Schonungslos-dokumentarischer Anti-Drogen-Thriller, in dem Action-Guru Johnnie To mit den Kartellen abrechnet.
Du zhan, Johnnie To, C/HK 2012
DVD/BD-Start: 13.12.2013
Story: Gerade ist Tians Drogenfabrik explodiert, da geht der Dealer den Fahndern von Captain Zhang ins Netz. Unter Androhung der Todesstrafe kooperiert Tian mit den Behörden und führt das Undercover infiltrierende Polizei-Team in ein undurchschaubares Netz der Drogenmafia, während er geduldig auf seine Fluchtchance wartet.
Von Thorsten Krüger
Hongkongs profiliertester Action-Shifu Johnnie To („The Mission“) emigriert zum Festland, dessen erfrischende Smogluft ihm offenbar zu einem nervenaufreibend-nüchternen Einblick ins heutige China inspiriert hat. Nach er sich zuletzt nur noch in trägen Selbstzitaten wälzte („Vengeance“), folgt sein dokumentarischer, schonungsloser Thriller im farbarmen Look minutiös die Polizeiarbeit der Behörden bei einer breit orchestrierten Undercover-Aktion gegen die heimische Drogenmafia. Diese China Connection pulsiert vor unterschwelliger Suspense und bedient sich eines frappierenden Realismus.
Zwischen melodramatischer Filmbiz-Satire und Animationstrip in die Fantasie reflektiert Ari Folman die Zukunft von Kino und Menschen.
Ari Folman, Israel/D 2013
Kinostart: 12.09.2013, DVD/BD-Start: 13.06.2014
Story: Da sie keine Rollen mehr erhält, verkauft die Schauspielerin Robin Wright die Rechte an ihrem ewig jungen digitalen Ich an ein Hollywood-Studio für 20 Jahre, in denen sie von der Bildfläche verschwinden muss. Nach dieser Frist reist sie zu einem Kongress, wo sie mit einem neuen Medikament in ihre Vorstellungswelt flüchtet.
Von Thorsten Krüger
Who Framed Robin Wright? Nach seinem Welterfolg „Waltz With Bashir“ nimmt sich der Israeli Ari Folman des SF-Propheten Stanislaw Lem an. Sehr frei nach Der futurologische Kongress mixt er melancholische Filmbiz-Satire mit einem wilden Animationstrip. Wie es „Being John Malkovich“ oder „JCVD“ vorgemacht haben, spiegelt Robin Wright ihr reales Leben als Metaebene zu einem selbstironischen, humorvollen Vexierspiel über verblassten Starruhm und das gnadenlose Filmgeschäft (mit einem degoutant zynischen Danny Huston), das die totale Käuflichkeit von Menschen erörtert.
Story: Die Immigranten Maria und José sind als Concierge und Vorarbeiter im Diensten ihrer Herren in Paris unverzichtbar, die das hart ackernde Ehepaar seit Jahrzehnten bedenkenlos ausbeuten. Als eine unverhoffte Erbschaft mit Fußangel die Rückkehr in die Heimat ermöglicht, wollen die Arbeitgeber sie mit List und Tücke an sich binden.
Von Thorsten Krüger
Französische Euro-Kulturkomödie, die ihr tolles Ensemble (u.a.: Joaquim de Almeida) und seine Zwickmühlen ernst nimmt, dabei Wohlfühlkino mit emotionalem Schmackes und die Melancholie des portugiesischen Fado mit Lebenslügen und Lebenslust verbindet. Der Zauber von Paris entfaltet sich in warmherzigem Tonfall, blumenbunten Bildern und vitalen Figuren. Eine Immigrantenkomödie mit Culture-Clash und Sozialkritik über Zerrissenheit und die Heimat im Herzen.
Story: China geht voran bei einem auf Leistung getrimmten Schul- und Ausbildungssystem, westliche Länder stehen dem verstärkt von PISA-Regeln normierten Lernen in nichts nach, wenn es darum geht, Druck auf Kinder auszuüben und sie zu konformen Konsumenten zu erziehen. Dabei ginge es auch anders.
Von Thorsten Krüger
Der Abschluss von Erwin Wagenhofers Doku-Trilogie, bestehend aus „We Feed the World“ über die globale industrielle Nahrungsmittelproduktion und „Let’s Make Money“ über Geldflüsse und Gier, vertritt die These, dass Bildung unsere Begabungen und unseren Geist zuverlässig zerstört. Über 110 lang geratene Minuten mit etwas tröpfelndem Informationsfluss beweist das der Wiener Regisseur unkommentiert allein über sich abwechselnde Interviews, Beobachtungen und selbst erklärende Features.
Sauftour-Schwank, der nach witziger erster halber Stunde zur ermüdenden Kneipenschlägerei mit Alien-Invasion verkommt.
Edgar Wright, GB 2013
Kinostart: 12.09.2013
Story: 1990 scheiterte die Kneipentour von Anführer Gary und seiner vierköpfigen Gang kurz vor dem Ziel. Heute, mit Anfang 40, will der großmäulige Loser sein schönstes Erlebnis vollenden und überredet seine beruflich arrivierten Kumpanen trickreich zur Rückkehr ins Kaff ihrer Jugend. Wo ihnen humanoide Roboter an den Kragen wollen.
Von Thorsten Krüger
Das britische Comedy-Team Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost vollendet seine Cornetto-Trilogie, die „Shaun of the Dead“ und „Hot-Fuzz“ umfasst. Wieder steht eine Kneipengeschichte mit Weltuntergang in Provinzengland an: in der ersten halben Stunde eine urkomische Satire auf Männlichkeit, Erfolg, Freiheit und Glück. Mit Wortgefechten zwischen einem spätpubertären Loser (Simon Pegg als aufgekratzter Gockel) und seinen längst erwachsenen Freunden, die er mit dreisten Lügen zur Sauftour überredet.
Das Coming-of-Age einer Berlinerin mit 47 sucht wahrhaftige Gefühle, bringt aber nur Ressentiments gegen Männer zustande.
Nico Sommer, D 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 01.09.2014
Story: Über 30 Jahre fruchtlose Ehe hat Silvi erduldet, jetzt hat sie ihr Mann einfach stehen lassen und die unerfahrene Ostberlinerin sucht Anschluss am Partnermarkt, will Leben und Liebe nachholen. Sie findet aber nur Rammler, Aussteiger mit Faible für Koks und S/M sowie den vermeintlichen Glücksgriff Thomas, der sich als größter Spinner entpuppt.
Von Sir Real
Berliner Schule, vor allem Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“), etwas Amos Kollek („Sue“): Sie standen Pate für den direkten Handkamerastil des 29-jährigen Nico Sommer („Stiller Frühling“), der mit Jump Cuts und Alltagsrealismus zwischen Doku und Fiktion agiert, Interviews einbaut und seiner Hauptfigur nie von der Seite weicht. Das tragikomisch gemeinte Portrait einer späten Emanzipation kommt Lina Wendel, die an diversen TV-Serien mitwirkte, emotional sehr nahe, auch wenn das proletarisch-geistlose Milieu einer prosaischen Welt jede Poesie vermissen lässt. Aber die drei Schlager von Gitte Hænning, so kitschig sie sein mögen, beschreiben treffend Silvis Gefühlszustände – das beste Stilmittel in einem sonst frugalen Film.
„Olympus Has Fallen“ als Buddy-Komödie mit Herz am rechten Fleck und, wegen teurer Effekte, satter Action fürs Familienpublikum.
Roland Emmerich, USA 2013
Kinostart: 05.09.2013
Story: Kriegsveteran John bewirbt sich gerade für den Secret Service, als einheimische Terroristen das Weiße Haus stürmen und Geiseln nehmen, darunter Johns kleine Tochter Emily. Sie haben es auf Präsident Sawyer abgesehen, der sich mit Johns Hilfe im Gebäude versteckt, bis ihn Verräter aus den eigenen Reihen ans Messer liefern.
Von Gnaghi
Der Plot ist der gleiche: „Die Hard“ im Weißen Haus mit Anleihen bei „Air Force One“. Statt so grimmig-brutal wie Antoine Fuquas xenophober Reißer zu marschieren, frönt Roland Emmerich beim Zerstören seiner Lieblingsimmobilie (siehe „Independence Day“) einer leidlich unterhaltsamen Mixtur aus Familienkitsch, Patriotismus und Pathos, bemüht Lincoln und uramerikanische Werte für ein manipulatives, edel glänzendes Starkino, das keinen Anhaltspunkt für seinen bösen Flop am US-Boxoffice liefert. Die Actionkomödie ist zumindest sympathischer als „Olympus Has Fallen“.
Visuell betörende „Metropolis“-Dystopie, in der ein Liebespaar Schwerkraft und Grenzen aufhebt.
Juan Solanas, CA/FR 2012
Kinostart: 22.08.2013
Story: Adam und Eden leben in gegensätzlichen Welten, die Kopf an Kopf grenzen. Als Jugendliche treffen sie sich heimlich auf schneeumtosten Berggipfeln, bis Scharfschützen der Polizei die Romanze brutal beenden. Jahre später trifft Adam sein Mädchen wieder. Doch die hat Amnesie, ist eine Büroetage und doch eine Welt von ihm entfernt.
Von Thorsten Krüger
Der Argentinier Juan Solanas bringt südamerikanischen magischen Realismus in eine kühlblau temperierte „Metropolis“-Dystopie, die man getrost als Ausbeutungs- und Apartheids-Metapher auf Industrienationen und Entwicklungsländer lesen kann: Romeo & Julia aus haarscharf aneinander grenzenden Planeten überwinden mit ihrer Liebe Schwerkraft und Verbote. Die visuell phantastische SciFi-Romanze in einer märchenhaften Dark City ist der wohl erste 3D-Film seit „Avatar“, bei dem raumtiefe Bilder wirklich Sinn machen und ein schwindelerregendes Erlebnis erzeugen, das einem buchstäblich den Kopf verdreht.