The Walking Dead (5. Staffel)

Jage oder werde gejagt, lautet das aktuelle Motto der blutsatten Zombie-Serie, die Illusionen zerstört, aber eine neue Zuflucht vorstellt

The Walking Dead (5. Staffel) Cover

The Walking Dead (Season 5), Frank Darabont (Creator), USA 2014-2015
DVD/BD-Start: 16.11.2015
Story: Rick & Co. sind auf der Schlachtbank der Kannibalen von Terminus gelandet. Sie brechen mit Guerilla-Methoden aus, finden sich nach und nach wieder, gastieren bei einem mysteriösen Priester, duellieren mit einer Polizeidiktatorin im Grady Memorial Hospital in Atlanta und stoßen auf die Alexandria Safe Zone.
Von Thorsten Krüger

Auch in den weiteren 16 Episoden der direkt an Staffel 4 anschließenden AMCs „The Walking Dead“ gibt es unter Frank Darabonts hochwertiger Anleitung keine Untoten-Seifenoper, sondern ein Horrordrama, das seine wenigen Überlebenden als eingeschworene Gemeinschaft mit langem Atem durch ein postapokalyptisches Amerika schickt, das verfallende und verwildernde Umland von Atlanta, kampfmüde und beständig auf der Suche nach Asyl.

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Alleluia – Ein mörderisches Paar

Amour transgressive: ein Mörderpärchen in einem fiebrigen Borderliner-Psychodrama mit True-Crime-Ambiente

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Alléluia, Fabrice Du Welz, B/F 2014
DVD/BD-Start: 07.10.2015
Story: Als die von ihrem Mann verlassene Pathologin Gloria sich durch eine Partner-Annonce heillos in den Hochstapler Michel verliebt, lässt sie ihre Tochter bei einer Nachbarin und zieht mit dem manischen Verführer los, um dessen Heirats-Opfer, die er um ihr Vermögen erleichtern will, eifersüchtig zu zerstückeln.
Von Jochen Plinganz

„Alléluia“, der mit dem regengrauen Cop-Thriller „Colt 45“ zweite Output im Jahre 2014 des belgischen Extremfilmers Fabrice Du Welz („Vinyan“), ist eine krude Ode an zwei Sexualgewalttäter und verlagert die bereits mehrfach adaptierte Geschichte der Lonely Hearts Killers Martha Beck und Raymond Fernandez ins französischsprachige Europa – eine fanatische Psychopathen-Triebbeziehung in flirrend-grobkörniger 16mm-Rohheit.

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Breathe

Eine Mädchen-Freundschaft, die erst beinahe Liebe, dann aber Hass gebiert, verdunkelt ein Coming of Age zum Psychodrama

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Respire, Mélanie Laurent, F 2014
ohne deutschen Start
Story: Nach der Trennung ihrer Eltern findet die einzelgängerische, 17-jährige Charlie in der neuen, schnell beliebten Klassenkameradin Sarah eine attraktive Freundin, mit der sie die Sommerferien an der Küste verbringt. Als sie hinter Sarahs Geheimnis kommt, beginnt diese sie unerbittlich und bösartig zu mobben.
Von Sir Real

Die nach „The Adopted“ zweite Regiearbeit der französischen Schauspielerin Mélanie Laurent, bekannt für „Inglorious Basterds“ und „Enemy“, nimmt sich des Bestsellers „Dich schlafen sehen“ von Anne-Sophie Brasme an und sondiert in „Breathe“ die dunklen Seiten einer passionierten Freundschaft. Ein nachvollziehbares, sehr echt gespieltes Adoleszenzdrama, das eine erst zärtliche, schließlich zerstörerische Beziehung auskostet.

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Gangnam 1970

Gangnam 1970 Cover

aka Gangnam Blues, Ha Yoo (Yu Ha), ROK 2015
ohne deutschen Start

Südkoreas blut- und gewaltgetränkte Landesgeschichte verdichtet Yu Ha mit dem Entstehungs-Mythos von Seouls Gangnam, seit Psys Hit „Gangnam Style“ der zweifellos berühmteste Distrikt der Hauptstadt. Mit der stylishen Gangster-Saga im 70ies-Period-Look kehrt Yu zum organisierten Verbrechen von „A Dirty Carnival“ (dt: „Straßen der Gewalt“) zurück und dichtet in „Gangnam 1970“ eine, allerdings wenig originelle, Brüderballade, deren Tragik sich diesmal nicht aus der Separation in Nord und Süd (wie „Brotherhood“), sondern der in zwei verfeindete Syndikate speist.

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Die Wochenstarts vom 26.03.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Das andere Rom
Sacro GRA ist ein Autobahnring um die Ewige Stadt, das meist sehr banale Leben im Abgasgemisch und Verkehrslärm dort könnte kaum ferner vom Dolce Vita sein.

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Ein Junge namens Titli

In dem nur phasenweise eindringlichen indischen Noir-Drama im Arthausmodus lassen die inneren Konflikte unbeteiligt

Ein Junge namens Titli Cover

Titli, Kanu Behl, IND 2014
Kinostart: 28.05.2015
Story: Titli ist der Jüngste einer Kriminellen-Sippe aus Delhis Slumbezirk. Seine beiden Brüder zwingen ihn bei brutalen Überfällen mitzuwirken. Als er fliehen will, zwangsverheiraten sie ihn mit Neelu. Mit der gleichermaßen unglücklichen Braut schließt er heimlich einen Pakt, der Verwandtschaft zu entkommen.
Von Jochen Plinganz

Obschon „Ein Junge namens Titli“ von Bollywood-Mogul Aditya Chopra koproduziert wurde, vertritt er eine Gegenästhetik zur Flamboyanz: Kanu Behl geht weiter seinem Doku-Realismus nach und bringt ein festivalkompatibles Arthaus-Sozialdrama mit Film-Noir-Handlung an. Eigentlich eine feine Kombination, wenn es nicht schlechtweg unmöglich wäre, für Menschen Mitleid zu empfinden, die selbst kein Mitleid kennen.

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Spring

Eine lebensgefährliche Liebe in poetisch-morbidem Euro-Flair: eigenwillig schöne, berückende Indie-Horror-Romanze

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Justin Benson, Aaron Moorhead, USA 2014
DVD/BD-Start: 24.09.2015
Story: Erschüttert vom Krebstod seiner Mutter und nach einer Kneipenschlägerei polizeilich gesucht, fliegt Evan kurzerhand nach Italien, um eine Auszeit zu nehmen. In einem malerischen Küstenstädtchen jobbt er als Bauerngehilfe und verliebt sich in die verführerische Louise, die ein mörderisches Geheimnis birgt.
Von Gnaghi

Man stelle sich „Interview mit einem Vampir“ im Stile von Linklaters „Before Sunrise“ vor; oder wenn Leos Carax „Lady Dracula“ von Jean Rollin adaptiert hätte – dann kommt man der poetischen Indie-Romanze mit dem erotischen Todeshauch von Tourneurs „Katzenmenschen“ schon näher. Justin Benson und Aaron Moorhead, die mit dem beunruhigenden „Resolution“ debütierten, bekennen in „Spring“: Liebe ist die seltsamste Kreatur.

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Clown

Ein Fundstück: Von Eli Roth produzierter Body Horror um einen Mann, der zum kinderfressenden Monster mutiert

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Jon Watts, USA/CDN 2014
DVD/BD-Start: 01.03.2016
Story: Als der Überraschungsclown absagt, zieht der liebende Familienvater und Immobilienmakler Kent ein solches Kostüm aus der Truhe eines leerstehenden Hauses an, um seinem Sohn eine Geburtstagsfreude zu bereiten. Nur um festzustellen, dass er es nicht mehr ausziehen kann und sich in eine Chimäre verwandelt.
Von David McAllan

Kein Scherz: Das Horrordrama um Dummo the Clown ist kein Slasher-Trash mit Killer-Kaspern, sondern eine tragische Transformation, die ihre originelle Ausgangsidee (fast) bis zum bitteren Ende intensiv und emotional sensibel ausführt, ohne Schrecken und Blutzoll abzukürzen. Die nicht kafkaeske, sondern dämonische Verwandlung basiert auf einem Fake-Trailer, den Jon Watts und Christopher D. Ford 2010 ins Netz stellten.

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Dragon Blade

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Tian jiang xiong shi, Daniel Lee, CHN 2015
DVD/BD-Start: 29.01.2016

Die in China so frequentierte Disziplin der Historienactionepen hat Daniel Lee („Black Mask“, „Three Kingdoms“) auf einen ergriffenen Nationalgesang um interkulturelle Freundschaft und soldatische Primärtugenden wie Loyalität und Opferbereitschaft angewandt. Jackie Chan schaltet trotz einiger tragikomischer Aspekte vorwiegend in den dramatisch-ernsten „Police Story“-Gang. Wie mehrfach erprobt, schmückt sich auch der Blockbuster „Dragon Blade“ mit Hollywoodgrößen – John Cusack („2012“) und Adrien Brody („Grand Budapest Hotel“) – zur besseren weltweiten Verwertbarkeit.

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Mara und der Feuerbringer

Die deutsche Teenkomödie plus Mythenfantasy ist cleverer als andere Zielgruppenstullen, hat mithin Charme, aber keine Würde

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Tommy Krappweis, D 2015
Kinostart: 02.04.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015
Story: Die 15-jährige Münchner Schülerin Mara leidet unter ihrer Esoterik-Mutti und Weltuntergangs-Visionen von Drachen und nordischen Göttern. Mit Mythologie-Professor Weissinger reist die übersinnlich begabte Seherin durch die Zeit zu Gott Loki und dem Feuerbringer, um das drohende Ragnarök zu vereiteln.
Von Thorsten Krüger

„Bernd, das Brot“-Autor Tommy Krappweis verfilmt Teil eins seiner eigenen Jugendbuch-Roman-Trilogie, eine Teen-Fantasy mit Zeitreisethematik wie die „Liebe geht durch alle Zeiten“-Reihe („Rubinrot“, „Saphirblau“), aber lange nicht so hohl wie diese. Die komische Mythenschau ins Reich von „Thor“ & Co. hat viele Promis, Köpfchen und Charme, strebt aber würdelos durch die Fährnisse teutonischer Reißbrett-Teenproduktionen.

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Die Wochenstarts vom 19.03.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Die Bestimmung – Insurgent
Shootingstar Shailene Woodley versucht im zweiten Teil von Veronica Roths Teenie-Dystopie vergeblich vor versammelten Zukunftsklischees zu fliehen.

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Monsters: Dark Continent

Das aufgesetzte Sequel zum SF-Roadmovie ist ein weitgehend uninteressanter Kriegsfilm wie aus aktuellen Nahostkonfliktherden

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aka Monsters 2: The Dark Continent, Tom Green, GB 2014
DVD/BD-Start: 26.08.2015
Story: Zehn Jahre nach der Erstinfektion haben sich außerirdische Tentakelriesen im Nahen Osten ausgebreitet. Die Detroiter Jungs Parkes, Maguire, Williams und Frater werden im Rahmen einer Kriegsmission in der „Infected Zone“ stationiert und geraten beim Einsatz im Feindesland in einen Hinterhalt lokaler Warlords.
Von Max Renn

Ohne die Aliens, die sich meist als Schemen am Horizont tummeln, wäre der Nachfolger zu Gareth Edwards Low-Budget-Wunder „Monsters“ von 2010 nicht auszuhalten. Aus der hypnotischen Odyssee durch Mexiko ist beim britischen TV-Serienregisseur Tom Green ein Kriegsfilm geworden, der Mittelamerika mit dem Nahen Osten eintauscht, in aufdringlicher Kenntlichmachung der US-Einsätze in Irak und Afghanistan.

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The Lovers

The Lovers Cover

Roland Joffé, B/IND/AUS 2015
ohne deutschen Start

Was immer man von „Cloud Atlas“ halten mag, die durch Raum und Zeit verflochtenen Epochen-Episoden waren visionär, kühn und finanziell aufwändig. „The Lovers“ vom Briten Roland Joffé um die magische Wirkung eines geheimnisvollen, zweiteiligen Rings, der Liebende für immer vereint, ist nichts davon: Josh Hartnett („Pearl Harbor“) findet in einer Doppelrolle als Archäologe der SciFi-Zukunft mit seiner Frau (Tamsin Egerton, „Love, Rosie“) besagten Ring am Meeresgrund, fällt ins Koma und durch die Zeit ins Indien anno 1778, wo er mit falschem schottischen Akzent als britischer Offizier der East India Company Zeuge eines Königs-Putsches wird.

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The Cobbler

In der magisch-realistischen und liebenswert nostalgischen Fantasykomödie wird Adam Sandler rührend zum Pate einfacher Leute

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aka Cobbler – Der Schuhmagier, Thomas McCarthy, USA 2914
DVD/BD-Start: 04.05.2015
Story: Der abgehängte Trott des jüdischen Schusters Max in seiner Klitsche der Lower East Side erhält schlagartig Schwung, als er im Keller eine wundersame Nähmaschine entdeckt, mit der er die Gestalt seiner Kunden annimmt, solange er deren Schuhe anzieht. Damit kommt er lokalen Kriminellen in die Quere.
Von David McAllan

So einfühlsam wie sein Indie-Debüt, die New-Jersey-Tragikomödie „Station Agent“, ist Thomas McCarthys vierter Regie-Job „The Cobbler“ zwar nicht. Seine Vorliebe für Sozialdramen mit Herz für den kleinen Mann äußern sich in einer Fantasykomödie zum Schmunzeln und Liebhaben, an der die US-Kritik kaum ein gutes Haar ließ, damit dem rührenden, topbesetzten Wunderspaß des magischen Realismus aber nicht gerecht wird.

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In meinem Kopf ein Universum

Gefangen im eigenen Körper: Trocken-dokumentarisch, aber liebevoll-berührend fasst die polnische Tragikomödie ein schweres Los zusammen

In meinem Kopf ein Universum Cover

Chce sie zyc, aka Life Feels Good, Maciej Pieprzyca, PL 2013
Kinostart: 09.04.2015, DVD/BD-Start: 07.09.2015
Story: Polen, 1987. Mateusz, das dritte Kind einer Arbeiterfamilie, leidet an einer zerebralen Bewegungsstörung und kann nicht sprechen, weshalb die Ärzte ihn als geistig behindert einstufen. Ein halbes Leben wird er daheim, später in einem Heim gepflegt, bis man 2008 zufällig einen Kommunikationstest vornimmt.
Von Caroline Lin

Basierend auf einem wahren Schicksal – das Ende zeigt den echten Przemek – fügt sich das trotz eines 25-jährigen Leidenswegs von einem, der sich anderen nicht mitteilen kann, verblüffend leichte, humorvolle und unsentimentale Drama „In meinem Kopf ein Universum“ vom Krakauer Film- und Fernsehregisseur Maciej Pieprzyca in die Tradition von „Schmetterling und Taucherglocke“, „Zeit des Erwachens“ und „Mein linker Fuß“.

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Judgment

Durchwachsenes, arthaussprödes Vater-Sohn-Drama, das sich mit Thriller, Peripherieporträt und Vergangenheitsbewältigung zu viel vornimmt

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aka Judgment – Grenze der Hoffnung, Sadilishteto, Stephan Komandarev, BG/D/HR 2014
Kinostart: 23.04.2015, DVD/BD-Start: 20.11.2015
Story: Mityos Milchbetrieb ist pleite und sein Haus hat eine Hypothek, die der frische Witwer nur bedienen kann, wenn er für einen reichen Ex-Hauptmann Flüchtlinge über die Berggrenze in die EU schmuggelt. Mityos Sohn Vasko macht ihm derweil schwere Vorwürfe und entdeckt ein belastendes Geheimnis.
Von Thorsten Krüger

Der Ausgangspunkt des bulgarisch-deutsch-kroatisch-mazedonischen EU-Puddings „Judgment“ ist ein Wirtschafts- und Bankrottdrama im Zeichen der Euroflagge, ein Finanzkrisenfilm, der jedoch kein Gleichnis wie „Leviathan“ oder eine Bildverführung wie „Lost River“ hervorbringt, auch wenn er es wohl gerne täte, sowie im Kontrast zu Goslings surrealem Poem am anderen Ende der Skala, am nüchternen Realismus, siedelt.

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Lost River

Kino als Hypnosemaschine: Ryan Goslings auratisches Autorenkunstdebüt durchbricht mit mystischer Bildintensität einen Kleinstadtfluch

Lost River Cover

Ryan Gosling, USA 2014
Kinostart: 28.05.2015, DVD/BD-Start: 08.10.2015
Story: Bones, der ältere Sohn der alleinerziehenden Billy, erfährt durch Außenseiterin Rat von einem Fluch, der über ihrer verfallenen Stadt liegt. Während die verschuldete Billy einen Job im bizarren Nachtclub des perversen Bankers Dave annimmt, flieht Bones vor dem brutalen Bully, um den Alptraum zu beenden.
Von Thorsten Krüger

Der gefragte Schauspieler Ryan Gosling („Blue Valentine“) macht es einem nicht einfach. Sein expressionistisches Regiedebüt „Lost River“ ist eine tiefe Verbeugung vor Nicolas Winding Refn, für den er für „Drive“ und „Only God Forgives“ vor der Kamera stand, mehr aber noch vor David Lynch, dessen Motivik aus „Twin Peaks“ und „Blue Velvet“ durchscheint. Im rätselhaften Bilderreigen erweist sich die Story als Achillesferse.

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Grace

Schonungslos ehrliches, zugleich sympathisch-berührendes (Frauen)Drama um eine Alkoholikerin und die Heilung tiefer Wunden

Grace Cover

Heath Jones, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Als die junge Säuferin Grace mit schwerem Hangover an einem fremden Strand einer Florida-Kleinstadt fern von daheim erwacht und später volltrunken einen Polizisten angreift, muss sie vor Ort 90 AA-Treffen absolvieren. Obschon in der fürsorglichen Obhut von Café-Besitzerin Sonia, trinkt sie weiter.
Von Caroline Lin

Die hohe Kunst von Heath Jones’ Langfilmdebüt ist es, mit einer echten Unsympathin als Hauptfigur einen bewegenden Film hinzulegen und obendrein mit ihr zu fühlen. Hut ab. Allerdings sind die authentischen Darbietungen in „Grace“ – nicht zu verwechseln mit dem gleichlautenden Dämonenschocker „Grace – Besessen“ – einfühlsam in ein undidaktisches, psychologisch superbes Konzept einer Lebenstherapie eingebettet.

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Mein Herz tanzt

Der Lebensweg eines Palästinensers in Israel ist eine witzige Rhapsodie in Moll, die mit menschlicher Größe sanft nahegeht

Mein Herz tanzt Cover

Dancing Arabs, Erin Rilkis, IL 2014
Kinostart: 21.05.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015
Story: Anfang der 80er Jahre erweist sich Palästinenser Eyad als junges Genie, das später als einziger Araber in einer Jerusalemer Eliteschule aufgenommen wird. Er passt sich an, pflegt eine heimliche Liebe zu Mitschülerin Naomi, betreut den gelähmten Yonatan – und gerät schmerzhaft zwischen zwei Kulturen.
Von Sir Real

Dancing Arab: Kein Araber tanzt wirklich im neuen Film von Eran Riklis, der damit nach seinem ungewohnt schwachen „Zaytoun“ wieder zu alter Stärke von „Die syrische Braut“ und vor allem dem thematisch vergleichbaren „Lemon Tree“ findet. Vielmehr vollführt ein junger Palästinenser einen gefährlichen Eiertanz zwischen arabischer und jüdischer Kultur, zwischen seinen Identitäten auf, eine fortwährende Verleugnung seiner selbst.

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The Gunman

Euro-Actionthriller, der sein Politthema nur als Exploitationsbasis für einen Army-(Nah)Kampf mit Sean Penn nutzt

The Gunman Cover

Pierre Morel, E/GB/F 2015
Kinostart: 30.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Story: Vor acht Jahren assassinierte Söldner Jim in einer Black Op den Bergbauminister des Bürgerkriegslandes DR Kongo, weshalb er seine Geliebte Annie verlassen musste, die in Partner Felix’ Armen landete. Nun eliminiert Jims Ex-Auftraggeber alle Mitwisser von einst: Killer jagen ihn und Annie durch Barcelona.
Von Jochen Plinganz

Pierre Morel, Vollstrecker der grimmig-hyperbrutalen „96 Hours/Taken“-Reihe, kann Action und sonst wenig. Da trifft es sich schlecht, dass die Noir-Vorlage des französischen Krimiautoren Jean-Patrick Manchette („Wespennest“) viel Wert auf komplexe Charaktere, Stimmungslagen und politischen Kontext legt. Die sind in „The Gunman“ ungelenkes Exploitationsmaterial zwischen Actionthriller-Anfällen mit wummernden Waffen.

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Camp Evil

Camp Evil Cover

Welp, aka Cub, Jonas Govaerts, B 2014
DVD/BD-Start: 24.04.2015

Folk-Horror-Masken sind derzeit der letzte Genre-Schrei (siehe „Blackwood“). Auch im ehrgeizigen Feriencamp-Slasher des Belgiers Jonas Govaerts versprechen sie im Verbund mit Kameraarbeit und 80er-Synthie-Leitthema wesentlich mehr, als der Thriller nach Schlitzermuster mit Horror-Touch halten kann. „Camp Evil“ (danke für diesen dummen „deutschen“ Titel!) hat kaum Gespür für Charaktere, kann sich in seine Kids nicht einfühlen wie Guillermo del Toro mit „The Devil’s Backbone“ oder „Pans Labyrinth“, und auch moralische Verwerfungen sowie die Faszination am Bösen nicht ausloten – wie Govaerts Landsmann Fabrice du Welz („Calvaire“), dem er offensichtlich nachstrebt.

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Die Wochenstarts vom 05.03.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Das gelackte Hochglanz-Best-of des Schwarzen Kontinents feiert dessen Premium-Natur als familienfreundliche Hymne auf die Freude am Leben.

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Chappie

Neill Blomkamps dritte Dystopie – verkappter Familienkitsch mit Gangsta-Clowns und puppenspielendem RoboCop-Baby?

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Neill Blomkamp, MEX/USA 2015
Kinostart: 05.03.2015, DVD/BD-Start: 09.07.2015
Story: Johannesburg 2016. Die Firma TetraVaal Robotic hat die Polizei mit der weltersten Robotereinheit versorgt. Als Programmierer Deon eine neue KI entwickelt, stehlen Gangster das Chassis mit dem Verstand eines Babys und erziehen ihn zum Verbrecher. Auf diese Gelegenheit hat Deons Rivale Moore gewartet.
Von Max Renn

Tendenz: stetig bergab. Nach seinem gefeierten Einstand „District 9“ konnte der Südafrikaner Neill Blomkamp mit „Elysium“ nur noch halb überzeugen, bleibt in „Chappie“ seinem Metier der Science-Fiction-Dystopie treu, kehrt nach Johannisburg zurück und versagt über weite Strecken, das Leben eines Homie-Bots zu gestalten – zu bunt-skurril ist seine SF-Thriller(-Komödie), und bisweilen unpassend trashig cartoonesk.

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10 Milliarden

10 Milliarden Cover

10 Milliarden – wie werden wir alle satt?, Valentin Thurn, D 2015
Kinostart: 16.04.2015

Als Erzähler, Kommentator und Interviewer führt Autor/Regisseur Valentin Thurn durch den Nachfolger seines schonungslosen „Taste the Waste“. So eindrücklich er 2011 die globale Lebensmittelverschwendung anprangerte, kann er in seiner zweiten Doku „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“ die Frage der Versorgung von im Jahr 2050 erwarteten zehn Milliarden Menschen nicht beantworten. Einmal, weil seine einschläfernde Stimme (er hätte sich wirklich einen professionellen Sprecher leisten sollen) sich zum saumseligen Stil addiert.

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