Under the Silver Lake

Andrew Garfield findet in der überbordenden Mystery Komisches, Kurioses, Konspiratives und Kulturgeschichtliches – nur keine klare Linie

Under the Silver Lake Cover

David Robert Mitchell, USA 2018
Kinostart: 06.12.2018
Story: Slacker Sam muss in fünf Tagen sein Apartment mit Poolblick in L.A. räumen, da begegnet er Sarah, die am nächsten Tag verschwunden ist. Verwundert beginnt er nach ihrem Verbleib zu forschen und surft dabei durch eine von Hollywood geprägte Stadt der Illusionen, Verschwörungen, kriminellen Abgründe.
Von Thorsten Krüger

„Under the Silver Lake“ darf man getrost als dunklen Bruder von „La La Land“ betrachten, ein mit zweieinhalb Stunden in jeder Hinsicht voluminöses Werk, dass das alte Hollywood nicht melodramatisch umarmt, sondern seine Kultur Schicht um Schicht freilegt, indes gebrochen von einer ironischen Distanz, die der Suche nach Antworten mit dem Ergebnis, dass das Leben absurd ist, die emotionale Verbindung kappt.

Deshalb bewegt David Robert Mitchell, der auch wieder Drehbuch schrieb, kaum; weder Chazelles meisterhaftes Musical noch etwa Paolo Sorrentino großartiges Stadt-Portrait „La Grande Bellezza“ sind in Reichweite. Auch erreicht Mitchell längst nicht die Hochspannung seines Vorgängers „It Follows“, weil sich trotz reichlicher Film-Noir-Elemente Thrill und Bedrohung im komödiantischen und entspannten Ton nicht entfalten.

Tummelplatz für Zitate und Filmhistorie

Zu nebulös bleibt die Erforschung, zu wenig Konkretes liefern die spärlichen Spuren, als dass sich ein echter (unentwegt zitierter) Hitchcock, ein „Chinatown“ oder „Mulholland Drive“ abspielen könnten. „Spider Man“ Andrew Garfield schlendert durch ein gegenwärtiges L.A., das sich wie längst vergangen anfühlt, aber nur ein Tummelplatz für Zitate und Filmhistorie ist, eine Schnitzeljagd, mehr an „Ready Player One“ orientiert.

Filmgeschichtsträchtige Orte wie das Griffith Observatory oder Namen wie Janet Gaynor lassen das Herz des Cineasten höher schlagen: Hollywood History, vorwiegend in Statuen, Friedhöfen und Grabsteinen verewigt, dazu eine Oberfläche aus Eitelkeiten und Starlets. Doch was dahinter steckt, will sich zu Hobo-Zeichen, Hundemördern, Verschwörungs-Wahn, Underground-Comics und kuriosen Begegnungen nicht wirklich enthüllen.

Der Mann, der die Musik schreibt

Zum Karneval der Seelen reicht es nicht, ungeachtet des Treffens mit dem Mann, der die Musik schreibt, und ein paar tiefgründigen Reflexionen. Thomas Pynchons Paranoia, satirisch-komische Ansichten à la „Maps to the Stars“ und Fantasy-Traumfluchten ergeben etwas Vielschichtiges, das alles ist, aber nichts richtig, wenngleich interessanter als Richard Kellys „Southland Tales“, sein missglückter Nachfolger zu „Donnie Darko“.

imdb ofdb

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