Kinostart: 15.02.2018
Guillermo del Toros in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete „Die Schöne und das Biest“-Fabel „The Shape of Water“ nimmt sich die erste halbe Stunde wie der Film des Jahres aus: Eine verträumte Lovestory in liebevoll-nostalgischem Setting, cinephil, verschroben-komisch und zugleich makaber-abgründig, eine Politparabel mit hohem Anspruch wie „Pans Labyrinth“ um bittere Realitäten und Sehnsuchts-Fantasien.
Zwischen fein ironischer Komik und griechischer Tragödie wächst ein Panoptikum über den American Way of Life aus Underdog-Perspektive, mit kauzigen Figuren und stark auftrumpfenden Darstellern. Sally Hawkins gibt als Aschenputtel wie in „Maudie“ alles, Octavia Spencer („Hidden Figures“) glänzt als energische Pipi-Philosophin und Michael Shannon („Midnight Special“) schärft genial sein Profil als faschistischer Widerling.
Was dabei zunehmend aus dem Fokus gerät ist a) die Liebesgeschichte, die irgendwann vergisst, ihre Gefühle nahezubringen und b) ein stringenter Fortgang der Handlung, die zunehmend nerdy um sich selbst kreist und – zugegebenermaßen hübsch skurrilen – Nebenfiguren zu viel Platz einräumt. „The Shape of Water“ zieht sich vor allem deshalb so hin, weil er die anfangs etablierten Themen und Elemente nicht mehr richtig zu bündeln weiß.
Del Toros ambitioniertes Werk lässt nichts aus, dazu noch Rassismus, Sexismus, Homophobie. Das ist überladen und der Erzählung abträglich, auch wenn immer wieder schöne Fantasy-Ideen aufblitzen und Typen wie Elizas Nachbar oder der russische Agent berührende Miniaturen sind. Ein begeisternder Spaß wie „Hellboy 2“ kann sich zwischen harmloser Golden-Hollywood-Fantasie und Kalter-Kriegs-Härte aber nicht entfalten.
imdb ofdb