespielt von Florian David Fitz aus „Jesus liebt mich“, hat ALS – Amyotrophe Lateralsklerose, die unheilbare Muskellähmung, an der auch Stephen Hawking leidet. Er platzt damit beim Familientreffen raus und radelt mit seinen erwachsenen Geschwistern und deren Anhang am nächsten Morgen in die Niederlande, wo er Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Und dem am Drehbuch beteiligten Christian Zübert („Dreiviertelmond“) fällt absolut nichts ein, um die Rad-Movie-Dramödie, die komödiantisch mit platt und bewegend mit bemüht vertauscht, mehr als zäh und so gerade noch annehmbar zu gestalten.
Dem kompromisslosen Konfrontationskurs eines „12 Years a Slave“ setzt dieses gefühlsvolle Historienmelodram um den Menschenrechtskampf einer Mulattin in England emotionale Überwältigung entgegen.
Finsteres Indie-Psychodrama, das sich mit dem Terror eines unheimlichen Wesens zum blanken Hör-Horrortrip ausformt.
Of Silence, Jeremiah Sayys, USA 2014
DVD/BD-Start: 09.04.2015
Story: Nachdem er seine Frau brutal ermordet vorgefunden hat, kehrt Colby in ihr gemeinsames Haus in Kalifornien zurück, wo er sich in depressiven Erinnerungen vergräbt. Von gelegentlichen Besuchen anderer Angehöriger abgesehen, ist er allein. Und hört immer bedrohlichere, monströse Geräusche.
Von Jochen Plinganz
Der rührige Jeremiah Sayys hat offenbar noch einiges vor und zwei Lenze nach dem (von ihm nur geschriebenen und produzierten) Familienabenteuer „The Legends of Nethiah“ (deutsch in eindeutiger Absicht „Die Chroniken von Phantasia“ betitelt) einen gewaltigen Qualitätsschritt nach vorne unternommen. Was noch keinen Meisterregisseur aus ihm macht, aber einen versierten Könner mit Talent zu mehr.
James Ward Byrkit, USA 2013
Kinostart: 25.12.2014, DVD/BD-Start: 20.03.2015
Ohne große Kohärenz: Etwas dünn fabuliert der Spielfilmerstling des „Rango“-Autoren James Ward Byrkit als Intellektuellen-Fassung einer „Twilight Zone“-Episode von acht bei einer Dinner Party versammelten, schrecklich hippen Typen, die eine Nacht durchstehen müssen, in der der nur alle 100 Jahre vorbeifliegende Millersche Komet einige merkwürdige Raumzeit-Phänomene auslöst. Alles, was der wundervolle „+1“ (deutsch: „Party Invaders“) letzte Saison so vielschichtig ausgestaltet hat, findet sich hier als anstrengend anspruchsvolles Kammerspiel wieder – nur halb so aufregend.