Ein Senior auf Abwegen: satirisch-komisches Thrillerdrama, in dem Clint Eastwood ein superbes (Rückbesinnungs-)Melodram findet
Clint Eastwood, USA 2018
Kinostart: 31.01.2019
Story: Für seine Lilienzucht hat Koreakriegsveteran Earl Frau und Tochter verlassen. Als sein Besitz verpfändet wird, fängt der bald 90-Jährige an, für Drogenkartelle Kokain quer durch die USA zu fahren. Er saniert sich, nimmt Kontakt zur Familie auf, aber DEA-Agent Colin fahndet bereits nach dem unbekannten Kurier.
Von David McAllan
Mit dem von einem Artikel der New York Times inspirierten „The Mule“ legt Hollywood-Legende und knorriger Republikaner (und Trump-Gegner) Clint Eastwood ein hervorragendes Alterswerk vor. Der beste Film des 88-Jährigen seit langem schlägt trotz aller satirisch-trockenen Komik nie den leicht(fertig)en Ton von „Ein Gauner & Gentleman“ an, sondern findet durch das Spiel mit dem Feuer zur berührenden Familienaussöhnung.
Irrsinn? Aber ja. Mit Methode! Bös-bissiges Spitting Image eines menschlich grausamen Intrigen-Pokers mit drei exzellenten Aktricen
aka The Favourite – Intrigen und Irrsinn, Yorgos Lanthimos, IRL/GB/USA 2018
Kinostart: 24.01.2019
Story: England im frühen 18. Jahrhundert. Für die unfähige und sieche Königin Anne führt de facto ihre Jugendfreundin Sarah Churchill heimlich die Regierungsgeschäfte und einen Krieg gegen Frankreich. Dieses Machtgefüge verschiebt die neue Zofe Abigail, die sich treuherzig die Gunst der Regentin erwirbt.
Von David McAllan
Steifes Kostümdrama? Nicht mit Yorgos Lanthimos, der als neuer Arthaus-Anarcho gilt, und einen tatsächlichen historischen Kontext als Basis für eine exquisite Hof-Satire nimmt. „The Favourite“ tritt biestig, boshaft, bissig und bizarr auf, als träfen sich „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“ und „Barry Lyndon“ zur Hof(narren)-Sottise, bei der drei Aktricen mit exzellenten Auftritten das Allzumenschliche illustrieren.
Story: Als ein Chicagoer Banditentrio beim Millionencoup im Gefecht mit der Polizei stirbt, fordert der bestohlene Gangsterboss das Geld von den Witwen der Toten ein. Mit dem Mut der Verzweiflung planen Veronica, Alice und Linda einen Raubzug, doch die Chancen der um ihr Leben Betrogenen stehen schlecht.
Von David McAllan
„12 Years a Slave“-Regisseur Steve McQueen stellt mit „Widows“ so etwas wie die ernsthafte Oscar-Alternative zur hirnweichen Caper-Comedy „Ocean’s Eight“ vor. Großartige Darsteller bis in kleinste Nebenrollen, Vielschichtigkeit, ein cleveres Lavieren am Schnittpunkt zwischen Genre-Thriller und Charakterstudie, Milieudrama, Politkommentar und Frauenfilm – trotzdem ist das Resultat nicht mehr als die Summe seiner Teile.
Intimes Blockbuster-Porträt von Neil Armstrongs ikonografischer Mondlandung als emotions- und actionreiches Autorenkino-Abenteuer
First Man, Damien Chazelle, USA 2018
Kinostart: 08.11.2018
Story: Als die kleine Tochter des Testpiloten Neil Armstrong Anfang der 60er Jahre an einem Gehirntumor stirbt, wagt er mit seiner Familie einen Neuanfang und nimmt am Raumfahrtprogramm der NASA Teil, die mit halsbrecherischen Methoden versucht, das Rennen im Weltall gegen die Russen zu gewinnen.
Von David McAllan
Damien Chazelle, der jüngste Oscargewinner (für sein exzellentes Musical-Melodram „La La Land“), kitzelt abermals aus Coolness-Idol Ryan Gosling („Blade Runner 2049“) eine erstklassige Darstellerleistung heraus, indem er einen der schillerndsten Momente der Raumfahrt (womöglich gar der Menschheit) mit Handkamera als intimen Autorenfilm, aber dem Budget sowie der Action eines Blockbusters aufregend neu erzählt.
Tom Cruise im sechsten Agenteneinsatz: Stunts und Action stimmen, aber der doppelte Boden wird zum überraschungslosen Dauermanöver
Christopher McQuarrie, USA 2018
Kinostart: 02.08.2018
Story: Bei ihrem Plan, globales Chaos zu verursachen, hat eine Terrorgruppe namens „Apostel“ mit einem IMF-Insider konspiriert und genug Plutonium für drei Atombomben gemopst. Ethan Hunts erster Versuch, das waffenfähige Material zu sichern, scheitert. Der nächste reaktiviert Erzfeind Solomon Lane.
Von David McAllan
Nach „Rogue Nation“, dem fünften Teil der Unterhaltungsreihe, führt Christopher McQuarrie („Jack Reacher“) Regie auch bei Nummer sechs, „Mission: Impossible – Fallout“, dem man den Vorsatz ansieht, neben Agentenaction-Franchises wie Bond und Bourne bestehen zu müssen. In höchst professioneller Spannungsmaschinerie und allzu gut geöltem Plot sind die Trademarks der Serie zur spektakulären Aneinanderreihung verdammt.
„The Hurricane Heist“ verspricht mit der Verbindung Raubüberfall und Wirbelsturm, die Tagline wirbt mit „600 mio. $ stolen at 600 mph“, eine Tricktechnik-Orgie um Geldraub-Thrill auf Emmerichschen Katastrophenfilmterrain. Rob Cohens 35-Millionen-Mini-Blockbuster verdoppelt damit fürwahr keineswegs den Spaß-, sondern bestenfalls den Nonsense-Faktor (gleiche Rechnung wie bei „Jurassic World: Fallen Kingdom“ – Dinos plus Vulkanausbruch).
Nach einer wahren Tragödie nimmt dieses starbesetzte (Action-)Drama um Arizonas Waldfeuerwehr emotional stark für sich ein
aka No Way Out: Gegen die Flammen, Only the Brave, Joseph Kosinski, USA 2017
Kinostart: 03.05.2018
Story: Der altgediente Feuerwehrmann Eric zittert in Arizona um seine berufliche Zukunft und die seines Teams, das sich schließlich für ein ersehntes Zertifikat qualifiziert. Als Eliteeinheit „Granite Mountain Hotshots“ rücken sie nun mit Nachwuchskraft „Donut“ unter Lebensgefahr an vorderster Front zu Waldbränden aus.
Von David McAllan
Amerikas Helden: Nachdem Soldaten immer mal Zivilisten töten und die Polizei gern Farbige, bleibt die Feuerwehr als Lebensretter die einzig unbefleckte Berufsgruppe mit Heldenstatus. „No Way Out“, basierend auf einer Tragödie von 2013, bei der so viele Firefighters starben wie seit dem 11. September nicht mehr, spart sich jedoch Pathos und Glorifizierung zugunsten eines klasse gespielten Dramas um ein eingeschworenes Team.
aka Winchester: Das Haus der Verdammten, The Spierig Brothers AUS/US 2018
Kinostart: 15.03.2018
Hey, endlich wieder eine „wahre“ Geschichte (bitte jetzt lachen)! Die australischen Spierig-Zwillinge nehmen sich mit einer Top-Besetzung die Legende von Kaliforniens bekanntestem Spukhaus vor, dem Winchester-Haus in San José, bestätigen damit aber nicht die gute Form, die sie mit dem Zeitreise-Thriller „Predestination“ zeigten, sondern nur die Genremittelmäßigkeit ihres „Daybreakers“ sowie dem jüngst im Oktober angelaufenen „Jigsaw“.
Und täglich grüßt das Todestier: Konzept-Whodunit, der konventionell, komisch und kurzweilig einen Slasher-Thriller in Endlosschleife abfährt
Happy Death Day, Christopher Landon, USA 2017
Kinostart: 16.11.2017
Story: Nach einem Filmriss erwacht die biestige Studentin Tree verkatert in der Bude ihres Kommilitonen Carter und flüchtet über den Campus in ihr Verbindungshaus, woraufhin sie später ein Killer mit Babymaske meuchelt. Ihren Todestag erlebt sie immer wieder von neuem, bis sie den Mörder identifizieren kann.
Von David McAllan
„Happy Deathday“ benimmt sich, als hätten wir die Zeitschleifenkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ nie gesehen, gibt dessen Konzept als quasi neu aus und strickt daraus einen absehbaren, aber unterhaltsamen Mix aus Whodunit-Thriller und Slasher-Komödie. Die Blumhouse-Produktion wird nie postmodern wie „Scream“ oder Meta-Horror wie „The Cabin in the Woods“, bietet aber allemal eine Menge kurzweiligen Spaß.
Eine aberwitzige Karriere als amerikanischer Antiheld legt Tom Cruise in dieser spöttischen Actionkomödie hin
American Made, Doug Liman, USA 2017
Kinostart: 07.07.2017
Story: TWA-Pilot Barry Seal wird 1978 von CIA-Mitarbeiter Schafer angeworben, mit einem kleinen Sportflugzeug über Mittelamerika zu spionieren. Da Schafer ihn finanziell kurz hält und Barry eine Familie zu versorgen hat, schmuggelt er bald auch Drogen und Waffen. Er wird reich – und lebt gefährlich.
Von David McAllan
Die böse komischen Zerrbilder über kuriose US-Selfmade-Millionäre nach wahren Begebenheiten reißen nicht ab. Von „Lord of War“ über „Thank You For Smoking“ bis zu „War Dogs“ und „The Wolf of Wall Street“ reicht die Bandbreite gut gelaunter Satiren, die wie „Barry Seal: Only in America“spöttisch kapitalistische Karrieren nachzeichnen anhand der aberwitzigen Biografie ihrer Antihelden. Bis in höchste Politikkreise.
Die Zeitschleifen-Suspense im Outfit eines Romantic Teen Movies entwickelt melodramatische Facetten und emotionale Qualitäten
Before I Fall, Ry Russo-Young, USA 2017
Kinostart: 01.06.2017
Story: Irgendwo im US-Nordwesten gehört die 17-jährige Sam dem It-Girl-Quartett ihrer High School an. Auf der Heimfahrt von einer Freitag-Abend-Party verunglücken sie tödlich. Woraufhin Sam morgens aufwacht und den letzten Tag ihres Lebens immer wieder erlebt. Und anfängt, alles zu hinterfragen.
Von David McAllan
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ als Teenage Angst Mystery mit (Nächsten)Liebesbotschaft: Macht man sich die Mühe, hinter die Teen-Pastiche von „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ zu schauen, findet man mehr als nur Sisyphos-Motive mit „Butterfly Effect“. Dann verwandeln sich Stereotypen in ein gefühlvolles Coming of Age, ein Abschiednehmen, wie man von seinen Liebsten erinnert werden möchte.
Alles nur geklaut: Das Faszinosum des Amerikanischen Traums in aller Ambivalenz, Energie und den Schattenseiten am Beispiel von McDonald’s
John Lee Hancock, USA 2016
Kinostart: 20.04.2017
Story: Als der erfolglose Multi-Mix-Vertreter Ray Kroc 1954 in Kalifornien auf das Fast-Food-Restaurant der Gebrüder McDonalds stößt, wittert er seine Chance: Er will das revolutionäre Konzept als Franchise über ganz Amerika ausbreiten, beißt sich an den Brüdern aber die Zähne aus – bis er sie rücksichtslos ausbootet.
Von David McAllan
Was ist eigentlich der Amerikanische Traum? „The Founder“ gibt Antworten, die die Mär vom Tellerwäscher zum Millionär konstruieren und zugleich dekonstruieren: Der Texaner John Lee Hancock („Saving Mr. Banks“, „Blind Side“) zeigt nach einer Vorlage von „Turbo“-Autor Robert Siegel die positiven wie die negativen Seiten des Erfolgs als Geschichte einer Ideologie, bei der die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.
Das Euro-Arthaus-Update des John-Wayne-Klassikers „Der schwarze Falke“ ist ein leises Identitätsmelodram um kulturelle Grenzen
Thomas Bidegain, F 2015
ohne deutschen Start
Story: 1994. Kelly, die 16-jährige Tochter der Ballands, verschwindet auf einem französischen Rodeofest spurlos. Da niemand hilft, sucht Vater Alain sie auf eigene Faust. Die Spur führt zu Kellys heimlichen arabischen Freund, in radikalislamische Viertel Europas, dann nach Pakistan – eine Suche, die Alain ruiniert.
Von David McAllan
Für sein Regiedebüt „Les cowboys“ hat Frankreichs profilierter Drehbuchautor Thomas Bidegain, bekannt für Werke wie „Ein Prophet“ oder „Der Geschmack von Rost und Knochen“, John Fords berühmten Western bzw. Alan Le Mays Vorlage in die heutige Zeit transferiert. Seine viele Jahre umspannende Odyssee legt den Finger auf eine Wunde, wenn aus Indianern radikale Muslime in der Ära vor und nach dem 11. September werden.
Familien-Horror: psychologisch starker Schocker um ein Schattenwesen, das die Angehörigen einer Depressiven heimsucht
David F. Sandberg, USA 2016
Kinostart: 04.08.2016, DVD/BD-Start:15.12.2016
Story: Als ihr kleiner Halbbruder Martin von dem gleichen Geist heimgesucht wird, wegen dem Rebecca ihre psychisch labile Mutter Sophie verließ, nimmt sie ihn zu sich. Mit Freund Bret versucht sie das dunkle Geheimnis aufzuklären, das Sophie mit Diana verbindet, die nur erscheint, wenn die Lichter aus sind.
Von David McAllan
Licht aus – ein weibliches Schattenwesen ist im Raum. Licht an – es ist verschwunden. Basierend auf seinem viralen 3-Minüter von 2013 setzt Debütant David F. Sandberg dieses visuelle Konzept furchteinflößend gut um. Den sehr attraktiv besetzten „Lights Out“ produzierte „Conjuring“-Beschwörer James Wan, Eric Heisserer („Nightmare“-Remake) schrieb das Skript für ein Debüt, das Horror und Familienstory fies verwebt.
Mike Flanagan strickt nach bewährten Mustern eine Traum-Horror-Fantasy und verspricht Innovation, die nicht eintrifft
Mike Flanagan, USA 2016
Kinostart: 10.11.2016
Story: Seitdem ihr Sohn in der Badewanne ertrank, sind Jessie und Mark untröstlich. Als sie Waisenkind Cody adoptieren, der bereits in mehreren Pflegefamilien war, beginnen glückliche Tage. Bis nachts Schmetterlinge auftauchen – und ihr verstorbenes Kind. Denn Codys Träume, gute wie böse, werden real.
Von David McAllan
Schon mit dem Spiegel-Schrecken „Oculus“ verhieß Mike Flanagan mehr, als er halten konnte. Sein Home-Horror „Before I Wake“ um ein Kind, dessen Gabe ein Fluch wird, weil sich seine Traumaträume zu tödlichen Bedrohungen manifestieren, hat die gleichen Probleme – ist aber noch konventioneller gestrickt. Die namhafte B-Cast Thomas Jane („Wie ein weißer Vogel …“) und Kate Bosworth („Still Alice“) hilft da leider auch nicht.
1989 erschien „Curse II: The Bite“ (bei uns nur „The Bite“ betitelt), in dem der Arm des Protagonisten nach einem Schlangenbiss zur Anakonda mutierte. Die Effekte des kaum bekannten B-Schockers stammten von Screaming Mad George (das ist mal ein Künstlername!) und derartige Transformationseffekte stehen auch im Zentrum von „Bite“. Als zweite, größere Referenz drängt sich „Die Fliege“ von David Cronenberg auf, dessen Landsmann Chad Archibald („The Drownsman“) zum wiederholten Male im dunklen Genre tätig wird und seinen Meister zitiert.
Punks vs. Skins: illuster besetzter, unerbittlicher Belagerungsthriller, der zum blutigen Todeskampf durchstartet
Jeremy Saulnier, USA 2015
Kinostart: 02.06.2016
Story: Als eine unbekannte Punkband bei ihrem Auftritt im Südstaaten-Hinterwald vor Skinheads die falsche Tür öffnet, werden sie Zeuge eines Mordes und in das Zimmer gesperrt, bis die Polizei wieder abgezogen ist. Im Anschluss macht sich die Nazi-Gang daran, den Musikern rund um Pat den Hals umzudrehen.
Von David McAllan
Erst on the road, dann in the room: Anton Yelchin („Star Trek“, „Odd Thomas“) steht abgerissenen Kneipenpunkern vor, die beim Ersatz-Gig an eine Bande krimineller Neonazis unter Führung von „X-Men“-Professor Patrick Stewart geraten, die skrupellos Menschen morden, um damit größere Verbrechen zu kaschieren. Dank Teppichmessern und Kampfhunden tut die Gewalt in den naturtrüben Bildern von „Green Room“ richtig weh.
Souveräner wie erschütternder Journalisten-Thriller mit Top-Besetzung über die Aufdeckung eines kirchlichen Missbrauchsskandals
Tom McCarthy, USA 2015
Kinostart: 25.02.2016, DVD/BD-Start: 30.06.2016
Story: Als Marty Baron 2001 Chefredakteur des Boston Globe wird, setzt er das Spotlight-Team von Walter Robinson auf eine Reihe von Kindesmissbrauchsfällen durch Priester an. Die Journalisten decken massive Verbrechen auf, die die katholische Kirche in Boston seit Jahrzehnten unter den Tisch kehrt.
Von David McAllan
Der bislang nicht sonderlich auffällig gewordene, zuletzt mit der Adam-Sandler-Fantasy „The Cobbler“ immerhin gefällige Tom McCarthy, trifft mit dem Tatsachen nachempfundenen „Spotlight“ ins Schwarze. Ihm gelingt ein authentischer Journalismus-Film par excellence, der mit seiner Zunft selbstkritisch ins Gericht geht und sich mit hochklassigen Darstellerauftritten komplex-erwachsen einem Kehlen zuschnürendem Thema verschreibt.
Witzige Indie-Dramödie um ein Coming of Age mit Krankheitsfall: verspielt skurril, romantikfrei, aber herzzerreißend
Me and Earl and the Dying Girl, Alfonso Gomez-Rejon, USA 2015
Kinostart: 19.11.2015, DVD/BD-Start: 24.03.2016
Story: Der 17-jährige Greg hat es sich mit seinem Kumpel Earl gemütlich eingerichtet und dreht komische Kurzfilme. Auf Drängen seiner Eltern soll er die schwer an Leukämie erkrankte Mitschülerin Rachel besuchen. Beide freunden sich unerwartet an, was Gregs Schulalltag und sein Leben gehörig verändert.
Von David McAllan
Keine „(500) Days of Summer“, sondern etwa 160 Tage einer herbstlich anmutenden „doomed friendship“ – also Freundschaft, nicht Romanze -, sind das Thema eines Indie-Favoriten, der in einem kitschfreien Coming of Age wie ein Inhaltsverwandter von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ (dem besten Teenfilm der letzten Jahre) und im Tonfall wie ein Bruder des schonungslos offenen „The Perks of Being a Wallflower“ auftritt.
aka Bound to Vengeance, José Manuel Cravioto, USA 2015
ohne deutschen Start
Rape & Revenge war gestern. José Manuel Cravioto, der Dokus und zuletzt den mexikanischen Crime-Actioner „El Más Buscado“ drehte, wählt eine wahrhaftige weibliche Perspektive für seinen Thriller „Reversal“, der nicht einfach nur den Spieß umdreht und wie in „I Spit on Your Grave 2“ Sadisten exquisit totfoltert, sondern in der Fahrt bis ans Ende einer schummrig Schwarz-Braun-Rot glimmenden Nacht einen Schritt weiter geht und seine 21-jährige Protagonistin Eve (die kaum bekannte Tina Ivlev) mit verzweifelter Entschlossenheit das teuflische Werk eines Psychopathen beenden lässt.
Das Remake des Spukeffektfeuerwerks folgt mit hinterlistigem Humor den unheimlichen Fußstapfen von „Insidious“
Gil Kenan, USA 2015
Kinostart: 28.05.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015
Story: Als die Bowens aus finanziellen Gründen in ein preisgünstigeres Heim umziehen müssen, ist es schon bewohnt: Eine unheimliche Jenseitsmacht fällt ihre drei Kinder an und saugt Nesthäkchen Madison durch ein Loch in der Wand fort. Parapsychologen und ein TV-Geisterjäger sollen sie zurückholen.
Von David McAllan
Fraglos braucht niemand ein Remake von „Poltergeist“, der Hooper/Spielberg-Produktion von 1982, ein grelles Geisterbahnspektakel der populären Sorte, in dem nicht nur eine Familie archetypisch mit einer Lichteffektschau terrorisiert wurde, sondern das auch eine Satire auf, bisweilen auch Komödie über Vorstadtleben und Fernsehkonsum bot. Das modernisierte Spukspektakel weiß mit mehr Chills & Thrills zu gefallen.
Angenehme Indie-Dramödie, in der Mary Elizabeth Winstead auf emotional-nachdenklicher Selbstentdeckung zu großer Form findet
Chris Messina, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Aus Frust über seine undankbare „Hausfrauen“-Rolle nimmt sich George eine Ehe-Auszeit, womit Umweltanwältin und Workaholic Alex mit ihrem alternden Vater Roger und dem schulpflichtigen Sohn Dakota überfordert ist. Dazu stehen ihre lebenslustige Schwester Lily und private Veränderungen vor der Tür.
Von David McAllan
Der vielbeschäftigte Schauspieler Chris Messina („Cake“, „Argo“, „Vicky Cristina Barcelona“) lässt in seinem Regiedebüt Kollegin Winstead den Vortritt und dient in einer Nebenrolle als vor den Verhältnissen flüchtender Hausmann als Katalysator für eine Selbstfindung der reiferen Sorte, die sich nicht größer macht als sie ist und warmherzig die von Herausforderungen geprägte Suche nach Familie, Nähe und erfülltem Leben begleitet.
Im handfesten New Yorker Nacht-Thriller kämpft ein von Killern gehetzter Liam Neeson glaubhaft um das Leben seiner Angehörigen
Jaume Collet-Serra, USA 2015
Kinostart: 16.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Story: Auftragskillerwrack Conlon wird von Mafiapate Maguire aus alter Freundschaft geduldet. Damit ist es vorbei, als Conlon Maguires psychotischen Filius tötet, bevor dieser seinen Sohn Mike erschießen kann. Maguire schwört Rache: Auftragskiller jagen die beiden zur Großfahndung Ausgeschriebenen.
Von David McAllan
Atemlos durch die Nacht: Mit der Actionroutine von „Unknown Identity“, aber von „Auge um Auge“-Autor Brad Ingelsby weniger ambitioniert als „Non-Stop“ geschrieben, geht die dritte Kooperation von Liam Neeson und Jaume Collet-Serra auf eine Hetzjagd durch New York. Der Nacht-Thriller „Run All Night“ beherrscht sein moderat modernisiertes Old-School-Handwerk und erzielt mehr Tiefe als eigentlich vorhanden.
Ein Fundstück: Von Eli Roth produzierter Body Horror um einen Mann, der zum kinderfressenden Monster mutiert
Jon Watts, USA/CDN 2014
DVD/BD-Start: 01.03.2016
Story: Als der Überraschungsclown absagt, zieht der liebende Familienvater und Immobilienmakler Kent ein solches Kostüm aus der Truhe eines leerstehenden Hauses an, um seinem Sohn eine Geburtstagsfreude zu bereiten. Nur um festzustellen, dass er es nicht mehr ausziehen kann und sich in eine Chimäre verwandelt.
Von David McAllan
Kein Scherz: Das Horrordrama um Dummo the Clown ist kein Slasher-Trash mit Killer-Kaspern, sondern eine tragische Transformation, die ihre originelle Ausgangsidee (fast) bis zum bitteren Ende intensiv und emotional sensibel ausführt, ohne Schrecken und Blutzoll abzukürzen. Die nicht kafkaeske, sondern dämonische Verwandlung basiert auf einem Fake-Trailer, den Jon Watts und Christopher D. Ford 2010 ins Netz stellten.
In der magisch-realistischen und liebenswert nostalgischen Fantasykomödie wird Adam Sandler rührend zum Pate einfacher Leute
aka Cobbler – Der Schuhmagier, Thomas McCarthy, USA 2914
DVD/BD-Start: 04.05.2015
Story: Der abgehängte Trott des jüdischen Schusters Max in seiner Klitsche der Lower East Side erhält schlagartig Schwung, als er im Keller eine wundersame Nähmaschine entdeckt, mit der er die Gestalt seiner Kunden annimmt, solange er deren Schuhe anzieht. Damit kommt er lokalen Kriminellen in die Quere.
Von David McAllan
So einfühlsam wie sein Indie-Debüt, die New-Jersey-Tragikomödie „Station Agent“, ist Thomas McCarthys vierter Regie-Job „The Cobbler“ zwar nicht. Seine Vorliebe für Sozialdramen mit Herz für den kleinen Mann äußern sich in einer Fantasykomödie zum Schmunzeln und Liebhaben, an der die US-Kritik kaum ein gutes Haar ließ, damit dem rührenden, topbesetzten Wunderspaß des magischen Realismus aber nicht gerecht wird.