Sauerkrautkoma

Sauerkrautkoma Cover

Ed Herzog, D 2018
Kinostart: 09.08.2018

„Sauerkrautkoma“, die nach „Grießnockerlaffäre“ fünfte Kinoausgabe von Rita Falks Eberhofer-Krimis, demonstriert gelassen bis selbstverliebt, wie die Provinz-Krimikomödie inzwischen zur Kultmarke ausgebaut wurde: Ein unverändertes Ensemble vor und hinter der Linse steht für Kontinuität, aber auch die Weigerung, auch nur minimal von der Erfolgsformel abzuweichen. Die Bayernfolklore zieht sich immer mehr ins Private zurück – Verbrechen und Ermittlung sind Marginalien.

Ein Abstecher in die „dreckspunzversiffte Scheißstadt“ München, Eberhofers verschlagene Vorgesetzte haben ihn dorthin „befördert“, zur Chefin Thin Lizzy (Nora von Waldstätten), ist nur ein Aufhänger, der Tote im Auto des Kiffer-Papis Nebensache, die Aufklärung erst recht. Vielmehr dreht sich alles um Beziehungskisten (die Ehe holt den Eberhofer Franz ein), eine Junggesellen-WG mit toilettenhumoresken Sauerkrautblähungen und die mütterliche Küchenkost.

Kulinarik, Kriminalistik, Kulturkarikaturen

Also Kulinarik, Kriminalistik, Kulturkarikaturen, angerichtet in rustikaler Gemütlichkeit, versehen mit vielen skurril-witzigen Details. Das schräge Typenarsenal bietet die Vorzüge einer Deppenkomödie und beim Derblecken poltert der Geist von Gerhard Polt kräftig mit. Die Heimat wird gleichermaßen liebevoll wie schwarzhumorig überzeichnet, schön verdorben mit Drogen, Lastern und Gemeinheiten und doch wohlfühl-gefällig, nicht nur wenn die „Mopeds“ röhrenden Krautkneipen-Punkrock spielen.

Griabige Gags, darunter ein Tesla, der mit „Strombezin“ fährt, Qualifikationsaussagen („Ich kann beides: Mord- und Totschlag“) bis hin zu Lebensweisheiten („ein Heiratsantrag ist doch keine KFZ-Zulassung“) täuschen auf Dauer nicht darüber hinweg, dass „Sauerkrautkoma“ zufrieden vor sich hin dümpelt, Klimbim mit einer Leiche im Kofferraum bietet. Das Originellste kommt im Abspann, eine indisch-bayerische Bauchtanz-Travestie, ansonsten herrscht gewissermaßen Konservativismus vor. Die Eigenwerbung hat zwar recht („die bayerische Komödie des Jahres“) – aber es läuft ja sonst keine im Kino.

Thorsten Krüger

imdb

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