DVD/BD-Start: 08.06.2017
Weil das, was Hollywood Action nennt, nur Hustensaft von Pussys für Pussys ist, konnte Gareth Evans hartgesottener „The Raid“ ein lange verwaistes Segment revitalisieren – das des beinharten (und beilharten) Nahkampfkrachers. Dreckig-Ästhetik, Dynamik und Hyper-Brutalität von Evans Hit rahmen in „Headshot“ einen Killer-ohne-Identität-Plot à la „Jason Bourne“ ein, der mit aller Gewalt die Befreiung durch Liebe durchsetzt.
Die auch als The Mo Brothers bekannten Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto, die zuletzt verkrampft finster über die Lust am Foltern und Töten reflektierten („Killers“), treten problemlos in Evans Fußstapfen und dessen wendiger Trick-Fighter Iko Uwais betritt nach seinem Ausflug ins „Star Wars“-Universum wieder den harten Turf Indonesiens, das seit 2011 auf der Landkarte der Action eine blutrote Markierung erhalten hat.
„Headshot“ bedient das Publikum, das „The Raid“ erzogen hatte, mit brachialer Blutrünstigkeit. Wie fühlt es sich an, jemanden ins Gesicht zu prügeln, bis es eine Masse aus Blut und Knochen ist? Wie, aus Nahdistanz mit Sturmgewehren das Feuer zu eröffnen? Wie, alle Zähne auszuspucken? Wie, eine Machete mit dem Unterarm zu blocken? Derlei heavy Highlights hätten auf einschlägigen Festivals spontanen Szenenapplaus verdient.
Wer sich für dafür nicht erwärmen kann, ist bei Gesang & Tanz in Disneys „Die Schöne und das Biest“ besser aufgehoben. Ausgehungerte Fans dafür feiern den einen oder anderen unglaublichen Moment in einem Martial-Arts-Actioner, der sonst mit den üblichen Storymustern und flachen Figuren hantiert. Die Massaker gestalten die nachdrücklich bis kitschige Message von der Kraft der Liebe als Befreiung insgesamt erträglich.
Die Freudschen Aufgabe, eine monströse Vaterfigur (mit Anleihen bei Dr. Mabuse und Dr. Moreau) zu töten, ist Fernost-Standard. Und die Geschichte der perfekten Mordmaschine ohne Gedächtnis, die Mensch und nicht mehr Killer sein will, wird in der „Bourne“-Reihe psychologisch weitaus packender thematisiert. Manches kann Hollywood besser – aber beim Knochenbrechen macht den Indonesiern derzeit niemand etwas vor.
imdb ofdb