Kinostart: 31.01.2019
Mit dem von einem Artikel der New York Times inspirierten „The Mule“ legt Hollywood-Legende und knorriger Republikaner (und Trump-Gegner) Clint Eastwood ein hervorragendes Alterswerk vor. Der beste Film des 88-Jährigen seit langem schlägt trotz aller satirisch-trockenen Komik nie den leicht(fertig)en Ton von „Ein Gauner & Gentleman“ an, sondern findet durch das Spiel mit dem Feuer zur berührenden Familienaussöhnung.
Ähnlich wie Robert Redford gelingt dem diesmal wieder auch vor der Kamera stehenden Eastwood eine fabelhafte Darstellung, die an „Gran Torino“ anknüpft, als naives, aus der Zeit gefallenes Fossil mit dem Herzen am rechten Fleck. Immer, wenn „The Mule“ kurz davor steht, zum Ego-Trip zu werden, stutzt er seine Figur als Misanthrop zurecht, der erst den privaten wie finanziellen Ruin braucht, um sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Family first: Bei seinen Touren in einer alten Rostlaube entdeckt er mit einem gerüttelt Maß an Melancholie die eigenen Fehler und leistet bei seiner Frau und Tochter reuig Abbitte. Gleichzeitig steigt er zum Phänomen auf, weckt Begehrlichkeiten beim Kartellboss (Andy Garcia) wie bei der Drogenfahndung (Bradley Cooper, „A Star is Born“) – alle stehen unter immensen (Erfolgs)Druck. Eine Gemengelage, die nicht gut enden kann.
Diese mählich wachsende Tragik ergibt auch das bewegend Menschliche. Zwar drückt sich Eastwood um Suchtelend und Schmuggelfolgen, das muss man schon verwinden, aber er münzt das sorglose Verhalten in eine persönliche Läuterung um, was auch eine Distanzierung vom „Dirty Harry“-Image ist, und das so feinfühlig und melodramatisch wie seine besten Werke „Die Brücken am Fluss“ und „Million Dollar Baby“. Beeindruckend.
imdb ofdb