Kinostart: 18.10.2018
Quasi in Echtzeit lässt der dänische Debütant Gustav Möller einen Thriller komplett aus der Perspektive einer Notrufzentrale ablaufen. Alles, was der käsige „The Call“ 2013 falsch machte, macht „The Guilty“ richtig: Ein formidables, mit Publikumspreisen bedachtes Kammerspiel, das wie ein Hörspiel die Bilder im Kopf entstehen lässt und mit einer Ein-Ort-ein-Mann-Show (Jakob Cedergren, „Nordlicht“) auch emotional einschlägt.
„The Guilty“ vermittelt nie das High-Concept-Gefühl von Artverwandten wie (dem hervorragenden) „Locke“, gibt nie damit an. Sondern zieht abwechslungsreich in seine Geschichte, sogar unter Verzicht auf Action, (außer am Ende) Tränendrüsendrücken und Konzeptklischees. Das macht ihn so stark. Mag mit einem alles auf den Kopf stellenden Twist die Plausibilität zwar auf der Kippe stehen, bleibt doch alles beklemmend authentisch.
Möller visiert keinen Kunstfilm à la „Dogville“ seines umstrittenen Landsmanns von Trier an, sondern einen clever gescripteten und keineswegs eintönig inszenierten Thriller, der vorzügliche Unterhaltung mit Anspruch und emotionalem Tiefgang aufzieht. Neben Suspense liefert er das Psychogramm eines Mannes, der nur helfen will und dabei über das Ziel hinausschießt, dessen Weg zur Hölle mit den besten Absichten gepflastert ist.
Jakob Cedergren gibt dieser Figur viele Nuancen und Dimensionen, darunter einige nachdenkliche, wenn er Gewissensentscheidungen trifft und seine ganz persönliche Mission auf offiziellem wie inoffiziellem Wege verfolgt: die Standortermittlung und Rettung des Opfers. Die Nacht geht nicht nur an die Nieren, sondern kulminiert mit einer bewegenden Beichte auch in einer Katharsis, deren reinigende Kraft „The Guilty“ auflodern lässt.
imdb ofdb
Klingt nach einem spannenden Konzept der filmischen Umsetzung. Werde ich mir mal merken müssen.