Die Wochenstarts vom 30.04.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Eden – Lost in Music
Wirklichkeit und Fiktion umschlingen sich eng im Rave-Rückblick darauf, wie der Techno nach Paris kam und in den 90ern der „French Touch“ um Daft Punk entstand.

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Das Zimmermädchen Lynn

Reduktionistische Zwangsneurotiker-Studie, die stilbewusst, aber distanziert die Obsessionen einer knapp 30-Jährigen schildert

Das Zimmermädchen Lynn Cover

Ingo Haeb, D 2014
Kinostart: 28.05.2015
Story: Die einzelgängerische Putz-Neurotikerin Lynn jobbt nach einem Nervenklinikaufenthalt wieder als Zimmermädchen im Hotel Eden, wo sie unter Betten kriecht, um heimlich Gäste zu beobachten. Dabei entdeckt sie Hobby-Domina Chiara, ist hingerissen und ordert eine Nacht mit dem selbstbewussten Call Girl.
Von Sir Real

Die Psychostudie nach dem 2008 erschienenen Kurzroman „Das Zimmermädchen“ von Markus Orths verheißt Vielversprechendes, alldieweil Ingo Haeb, Regisseur der Dramen „Neandertal“ und „Sohnemänner“ auch das Script zur Mockumentary „Fraktus“ schrieb. Und zumindest stilistisch kann „Das Zimmermädchen Lynn“ auch interessieren, nicht jedoch für die Erlebnisse und Innenwelten seiner unzugänglichen Protagonistin.

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Gefühlt Mitte Zwanzig

Ben Stiller und Naomi Watts in einer harmlosen Generationen-Dramödie um Sinnsuche, Alter(n) und Wahrheits-Begriffe

Gefühlt Mitte Zwanzig Cover

While We’re Young, Noah Baumbach, USA 2014
Kinostart: 16.07.2015
Story: Das Leben des kinderlosen Mittvierziger-Paars Josh und Cornelia steckt in einer reizlosen Sackgasse, in der sich die Bekanntschaft mit dem Mittzwanziger-Hipster-Paar Jamie und Darby als Jungbrunnen erweist. Josh ist von Jamie begeistert – bis er merkt, dass der ihn aus gutem Grund um den Finger wickelt.
Von Max Renn

Kindmänner und Mängelexemplare über 40 sind derzeit die Essenz amerikanischer Komödien. Besonders Ben Stiller hat sich auf den Typus des unreifen Mittelklasse-Losers spezialisiert, der sich nach Wahrhaftigkeit sehnt, was in „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ weit köstlicher geschah, als in „Gefühlt Mitte Zwanzig“, der die Midlife-Crisis auf ein Pärchen ausweitet zu einem Porträt verunsicherter Individuen.

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Alex of Venice

Angenehme Indie-Dramödie, in der Mary Elizabeth Winstead auf emotional-nachdenklicher Selbstentdeckung zu großer Form findet

Alex of Venice Cover

Chris Messina, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Aus Frust über seine undankbare „Hausfrauen“-Rolle nimmt sich George eine Ehe-Auszeit, womit Umweltanwältin und Workaholic Alex mit ihrem alternden Vater Roger und dem schulpflichtigen Sohn Dakota überfordert ist. Dazu stehen ihre lebenslustige Schwester Lily und private Veränderungen vor der Tür.
Von David McAllan

Der vielbeschäftigte Schauspieler Chris Messina („Cake“, „Argo“, „Vicky Cristina Barcelona“) lässt in seinem Regiedebüt Kollegin Winstead den Vortritt und dient in einer Nebenrolle als vor den Verhältnissen flüchtender Hausmann als Katalysator für eine Selbstfindung der reiferen Sorte, die sich nicht größer macht als sie ist und warmherzig die von Herausforderungen geprägte Suche nach Familie, Nähe und erfülltem Leben begleitet.

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Hyena

Hyena Cover

Gerard Johnson, GB 2014
ohne deutschen Start

Nach dem programmatischen „Tony – London Serial Killer“ bleibt der britische Auteur Gerard Johnson in den Eingeweiden der Stadt für einen Polizei-Noir mit vielen Qualitäten, mehr Drama als Thriller, eine atmosphärisch dichte (Psycho)Studie aus der Halbwelt, unterschwellig intensiv und ungemütlich gewalttätig, aber nie exzessiv (und selten on screen). Der im Retro-Design der Londoner Neon-Nacht auftretende „Hyena“ ist bei Scorseses „Mean Streets“ und Friedkins „French Connection“ in die Lehre gegangen, würzt beides mit einer Prise von Refns „Drive“.

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Die Wochenstarts vom 23.04.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Avengers: Age of Ultron
Comic-Wizard Joss Whedon managt auch Marvels zweite Star- und Effektschlacht um die Superheldenschar im Rumble mit allem, was die Welt zu zertrümmern trachtet.

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The Harvest

John McNaughton findet in einem solide abgründigen Thrillerdrama wieder zu seinen menschlichen Monstern zurück

The Harvest Cover

John McNaughton, USA 2013
ohne deutschen Start
Story: Die zur Waisen gewordene 14-jährige Maryann muss zu ihren Großeltern ziehen. In deren Nachbarschaft lebt der gelähmte Andy, der von seinen Eltern, der abweisenden Ärztin Katherine und ihrem Mann, gepflegt, medikamentiert und isoliert wird. Als einzige entdeckt Maryann sein grausiges Geheimnis.
Von Gnaghi

Für seine erste Kinoarbeit seit über zehn Jahren schwenkt US-Horrorauteur McNaughton nach einigen Auflockerungen zum Frühwerk zurück, wo er mit „Henry – Portrait of a Serial Killer“ das True-Crime-Subgenre quasi erfand. Dessen Blutzoll ist passé, aber die psychische Härte und die menschliche Grausamkeit, zu der Monster auf zwei Beinen fähig sind, ist dem langsam getakteten Psychothrillerdrama erhalten geblieben.

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The Reconstruction of William Zero

Indie-SciFi, die für wenig Geld ein Thrillerdrama um multiple geklonte Identitäten und existenzielle Schuldlast entwickelt

The Reconstruction of William Zero Cover

Dan Bush, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Nachdem er vor vier Jahren seinen eigenen kleinen Sohn auf dem Weg zur Arbeit totfuhr, klont sich William, Genetiker beim Forschungskonzern Next Corporation, in einem anonymen Vorstadthäuschen illegal selbst. Sein verstörtes Ebenbild bricht aus, um Williams Exfrau Jules aufzusuchen.
Von Jochen Plinganz

2007 war Dan Bush an dem originellen Triptychon „The Signal“ beteiligt, dann kam nichts Nennenswertes mehr von ihm. Das gilt auch für den unauffälligen „The Reconstruction of William Zero“, der unter der Haube allerdings eine ziemlich intelligente Story aufweist, die schizophren mit mehreren Klon-Persönlichkeiten spielt, aber zu Low Budget (und ohne jeden Effekt) ist, um die Replikanten-Mär wirklich packend zu gestalten.

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High Performance

High Performance Cover

Johanna Moder, A 2014
Kinostart: 07.05.2015, DVD/BD-Start: 20.11.2015

Im mit dem Max-Ophüls-Publikumspreis ausgezeichneten Spielfilmerstling „High Performance“ der Grazerin Johanna Moder, einer Liebeswirren-Komödie um zwei Brüder, die um die gleiche Frau konkurrieren, steckt ein handfestes Wirtschaftsdrama um Habsucht und Spionage. Ein paar Storystandards zu viel dominieren die Verwicklungen um den aus der Art geschlagenen Wiener Lebenskünstler Daniel, der seine Betriebswirt-Sippe und den Karriere-Bruder Rudi (Manuel Rubey aus „Braunschlag“) anpumpen muss, für diesen zunächst widerwillig dessen neue Kollegin Nora auf romantische Kopplungsfähigkeit ausspäht und sich dabei selbst in sie verguckt.

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Erinnerungen an Marnie

Erwachsen-entspanntes Jugend-Anime um eine sich beschaulich-schön entfaltende (Geister)Mädchenfreundschaft

When Marnie Was There Cover

Omoide no Mânî, aka When Marnie Was There, Hiromasa Yonebayashi, J 2014
Kinostart: 12.11.2015, DVD/BD-Start: 09.03.2016
Story: Aufgrund ihrer Asthmaanfälle wird die depressive Einzelgängerin Anna von ihren Pflegeeltern zur Erholung zu Onkel und Tante in ihrem Küstenhaus auf Hokkaido geschickt. Dort findet die 12-jährige eine verlassene Villa im Marschland, wo die gleichaltrige, blonde Marnie lebt. Beide freunden sich an.
Von Max Renn

„When Marnie Was There“ basiert auf dem vier Jahre nach seinem Erscheinen 1967 bereits in einer britischen Familienfernsehserie adaptierten Roman „Damals mit Marnie: Glückliche Ferien am Meer“ der 1988 verstorbenen englischen Kinder- und Jugendbuchautorin Joan G. Robinson. Miyazaki-Schüler Hiromasa Yonebayashi punktet nach seiner märchenhaften Däumeline-Fabel „Arrietty“ mit einem beschaulichen Coming of Age.

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Die Wochenstarts vom 09.04.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Cake
Wütend wettert sie als Schmerzpatientin in der Tragikomödie gegen die Welt: Glamour-Girl Jennifer Aniston gibt ihrem Image Saures als biestig-bissiger Therapeutenschreck.

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Fatal Frame

Japanische Coming-of-Age-Gothic, die faszinierend ein geisterhaftes Mysterium webt, ihren enormen Zauber aber wieder einbüßt

Fatal Frame Cover

Gekijô-ban: Zero, Mari Asato, J 2014
ohne deutschen Start
Story: Seit die von allen bewunderte Aya sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hat, sind Nonnen und Eleven einer Klosterschule nahe eines Bergstädtchens in Aufruhr. Als Asumi spurlos verschwindet und ihre Freundin Michi Geister sieht, verdichten sich Gerüchte um einen Fluch, der nur Frauen befällt.
Von Caroline Lin

„Fatal Frame“ – nicht zu verwechseln mit dem lausigen Giallo „Fatal Frames“ – ist die Verfilmung der bei uns als „Project Zero“ bekannten japanischen Survival-Horror-Adventure-Reihe, von dem Tecmo seit 2001 fünf Konsolengames programmiert hat. „Bilocation“-Regisseurin Mari Asato widmet sich dem geisterhaften Geheimnis femininer Adoleszenz, was ihr faszinierend kunstvoll gelingt, den Zauber aber nicht wahren kann.

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Run All Night

Im handfesten New Yorker Nacht-Thriller kämpft ein von Killern gehetzter Liam Neeson glaubhaft um das Leben seiner Angehörigen

Run All Night Cover

Jaume Collet-Serra, USA 2015
Kinostart: 16.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Story: Auftragskillerwrack Conlon wird von Mafiapate Maguire aus alter Freundschaft geduldet. Damit ist es vorbei, als Conlon Maguires psychotischen Filius tötet, bevor dieser seinen Sohn Mike erschießen kann. Maguire schwört Rache: Auftragskiller jagen die beiden zur Großfahndung Ausgeschriebenen.
Von David McAllan

Atemlos durch die Nacht: Mit der Actionroutine von „Unknown Identity“, aber von „Auge um Auge“-Autor Brad Ingelsby weniger ambitioniert als „Non-Stop“ geschrieben, geht die dritte Kooperation von Liam Neeson und Jaume Collet-Serra auf eine Hetzjagd durch New York. Der Nacht-Thriller „Run All Night“ beherrscht sein moderat modernisiertes Old-School-Handwerk und erzielt mehr Tiefe als eigentlich vorhanden.

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From the Dark

From the Dark Cover

Conor McMahon, IRL 2014
ohne deutschen Start

„From the Dark“ mutet wie ein Low-Budget-Erstling an, eine solide Fingerübung mit einem Szenario, das auf einen Bierdeckel passt. Zur Marginalie wird er durch die Tatsache, dass der Ire Conor McMahon u.a. bereits den derangierten Untoten-Slapstick „Dead Meat“ sowie die Zombie-Clown-Komödie „Stitches“ auf dem Konto hat. Der humorfreien Nacht-Attacken-Thriller implodiert als Szenario, dessen Erschaffer beim nächsten Mal dringend ein Drehbuch heranziehen sollte.

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Die Wochenstarts vom 02.04.2015

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Mathieu Amalrics kryptische Adaption eines Georges-Simenon-Romans zerschlägt einen Krimi in Tausend unverständliche Splitter. Umgekehrt wäre ein Schuh daraus geworden.

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Fast & Furious 7

Im siebten Spektakel der Retorten-Franchise setzt es sinnfreie Destruktion Deluxe und Familienkitsch zum Abschied von Paul Walker

Fast & Furious 7 Cover

Furious 7, James Wan, J/USA 2015
Kinostart: 01.04.2015, DVD/BD-Start: 13.08.2015
Story: Alte Sünden holen die PS-Crew ein, als Ian, der böse Bruder des Gegenspielers Owen, auf Rache sinnt und Anschläge auf das Team verübt. Agent Mr. Nobody finanziert Dom, Brian und Letty, Ian eine ultimative Ortungssoftware samt Hackerin Ramsey wegzuschnappen, um dem Wüterich selbst zu jagen.
Von Caroline Lin

Im Kern bleibt die 2001 gestartete Racer-Reihe trashiges B-Kino, deren tiefergelegte Werbeclip-Coolness und flache Witzeleien unter der (austauschbaren) Spielleitung von Horror-Fachkraft James Wan („Saw“, „Insidious“) erheblich inkompatibel zu Familienkitsch und gravitätischem Ernst bleiben. Eine gewisse Hirnrissigkeit in Geschehen und Gerede ist ja Pflicht, läuft aber nicht mehr so souverän kurzweilig wie in Teil 5 und 6.

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