Kinostart: 31.01.2019
Peter Farrelly, sonst mit seinem Bruder Bobby für derbe Bad-Taste-Komödien wie „Verrückt nach Mary“ und „Dumm und dümmer“ geradezu berüchtigt, wagt bei seiner Solo-Regie eine Kursänderung und legt mit „Green Book“ ein ergreifendes Road Movie vor, das mit Feel Good alle Herzen für sich gewinnt, aber die Augen nicht vor Rassismus, Diskriminierung und Vorurteilen verschließt. Komisch wie dramatisch erstklassig.
Eyes on the road: Angelpunkt der bewusst einfachen, aber um so kraftvolleren Geschichte sind zwei gegensätzliche Buddys, die auf dem Weg zu ziemlich besten Freunden zusammengeschweißt werden. Farrellys einfühlsamer und zugleich witziger Stil und erst recht die großartige Leistung von „Herr der Ringe“-Aragorn Viggo Mortensen als derber Bronx-Boxer sowie Mahershala Ali („Moonlight“) als einsamer Distinguierter begeistern.
Ein „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ unter umgekehrten Vorzeichen: Das auf wahren Begebenheiten fußende „Green Book“ bezieht sich auf einen Reiseführer für Schwarze durch die Südstaaten, was sich als Spießrutenlauf und wahres Himmelfahrtskommando für die Protagonisten erweist, die acht Wochen durch Feindesland fahren. Sie retten sich nicht nur gegenseitig, sondern lernen auch jeweils von Hochkultur und Arbeiterklasse.
Wie „Green Book“ die Verlogenheit der Rassisten, vielfältige, schmerzvolle Auswirkungen ganz nebenbei und ohne Anklage-Zeigefinger aufspürt, wie er Klassen- und Rassenfragen sowie die nach Homophobie in jene nach Identität, Mut und Freundschaft einbettet, ist subtil mitreißend, weitaus mehr, als es aktuell „Beale Street“ und „BlacKkKlansman“ gelingt. Eine echte Publikumsattraktion auf dem Niveau von „Der Butler“ und „Selma“.
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