ohne deutschen Start
Was immer man von „Cloud Atlas“ halten mag, die durch Raum und Zeit verflochtenen Epochen-Episoden waren visionär, kühn und finanziell aufwändig. „The Lovers“ vom Briten Roland Joffé um die magische Wirkung eines geheimnisvollen, zweiteiligen Rings, der Liebende für immer vereint, ist nichts davon: Josh Hartnett („Pearl Harbor“) findet in einer Doppelrolle als Archäologe der SciFi-Zukunft mit seiner Frau (Tamsin Egerton, „Love, Rosie“) besagten Ring am Meeresgrund, fällt ins Koma und durch die Zeit ins Indien anno 1778, wo er mit falschem schottischen Akzent als britischer Offizier der East India Company Zeuge eines Königs-Putsches wird.
Verfolgt von den Häschern eines skrupellosen Usurpators, eskortiert er eine Prinzessin (Bipasha Basu, „Dhoom“) nach Bombay, womit sich Liebesmelodram und Abenteueraction in fader Konventionalität addieren. Was „The Lovers“ für ein Gefühlsgedicht hätte werden können, wird wohl auf immer Joffés Geheimnis bleiben. Der Londoner Meister des epischen Historiendramas um Männer in fremden Ländern wurde für sein Völkermord-Report „The Killing Fields“ und später „The Mission“ einst mit Preisen überhäuft. Sein letzter bedeutender Film liegt 15 Jahre zurück, das luxuriös ausgestattete Hof-Moralstück „Vatel“. Danach kamen Reinfälle wie der Folterkeller-Quark „Captivity“.
Selbst mit „There Be Dragons“ über dem spanischen Bürgerkrieg hatte Joffé noch mehr Saft, als in dem Routinewerk, das zu wenig erklärt und einen unbeteiligt lässt, weil er nicht einmal mehr optisch etwas aus vorhandener Pracht und Dekor macht. Mit „The Lovers“ zeigt sich der früher so politisch aufklärerische Veteran nur noch als ein Schatten seiner selbst. Anschauungsmaterial zur Orientierung hätte er genug, ob die brasilianische Klassenkampf-Volksparabel in Animationsformat „Rio 2096“, oder die 1996 so erfolgreiche südkoreanische Fantasylovestory „The Gingko Bed“.
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