ohne deutschen Start
Ein mysteriöses Gebäude ist das Tor zu unendlich vielen Parallelwelten, ähnlichen und fremden, und vier Mittzwanziger die Passagiere eines Trips ohne (rasche) Wiederkehr. Ursprünglich sollte „Parallels“ die Pilotfolge einer Netflix-Serie von Fox Digital werden, die ihn aber zum eigenständigen 83-Minüter umtauften. Das Spielfilmdebüt von Christopher Leone ist damit eine der interessantesten SciFi-Serien, die es nie geben wird.
Das Beste ist: „Parallels“ beginnt unauffällig bis belanglos, hat aber mehr unter der Haube und erweist sich als VW Käfer mit einem Ferrari-Getriebe. Seine hirnerfrischende SF spart sich käsige B-Action, schlechte F/X und dumpfen Mumpitz (wie die TV-Serien „Sliders“ oder „Stargate“ samt Varianten), sondern ist unerwartet bodenständig, ernst und tragisch, kennt aber auch Humor und das sogar an den richtigen Stellen.
Es hätte schief gehen können: Die Figuren erkunden eigentlich nur zwei Welten, eine vor Jahren vom Atomkrieg verwüstete (da wähnt man sich noch in übler Einfaltigkeit), danach eine mit Zukunftstechnologie. Aber erstens sind die Charaktere, ihre Dialoge und Interaktionen echt und zweitens erhält man rasch eine Ahnung von den unendlichen Welten, was Leone auch durch eine persönliche Ebene auslotet: Ronans Vater ist ein Reisender.
What is the Matrix? Das Geheimnis von Ronans und Beatrix Eltern ist untrennbar mit dem Gebäude verbunden, das auf allen Welten gleich ist, erschaffen von den Konstrukteuren der Core World. Nicht nur ein psychopathischer Waffenbastler verfolgt das Trio, das durch die abgeklärte Weltenwanderin Polly ergänzt wird, auch sind obskure Men in Black mit futuristischen Waffen hinter ihnen her. Aber die vier wissen sich zu wehren.
Das smarte Script hat für alles eine Lösung, deutet an, raunt und lässt offen, genau in der richtigen Dosierung, so dass auch viele Fragen offen bleiben und man sich doch wohlig an die geniale, leider vergessene Mini-Serie „The Lost Room“ erinnert fühlt. „Parallels“ ähnelt ferner „Lost“, ist nur weniger prätentiös, „Donnie Darko“, aber weniger esoterisch, sowie „Plus One“ ohne Partyteens. Und weist eine Spur von „Inception“ auf.
Der Bursche hat Talent: Leones Werk ist abgehoben und angemessen düster, vielleicht nicht die ganz große Sause, erreicht mit seinen begrenzten Mitteln aber viel. Anders als in „The Device“ regt die geheimnisvolle Kugel die Fantasie an und man schaut ein wenig hinter die Kulissen wie bei „The Frame“. Vielleicht tritt Christopher Leone sogar eines Tages in die Fußstapfen seines großen Namensvetters Nolan – träumen kann man ja mal.
imdb ofdb
Ein Gedanke zu „Parallels“