Glass

Die nur halbwegs interessante Fortsetzung von „Split“ und „Unbreakable“ sperrt seine Comickräfte in ein Autorenfilm-Mysterydrama ein

Glass Cover

M. Night Shyamalan, USA 2019
Kinostart: 17.01.2019
Story: Gerade als David seine übermenschlichen Fähigkeiten einsetzt um Kevin Crumb zu stellen, den Mädchenmörder mit den 24 Persönlichkeiten, werden sie verhaftet und in einem Hochsicherheitsanstalt neben Mr. Glass isoliert. Dort will Psychiaterin Ellie sie überzeugen, ihre Kräfte wären bloße Wahnvorstellung.
Von Thorsten Krüger

Drei Jahre nach „Split“ und ganze 19 nach „Unbreakable“ führt M. Night Shyamalan, der Meister des Überraschungsendes, beide Storys zusammen. „Glass“ beschließt seine „Easttrail 177“-Trilogie nicht sonderlich tiefschürfend, und das obwohl die Hollywood-Schwergewichte Bruce Willis, James McAvoy und Samuel L. Jackson hier zu dritt über das Kuckucksnest fliegen, im passabel spannenden Mix aus Mystery, Drama und Thriller.

War der 2017 angelaufene Überraschungserfolg „Split“, der gemeinsam mit „The Visit“ Shyamalan zumindest die verlorene Boxoffice-Ehre wieder herstellte, nicht viel mehr als eine nette Spielerei und Showcase für McAvoy, so ist auch „Glass“ ein lediglich amüsanter Thriller, der zwischen Bedrohung und trockener Komik changiert, mitunter gefährlich ruhig den roten Teppich für den großen Plan und heimliche Agenden auslegt.

Figuren bleiben blass

Im Grunde sind Shyamalans Filme stets elaboriert Puzzles, Matrjoschka-Puppen um ein großes Nichts, die mit ihrem bedeutungsvollen Geraune die Enttäuschung geradezu provozieren. Wie der unvermeidbare Cameo des Regisseurs, der nur ein Fragezeichen auslöst, kann er im nur mäßig interessanten Fortgang und wenig espritvollen Enthüllungen aus der Konstellation kaum Funken schlagen – die Figuren bleiben ziemlich blass.

Und das, obwohl McAvoy sich wieder austobt und zu großer Form aufläuft, er den Jim Carrey neben den stoisch agierenden Willis und Jackson gibt. Denn Shyamalan hat sich zu sehr in seine Meta-Ebene (ob Comics Schund oder Menschheits-Mythos sind) und die eigene Großartigkeit verliebt. So viel Ego und Selbstreflexivität schadet „Glass“, der nur selten seine latente Bedrohlichkeit und erst im Epilog sein emotionales Potenzial entfaltet.

Hat sein Genius nicht verloren

War „Unbreakable“ im Jahre 2000 noch Arthaus und avant la lettre, bevor die große Comicwelle anrollte, hinkt dies nun klar hinter den „X-Men“ her. Trotzdem hat das einstige Wunderkind sein Genius nicht verloren, von Kopfschüttel-Katastrophen wie „Die Legende von Aang“ oder „After Earth“ hat er sich längst wieder erholt. Seinen Auteur-Wahnvorstellungen und abgedrehten Transmutationen schaut man weiterhin einfach gerne zu.

imdb ofdb

2 Gedanken zu „Glass“

  1. Es empfiehlt sich tatsächlich, zunächst “Split” anzusehen, weil vieles in “Glass” direkt an den Vorgänger anknüpft und sonst wenig Sinn ergibt.

  2. Hmmm, klingt eher zwiegespalten. Sehenswert oder eher doch nicht? Wobei ich eh erst noch “Split” schauen müsste. Der ist mir nämlich in der Vergangenheit durch die (Kino-)Lappen gegangen…

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