Widows

Viele Stars in einem milieuechten, aber unentschlossenen Heist-Thrillerdrama um drei Frauen, die sich in großer Not behaupten müssen

Widows Cover

aka Widows – Tödliche Witwen, Steve McQueen, GB/USA 2018
Kinostart: 06.12.2018
Story: Als ein Chicagoer Banditentrio beim Millionencoup im Gefecht mit der Polizei stirbt, fordert der bestohlene Gangsterboss das Geld von den Witwen der Toten ein. Mit dem Mut der Verzweiflung planen Veronica, Alice und Linda einen Raubzug, doch die Chancen der um ihr Leben Betrogenen stehen schlecht.
Von David McAllan

„12 Years a Slave“-Regisseur Steve McQueen stellt mit „Widows“ so etwas wie die ernsthafte Oscar-Alternative zur hirnweichen Caper-Comedy „Ocean’s Eight“ vor. Großartige Darsteller bis in kleinste Nebenrollen, Vielschichtigkeit, ein cleveres Lavieren am Schnittpunkt zwischen Genre-Thriller und Charakterstudie, Milieudrama, Politkommentar und Frauenfilm – trotzdem ist das Resultat nicht mehr als die Summe seiner Teile.

Die Kinofassung einer britischen Miniserie von 1983 deutet viel an, vertieft und verbindet es dann aber nicht zwingend. Dabei hat sowohl McQueens mit „Gone Girl“-Autorin Gillian Flynn verfasstes Script als auch sein unemotionaler Stil enormes Potenzial. Im Spannungsfeld von „Heat“ und „Set it Off“ baut viel er auf, löst aber wenig ein. Er bringt sich selbst um die tragischen, humanistischen Dimensionen, die nicht recht zünden.

Waffen der Frauen gegen Männergewalt

Nicht Ursache, aber Zeichen dafür ist die ab der Mitte klare Enthüllung, die „Widows“ zum Ende als großen Twist präsentiert – was gewaltig in die Hose geht. Um so deutlicher zeigt sich dann, wie berechnend McQueen Musik, Schnitt und Parallelplots einsetzt: oft nur als Statement, als Demonstrationszweck seines (nicht unbeträchtlichen) Könnens, seiner liberal-demokratischen Weltsicht. Und nicht im Dienste der Figuren.

Deshalb will die Geschichte dreier ruinierter, in Notlage rutschender Frauen, die alle Illusionen verlieren, nicht wirklich bewegen. Obwohl die Welt, die McQueen zeigt, rassenübergreifend aus Nepotismus und Verbrechen besteht und die drei Protagonisten (Viola Davis, „The Help“, Michelle Rodriguez, „Fast & Furious 7“, Elizabeth Debicki, „Valerian“) die Waffen der Frauen gegen Männergewalt einsetzen, bleibt die nötige Tragik aus.

Satirisches Porträt einer zynischen USA

Hans Zimmers Score treibt „Widows“ immer wieder an, der Ton bleibt dennoch der eines Dramas. Ein paar Tricks sind sehr komisch, was manche Härte (ein Folterer, der einen Gelähmten filetiert) konterkariert. Die Eigenermächtigung weist Success-Story-Elemente auf, doch ein enttäuschtes, satirisches Porträt einer zynischen USA dieser Tage dominiert, über eine Allianz von Lokalpolitik, Korruption und Verbrechen à la „The Wire“.

imdb ofdb

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