Go Banana: Die gelben Chaoten wuseln durch ihre eigene Slapstickparade mit befürchtet schmächtiger Geschichte
Kyle Balda, Pierre Coffin, USA 2015
Kinostart: 02.07.2015, DVD/BD-Start: 12.11.2015
Story: Seit Anbeginn der Zeiten dienen die Einzeller Minions den schrecklichsten Unholden, die durch ihr Ungeschick meist vorzeitig ableben. Napoleons Armee hat das Völkchen in eine Eishöhle vertrieben, von wo aus Kevin, Stuart und Bob 1968 nach New York aufbrechen, um die Superschurkin zu suchen.
Von Jochen Plinganz
Wenn Sidekicks einen eigenen Kinoauftritt erhalten, fehlt mitunter Charme („Die Pinguine aus Madagascar“) und viel Story bleibt an ihrem Treiben oft auch nicht haften. Bei den Minions, den wuseligen Wichten aus den beiden „Ich – Einfach unverbesserlich“-Teilen, mangelt es nicht an Ersterem, aber Humor und Figuren übertünchen die dünn-durchwachsene Handlung nur bedingt, eine Lässlichkeit um eine arglistige Superschurkin.
Humor mit Hasenscharte: Die schrägste und schwärzeste Komödie des Jahres forscht absurd nach Genetik und Abstammung
Mænd & høns, Anders Thomas Jensen, DK 2015
Kinostart: 02.07.2015, DVD/BD-Start: 03.12.2015
Story: Als Evolutionspsychologe Gabriel und sein Bruder, der Zwangsmasturbant Elias, nach dem Tod ihres Vaters erfahren, adoptiert worden zu sein, entdecken sie ihren wahren Erzeuger auf einer untervölkerten Insel. Doch statt ihm treffen sie nur ihre gestörten Halbbrüder, die in einem verwaisten Sanatorium hausen.
Von Thorsten Krüger
Eine Tragikomödie der ganz anderen Art für Leute, die über Onanie- und Sodomie-Witze lachen können, ist „Men & Chicken“ des Dänen Anders Thomas Jensen, der sonst an Drehbüchern für Oscar-Material wie „In einer besseren Welt“ oder „The Salvation“ feilt, sich in pechschwarzen Regiestreichen austobt („Adams Äpfel“) und sich hiermit selbst übertrifft. Ein exquisiter Trip, fast so legendär geschmacklos wie „Ex Drummer“.
Der dritte Teil um maligne (Polter)Geister ist ein rasch hingeworfener Lückenfüller ohne Suspense, dafür mit knackigen Jump Scares
aka Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang, Leigh Whannell, CDN/USA 2015
Kinostart: 02.07.2015, DVD/BD-Start: 12.11.2015
Story: Wer einen Toten ruft, den können alle Toten hören – deshalb verfolgt nun ein übler Poltergeist Teenagerin Quinn, die ihre schmerzlich vermisste Mutter durch das Medium Alice kontaktieren wollte. Letztere wird von einem Würgegeist verfolgt und versucht den Spuk mit einer Reise ins Jenseits zu beenden.
Von Gnaghi
Im Prequel zu James Wans Horror-Reihe wechselt dessen Stammautor Leigh Whannell auf den Regiestuhl (Wan musste „Fast & Furious 7“ drehen – hätte er besser mal gelassen). Es ist schon eigenartig, dass das Debüt eines Drehbuchautoren mit glatt noch weniger Story als das „Conjuring“-Spin-Off „Annabelle“ auskommt. Immerhin weiß Whannell, wie man das Publikum mit zahlreichen Jump Scares im bislang schwächsten Teil erschreckt.
Leises, aber gewaltiges Gedicht und betörende melancholische Meditation gleichermaßen über eine (unerfüllbare?) Sehnsucht
Jan-Willem van Ewijk, D/B/NL/MA/F 2014
Kinostart: 25.06.2015
Story: Mit seinem alten Vater lebt der 32-jährige Fettah in einem marokkanischen Küstendorf von Fischfang und Surftouristen. Als er sich unglücklich in die Holländerin Alexandra verliebt, fasst er den Entschluss, alles zurückzulassen und ihr allein auf dem Surfbrett über den Atlantik nach Europa zu folgen.
Von Caroline Lin
Wer „Atlantic.“ ein Surferabenteuer oder Immigrationsdrama zum afrikanischen Exodus nach Europa nennt, hat nichts verstanden. Das kraftvolle und bildmächtige Zweitwerk des Niederländers Jan-Willem van Ewijk („Nu.“) entzieht sich Kategorien von Action, Thesen und Arthaus, sondern steht weit über ihnen. Genau genommen schwebt er so zeitlos und introvertiert wie seine stille Hauptfigur: kontemplativ, tiefgehend, überwältigend.