Fast & Furious 7

Im siebten Spektakel der Retorten-Franchise setzt es sinnfreie Destruktion Deluxe und Familienkitsch zum Abschied von Paul Walker

Fast & Furious 7 Cover

Furious 7, James Wan, J/USA 2015
Kinostart: 01.04.2015, DVD/BD-Start: 13.08.2015
Story: Alte Sünden holen die PS-Crew ein, als Ian, der böse Bruder des Gegenspielers Owen, auf Rache sinnt und Anschläge auf das Team verübt. Agent Mr. Nobody finanziert Dom, Brian und Letty, Ian eine ultimative Ortungssoftware samt Hackerin Ramsey wegzuschnappen, um dem Wüterich selbst zu jagen.
Von Caroline Lin

Im Kern bleibt die 2001 gestartete Racer-Reihe trashiges B-Kino, deren tiefergelegte Werbeclip-Coolness und flache Witzeleien unter der (austauschbaren) Spielleitung von Horror-Fachkraft James Wan („Saw“, „Insidious“) erheblich inkompatibel zu Familienkitsch und gravitätischem Ernst bleiben. Eine gewisse Hirnrissigkeit in Geschehen und Gerede ist ja Pflicht, läuft aber nicht mehr so souverän kurzweilig wie in Teil 5 und 6.

„Ich habe keine Freunde. Ich habe Familie.“ Doms Botschaft – Blutsbande statt Geballer – verkündet „Fast & Furious 7“ mit extra viel Geballer, fast schon eine sündteure Parodie auf Bond-Filme. In zwei überlangen und einigen kurzen Actionsequenzen glänzt das Spektakel, nicht die Physik: Der Kommentar „Autos können nicht fliegen“ gilt nicht – die aufgepimpte Hochglanzaction tritt im Location-Hopping an, das Gegenteil zu beweisen.

Im Film überlebt Paul Walker, im echten Leben nicht

Das führt zum Sportwagensflug zwischen den Etihad Towers in Abu Dhabi (was an den in allen Belangen besseren „Mission: Impossible 4“ erinnert), zum Flugzeugabsprung über dem Kaukasus mit „Mad Max“-Boliden, die einen kleinen Vorgeschmack auf „Fury Road“ liefern, und einem Cliffhanger im Bus mit Brian (Paul Walker). Im Film überlebt er, im echten Leben nicht – der Unterschied zwischen Computerspiel und Wirklichkeit.

Tiefsinnige Sentenzen, Beerdigungen und die schmalzige Hommage an den während des Drehs zu „Fast 6 Furious 7“ tödlich verunglückten Mimen wollen nicht harmonieren mit lässiger Komik und überflüssigen Sprüchen, die in der deutschen Synchro noch ein Stück falscher klingen. Zumindest Vin Diesels Minimalismus passt zu dem des auf ein paar Motive beschränkten Plots, erzeugt aber kein Knistern mit Michelle Rodriguez.

Abrissarbeiten mit raketenbestückten Kampfdrohnen

Was nicht an Diesel liegt. Denn: Nur Männerkörper haben Ausstrahlung und Intension, während Wan die weiblichen Models charmefrei ablichtet. Dennoch bringt er das Charisma von Dwayne Johnson und Kurt Rüssel (als Agent Nobody) partout nicht zum Leuchten. In der Schnitzeljagd um ein Spionage-MacGuffin kann „Fast & Furious 7“ schlecht Charaktere, dafür besser Nahkämpfe, Reifenquietschen und Waffengattungen handeln.

Dann ist Wan in seinem Element, wenn die Kamera rollt, kreist, umkippt und fliegt, wenn raketenbestückte Kampfdrohnen ihre Abrissarbeiten in Los Angeles vornehmen: ein hochgerüstetes Destruction Derby Deluxe. Doch dem Herz der Reihe, der Rennfahrer-Familie, fehlt das menschliche miteinander, das Zusammensein-Gefühl der direkten Vorgänger. Diese Lücke füllen ausgerechnet Rührsal und Pathos. Ein schlechter Ersatz.

imdb ofdb

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