Kinostart: 8.11.2018
Der Name von „Das Erwachen der Macht“-Regisseur J.J. Abrams garantiert diesmal nicht für die Mystery eines „Lost“ oder „Cloverfield“, sondern Exploitation pur. Was in Ordnung ginge, wenn sich Julius Averys „Operation: Overlord“ nicht für etwas anderes (und Besseres) halten würde. Das zeigt sich zu Beginn, der sich als packender Kriegsfilm geriert, doch lange nicht an „Der Soldat James Ryan“ oder „Dunkirk“ anschließen kann.
Dafür ist die Regie zu schlampig. Und nicht Spielberg oder Nolan sind die Vorbilder, sondern „Inglorious Basterds“. Es schält sich ein B-Movie aus dem effekthascherischen Auftakt und stürzt diesen ins Bodenlose, als Nazi-Zombies aufkreuzen. Das Inventar dieser Spielart des Trashfilms, der von „Dead Snow“ bis „Iron Sky“ zuletzt eine Renaissance erlebte, garantiert eigentlich Nonsense pur. Wenn Avery sein Szenario nicht so ernst nähme.
„Operation: Overlord“, der einem eine Mission in Feindesland weismachen will, ist, sobald der Trupp durch den Wald schleicht, keine Sekunde glaubhaft. Da wird geschrien und gelärmt, dass man es in Berlin noch hören würde. Avery wünscht sich lebensnahe Maulhelden, aber Frontschweine wie in „Herz aus Stahl“ werden nicht aus dieser sich grotesk lächerlich und unprofessionell verhaltenden Chaotenbande. Die nur ihr Gegner übertrifft.
Die Nazis sind mordender und vergewaltigender Abschaum, ihr SS-Boss Wafner (Pilou Asbæk, „Lucy“) ein diabolisches Schwein, das man foltern darf. Avery weidet sich an Abziehbildern, je plumper desto besser. Gleichzeitig tritt er dabei moralisierend auf, nötigt einem Süßholzraspelei mit der direkt aus „Inglorious Basterds“ übernommenen Frauenfigur auf (Mathilde Ollivier in der Mélanie-Laurent-Rolle) und hochdramatische Todesszenen.
Wenn er sich nur begnügen würde, die besser budgetierte Ausgabe des inhaltsgleichen „Trench 11“ (mit Robert Stadlober als irren Mad Scientist) zu sein! Oder ein Creature Feature, das sich an 3D-Shootern orientiert, ein wenig an „Call of Duty“ oder „Resident Evil“, vor allem aber an der legendären „Wolfenstein“-Reihe. Dann könnte er auf die Tube drücken und sich schamlos einem guilty pleasure aus Action und Splatter hingeben.
So aber hält sich „Operation: Overlord“ mal für einen Thriller, schwafelt indes alles dröge zu, versucht dann mit der Spritze „Re-Animator“ nachzueifern, ist dem gewitzten B-Klassiker aber zu keinem Zeitpunkt gewachsen, eiert nur stupide und schwach als Gore-geiler Schund herum. Nicht dass wir uns missverstehen: guter Trash macht Spaß – aber Avery langweilt einen zu Tode. Und erliegt einem weiteren Missverständnis:
Der Inbegriff der degoutanten Exploitation, das KZ-Experiment am Menschen, kann, richtig aufgezogen, einen nachhaltig aufbringen wie in „Ilsa: She Wolf of the SS“ oder im Schocker „Men Behind the Sun“ wahrhaft verstören. Was bei Avery verstört, ist trotz erheblicher Mittel seine Schludrigkeit und das Unvermögen, etwas Mitreißendes auf die Leinwand zu bringen, in (abgesehen vom Anfang) genau zwei Kulissen. Lausig.
imdb ofdb