Endzeit als Gedankenexperiment: Ulrich Köhlers außerordentliches Überraschungspaket entzieht sich klug allen Kategorisierungen
Ulrich Köhler, D/I 2018
Kinostart: 08.11.2018
Story: Als freier Kameramann hat Armin einen Job versiebt, worauf eine Negativserie folgt, die für den nicht mehr ganz jungen Herumhänger im Tod seiner Großmutter endet. Als er frustriert und verkatert tags darauf aufwacht, sind alle Menschen spurlos verschwunden. Armin ist völlig allein auf der Welt. Was nun?
Von Thorsten Krüger
Dass Ulrich Köhler der Lebensgefährte von Maren Ade („Toni Erdmann“) ist, merkt man „In My Room“ am ehesten der lakonischen Tragikomik an, mit der sich im minimalistischen Modus der Berliner Schule zunächst das nicht zukunftsfähige Lebenskonzept eines desorientierten Verweigerers entfaltet. In diese dokumentarische Lebensnähe funkt die Apokalypse, die ihn zum radikalen Neuanfang in einer menschenleeren Welt nötigt.
Ein Downgrade: Die Fortsetzung des muskulösen Actionklassikers zappelt sich durch einen sinnfreien Macho-Comicstrip für die ADHS-Generation
The Predator, Shane Black, CDN/USA 2018
Kinostart: 13.09.2018
Story: Elite-Sniper Quinn soll nach einer Begegnung mit dem außerirdischen Predator von der Regierung mundtot gemacht werden, hat aber seinem autistischen Sohn Teile der Rüstung geschickt. Weitere Predatoren und die Regierung jagen danach, Veteranen und eine Biologin helfen Quinn, die Gefahr zu bannen.
Von Thorsten Krüger
Shane Black, der durchaus talentierte Drehbuchautor der „Lethal Weapon“-Reihe und zuletzt Inszenator von „The Nice Guys“, spielte im Original-„Predator“ einen Söldner, der durch peinliche Sexwitze auffiel. Für das Remake, Reboot oder wie auch immer man „Predator – Upgrade“ nun bezeichnen soll, dehnt er sein Humorverständnis auf die ganze Strecke aus und legt derbe Sitcom-Flüche in einem kirren Action-Tollhaus vor.
Sensationell unterhaltsamer Sci-Fi-Actioner, der mit B-Movie-Härte clever die Fusion von Mensch und KI-Maschine betreibt
Leigh Whannell, AUS 2018
ohne deutschen Start
Story: Grey, ein technikfeindlicher Automechaniker der nahen Zukunft, überlebt einen Überfall nur querschnittsgelähmt, während seine Frau vor seinen Augen ermordet wird. Mithilfe eines illegal implantierten Hochleistungs-Chips namens Stem erlangt er übermenschliche Kräfte, um fortan die Mörder zu jagen.
Von Max Renn
Leigh Whannell, kreativ eng verbunden mit der „Saw“– und „Insidious“-Reihe, deren dritten Teil er inszenierte, unternimmt eine Schreckensreise in die nahe Zukunft und legt für Blumhouse Tilt („Das Belko Experiment“) den nachtschwarzen Thriller „Upgrade“ vor, der sich als stimmungsvolles B-Pic seine Vorbilder genüsslich einverleibt hat, insbesondere „Terminator“ und „RoboCop“, gewürzt mit Gewalt und genialen Zukunftsfragen.
Han schießt nicht zuerst: reichlich braves, doch stimmungsvolles Actionabenteuer aus den Randbezirken einer weit entfernten Galaxis
Ron Howard, USA 2018
Kinostart: 24.05.2018
Story: Seit Han Solo die schöne Qi’ra in einem Höllenloch zurücklassen musste, hat er sich geschworen, seine Geliebte eines Tages zu retten. Nachdem er vom Militärdienst des Imperiums desertiert ist, schließt er sich Becketts Räuberbande an, die Coaxium für ein Syndikat stehlen will – wo er Qi’ra wiedertrifft.
Von Max Renn
Die Nebenreihe der „Star Wars“-Saga sollte den Regisseuren eigentlich mehr Freiraum bei der Gestaltung ermöglichen. Nach ausführlichen Reshoots bei „Rogue One“ und dem Rauswurf des Regie-Duos Phil Lord und Christopher Miller („The Lego Movie“), ersetzt durch den Routinier Ron Howard („Apollo 13“), sind die Spin-Offs so stromlinienförmig wie nur möglich geworden, in diesem Falle aber auch unterhaltsam und sehenswert.
Natalie Portman wandelt auf Tarkovskijs Spuren in einem philosophischen Mutations-Trip nach Jeff Vandermeers Sci-Fi-Erfolg
Annihilation, Alex Garland, GB/US 2018
Start: 12.03.2018 (Internet)
Story: Nachdem Kane, der lange vermisste Mann von Biologin Lena, eines Tages von einer Geheimmission in Area X völlig verändert und todkrank zurückkehrt, schließt sie sich einem fünfköpfigen, rein weiblichen Team an, das die durch eine Landung Außerirdischer verursachte mutagene Zone erforschen soll.
Von Max Renn
Mit Anleihen bei der Monolith-Mystery von „2001 – Odyssee im Weltraum“, mehr noch aber Andrej Tarkovskijs Klassikern „Solaris“ (Kopien vertrauter Personen) und „Stalker“ (philosophierende Erkundung einer Zone, in der Naturgesetze außer Kraft sind) nimmt sich Alex Garland in „Auslöschung“ dem ersten Teil von Jeff Vandermeers „Southern Reach“-Trilogie an, die in der Branche hohe Wellen schlug und zur Sensation geriet.
Story: Jahrzehnte nach einem globalen Blackout jagt Blade Runner K. in Los Angeles 2049 noch immer alte Replikanten, derweil die neue Generation von Tyrell-Nachfolger Wallace störungsfrei den Menschen dient. Ein Knochenfund bringt K. auf eine Spur, die zu seinem abgetauchten Vorgänger Deckart führt.
Von Thorsten Krüger
Formidabel, freilich nicht fehlerlos: „Blade Runner 2049“, mit dem Hollywood nach 35 Jahren den Kultfilm „Blade Runner“ weiterspinnt, und Original-Drehbuchautor Hampton Fancher daran mitdichten lässt, zeigt, was möglich ist, wenn man die richtigen Leute akquiriert. Dann vereint sich das Beste beider Welten, eine Vision, die kein leeres Reboot-Spektakel ist, sondern eines mit Gravitas, Tiefgang, Tragik, Bedeutung und Reife.
Elektrisierender Mystery-Thriller, der mit starker Stimmung, leiser Romantik und grauenvoller Enthüllung emotional heftig einschlägt
Caroline Labrèche, Steeve Léonard, CDN 2017
ohne deutschen Start
Story: Sam läuft verletzt eine Straße im ländlichen Woodmore County entlang und kann sich an nichts erinnern. Alles in seiner Nähe stirbt binnen Sekunden, Menschen wie Tiere. Nur nicht eine Frau ohne Gedächtnis, die ihn angeblich kennt. Während die Polizei nach ihnen fahndet, wollen sie das tödliche Rätsel lösen.
Von Thorsten Krüger
Was das frankokanadische Regie-Pärchen Caroline Labrèche und Steeve Léonard („Lost Cause“) in ihrem Zweitling „Radius“ zeigt, ist einer der Überraschungsfilme des Jahres. Unter ihrer Gänsehaut-Regie geht das Schicksal zweier Seelenverwandter nahe: Der sorgfältige Plot mit beklemmender (Natur)Atmosphäre gewinnt stetig an Suspense, bis sich ein verstörender Twist samt Sci-Fi-Auflösung ins Gedächtnis gräbt.
Valerian and the City of a Thousand Planets, Luc Besson, F/USA 2017
Kinostart: 20.07.2017
Offenbar hängt die Zukunft von Luc Bessons Europa-Studio ab vom Erfolg seiner 150-200 Mio. Dollar schweren Großproduktion „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“, die sich redlich bemüht, in Konkurrenz zu Marvel, „Star Wars“ und „Avatar“ zu treten. Man möchte dem Filmmogul die Daumen drücken, freilich fällt das schwer, da er nicht nur künstlerisch strauchelt, sondern den Auguren nach eine Box-Office-Bruchlandung à la „John Carter“ droht.
Story: Nach einer Explosion wacht US-Soldat Bo gedächtnislos in einem Knast in Kenia auf und bricht mit der französischen Ärztin Nadia aus, um durch ein durch die Invasion außerirdischer Kampfroboter verwüstetes und entvölkertes Afrika zu ziehen, auf der Suche nach einer US-Radarstation an der Grenze.
Von Gnaghi
In einer Welt, die nicht vom Marvels Comicmüll zugeschissen würde, wäre die Indie-Sci-Fi „Revolt“ (vielleicht) die Sensation: Mit der Performance eines Kriegsactioners vereint die komplett in Südafrikas Townships entstandene Produktion Neill Blomkamps „District 9“ mit H.G. Wells mehrfach verfilmten Klassiker „Krieg der Welten“ zu einem grindigen B-Movie, das seine straighte Story grimmig, garstig und gemein vorantreibt.
Ape-Pocalypse Now: anteilnehmende, düstere Science-Fantasy zwischen (Vietnam)Krieg, KZ-Drama und Bibelmotiven
War for the Planet of the Apes, Matt Reeves, USA 2017
Kinostart: 03.08.2017
Story: Ein wahnsinnig gewordener Colonel jagt zwei Jahre, nachdem Koba ihm den Krieg erklärt hat, weiter den Stamm des friedfertigen Caesar. Als er seine Familie tötet und seinen Sohn entführt, bricht Caesar mit ein paar Gefährten auf, ihn zu befreien. Doch sein Volk landet in Gefangenschaft, während eine Armee naht.
Von Thorsten Krüger
Als einziges erwachsenes Blockbuster-Franchise steht die „Planet der Affen“-Reihe wie ein Fels in der Brandung alberner Comic-Kreaturen und verteidigt diese Position auch im dritten Part, den Teil-zwei-Regisseur Matt Reeves („Cloverfield“) erneut bewegend inszeniert, aber den Verdienst mit einem Übermaß an Bedeutungsschwere gefährdet. Das bislang düsterste Kapitel – in Gewand und Kost – reicht nicht ganz an die Vorgänger heran.
Jeremy Gillespie, Steven Kostanski, CDN 2016
DVD/BD-Start: 12.05.2017
Nachdem „The Void“ sich vor Monaten auf Genrefestivals (in Deutschland bei den „Fantasy Filmfest White Nights“) einen gewissen Ruf erarbeitet hat, prüfen wir ihn nun auf Herz und Nieren, mit gebührendem Sicherheitsabstand. Der wäre nicht nötig gewesen: Das Debüt der kanadischen Horrorfans und Effektkünstler Jeremy Gillespie und Steven Kostanski (zuletzt beteiligt an „Suicide Squad“) ist ein erst vielversprechendes, dann hochtrabendes, bald enttäuschendes Versatzstück-Sammelsurium der 80ies-Splatter-Welle.
Als simples B-Movie hätte man „Life“ wohl geschluckt, mit dem der aus Schweden stammende Thriller-Regisseur Daniel Espinosa seine bisherige Dutzendware „Safe House“ und „Kind 44“ um einen weiteren belanglosen, streckenweise spannenden Eintrag ergänzt. Wenn nur die hochtrabenden philosophischen Anwandlungen über die Genese von Leben und Evolution nicht wären, schlecht abgeschaut bei Terrence Malicks „The Tree of Life“. Sie bleiben ein Fremdkörper – diese „nachdenklichen“ Abschnitte wirken so unbeholfen, dass es einen graust. Zumal einem die Charaktere egal sind.
Das Dreckige Dutzend unter Palmen: Gareth Edwards „Star Wars“-Ableger ist als Kriegsfilm notgedrungen zu brav
Rogue One, Gareth Edwards, US 2016
Kinostart: 15.12.2016
Story: Einzelkämpferin Jyn Erso wird von Rebellen genötigt, an einem Himmelfahrtskommando teilzunehmen, um mit dem undurchsichtigen Cassian, einem Droiden, Abtrünnigen und Kombattanten die Pläne des imperialen Todessterns zu stehlen, den Ersos Vater Galen wider Willen erbauen musste.
Von Max Renn
Das erste Spin Off der Sternensaga, „Star Wars: Rogue One“, erzählt als Prequel zum ersten Teil von 1977, wie die Rebellen zu den Plänen des Todessterns gelangen. Gareth Edwards, der sich mit der cleveren Bändigung von „Monsters“ und „Godzilla“ für höhere Weihen empfahl, strebt mit einer Zweitreihenbesetzung einen dreckigen, düsteren, dampfigen Kriegsfilm an, der sich nach eigenen Angaben an „Apocalypse Now“ orientiert.
Stimmungsvolle US-Gesellschaftskritik per dystopischer Exploitation, die mit kräftigem Gewalteinsatz satirisch-subversiv austeilt
James DeMonaco, F/USA 2016
Kinostart: 15.09.2016
Story: Senatorin Charlie kandidiert für das Amt des US-Präsidenten und will die „Purge“-Nacht, in der Verbrechen ungesühnt begangen werden dürfen, abschaffen. Leibwächter Leo hat alle Hände voll zu tun, als Charlies Widersacher ihr prompt ein Killerkommando schicken. Nun müssen sie die Säuberung überleben.
Von Max Renn
Nach der schwachen Fortsetzung „The Purge: Anarchy“ findet James DeMonacos dystopische B-Thriller-Reihe zu einem modus vivendi, der Polit-Horror-Satire mit den Wonnen des Exploitation-Kinos vereint. „The Purge: Election Year“ erzeugt mit Klassenkampf, Bürgerkrieg, Attentaten, Waffenwahn und Populismus-Wahlkampf ein monströses (Zerr?)Bild der USA, optisch wie weltanschaulich finster, ganz gegen das Establishment.
„Cell“, die neueste Adaption eines Stephen-King-Romans (es handelt sich um „Puls“ von 2006), beginnt vielversprechend und kann in der rasanten Auftakt-Apokalypse mit Danny Boyles „28 Days Later“ und Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake mithalten: Ein Handysignal lässt alle, die gerade telefonieren zu Crazies werden und als Amokraser jeden abschlachten, der noch nicht zur Mordmaschine mutiert ist. Es herrscht Krieg und Chaos. Der gewaltbereite, rasende Mob – Folge eines Terroranschlags oder der nächste Schritt der Evolution?
Independence Day: Resurgence, Roland Emmerich, USA 2016
Kinostart: 14.07.2016
Wie späte Sequels gelingen, beweist „Findet Dorie“ liebenswert und rührend. Wie man es vermasselt, Roland Emmerich. Hollywoods Master of Desaster nimmt die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum des SF-Blockbusters „Independence Day“ – der seinen Durchbruch bedeutete und bis heute mein Lieblings-Popcorn-Movie ist – zum Anlass für eine unfassbar abgedroschene Fortsetzung, die zur wahren Fremdschäm-Oper wird und damit zum weiteren Karrieretiefpunkt des Schwaben.
Story: Als Henry im Labor erwacht, schraubt seine Frau Estelle gerade seine Gliedmaßen zusammen: Er ist ein Cyborg ohne Gedächtnis, den Psychopath Akan mit Söldnerscharen durch Moskau jagt. Mit seinen vielen Klonen hilft Wissenschaftler Jimmy Henry, sich den Weg zu seiner Identität freizuschießen.
Von Max Renn
I’m a Cyborg, But That’s OK: In der miserablen Gamesadaption „Doom“ gibt es eine Ein-Minuten-Sequenz, die aus der Ego-Perspektive gefilmt ist – mit einer aufgeschnallten GoPro-Kamera und technischer Bravour hält dies das Debüt von Ilya Naishuller, der mit dem Punkvideo seiner Band Biting Elbows übte, auf Spielfilmlänge durch. Der Titel leitet sich vom Schwierigkeitsgrad in Computerspielen ab, dem „Hardcore“-Modus.
Starbesetztes Chase Movie, das nach einem „Starman“ jagt und mit einem Ende zum Staunen aufwartet
Jeff Nichols, USA 2016
Kinostart: 18.02.2016, DVD/BD-Start: 23.06.2016
Story: Roy hat seinen achtjährigen Sohn Alton aus den Fängen einer dubiosen Kirche befreit und flüchtet mit ihm und Mitstreiter Lucas nonstop über die Straßen Amerikas. Auf den Fersen sind ihnen Polizei, Geheimdienste und Handlanger der Sekte, die alle das Wunderkind wollen, das Regierungsgeheimnisse kennt.
Von Max Renn
Die fünfte Arbeit des profilierten Indie-Regisseurs Jeff Nichols versucht den Bedrohungs-Suspense von „Take Shelter“ mit den Familienemotionen von „Mud“ zu vereinen – in einer selbst in ihren sporadischen Actionszenen eher ruhig ausfallenden Dauerverfolgungsjagd. „Midnight Special“ ist das intellektuelle, erwachsene Remake des etwas naiv-kitschigen „Starman“, den John Carpenter (dessen Name hier ein Soldat trägt) 1984 drehte.
Episode VII bietet Verbeugung vor einem und Verwaltung eines Mythos, aber das mit Dynamik, Action, Humor und Emotionen
Star Wars: The Force Awakens, J.J. Abrams, USA 2015
Kinostart: 17.12.2015, DVD/BD-Start: 28.04.2016
Story: Auf dem Wüstenplaneten Jakku verbündet sich der kriegstraumatisierte Sturmtrupper Finn mit Schrottsammlerin Rey, um das Imperium daran zu hindern, den kleinen Droiden BB-8 aufzuspüren, der Hinweise auf den Verbleib Luke Skywalkers birgt. Auch die Rebellen erhoffen, den letzten Jedi-Ritter zu finden.
Von Max Renn
Der siebte Teil der Sternenkriegs-Mär unter der Leitung von Reboot-Profi J.J. Abrams („Mission: Impossible 3“, „Star Trek“) ist eine rundum unterhaltsame Space-Opera. In weiten Teilen fast schon ein Remake von George Lucas’ 1977 erschienenen Erstling variiert das Heldenepos „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ alle geläufigen Elemente, würzt diese mit Emotionen, einem satten Actionplot und überraschend viel Humor.
Matt Damon als schiffbrüchiger auf dem roten Planeten: Ridley Scotts souveräne Survival-SciFi ist ein bodenständiges Abenteuer
aka Der Marsianer – Rettet Mark Watney, The Martian, Ridley Scott, USA 2015
Kinostart: 08.10.2015, DVD/BD-Start: 18.02.2016
Story: Nach einem verheerenden Sandsturm evakuiert sich die Besatzung der Ares-III-Mission selbst. Der für tot gehaltene Botaniker Mark bleibt verletzt allein auf dem Mars zurück, ohne Kontakt zur Erde und ausreichend Vorräte. Pragmatisch versucht er zu überleben, bis Hilfe naht – die aber vier Jahre entfernt ist.
Von Thorsten Krüger
Es ist noch kein Jahr her, dass das Ägypten-Epos „Exodus“ des inzwischen 77-jährigen Ridley Scott anlief. Der arbeitsfreudige Regisseur kehrt nun wieder ins Weltall zurück, aber weder so mangelhaft wie in „Prometheus“, noch so düster wie darin und seinen SciFi-Klassikern „Alien“ und „Blade Runner“, sondern als prominent besetzte, bodenständige Hard-SF, die ohne Effekt-Pomp „Cast Away“ und „Apollo 13“ in die Nahzukunft verlegt.
Dumm, aber unterhaltsam: Action-Opi Arnie kämpft sich als Cyborg durchs nunmehr fünfte Effektspektakel der Sci-Fi-Reihe
Alan Taylor, USA 2015
Kinostart: 09.07.2015, DVD/BD-Start: 19.11.2015
Story: Kurz bevor im postapokalyptischen Jahr 2029 die Rebellen die Maschinenarmee von Skynet besiegen, schickt die Computerintelligenz einen Killercyborg ins Jahr 1984, um die Mutter von Anführer John Connor zu töten. Dieser sendet Kyle Reese hinterher. Als er dort eintrifft, ist alles anders als erwartet.
Von Max Renn
„I’m old, but not obsolete“, beteuert die Muskel-Ikone mehrfach – aber egal, wie oft der 67-Jährige den Satz wiederholt, er wird nicht überzeugender. Im fünften Teil, „Terminator Genisys“, ist aus Camerons grimmiger Tech-Noir-Revolution endgültig ein Themepark-Franchise geworden, das sich wie die Wiederholung der Wiederholung ausnimmt und ein glattes Recycling betreibt, das ein sinnlos-kurzweiliges CGI-Feuerwerk abbrennt.
Humor mit Hasenscharte: Die schrägste und schwärzeste Komödie des Jahres forscht absurd nach Genetik und Abstammung
Mænd & høns, Anders Thomas Jensen, DK 2015
Kinostart: 02.07.2015, DVD/BD-Start: 03.12.2015
Story: Als Evolutionspsychologe Gabriel und sein Bruder, der Zwangsmasturbant Elias, nach dem Tod ihres Vaters erfahren, adoptiert worden zu sein, entdecken sie ihren wahren Erzeuger auf einer untervölkerten Insel. Doch statt ihm treffen sie nur ihre gestörten Halbbrüder, die in einem verwaisten Sanatorium hausen.
Von Thorsten Krüger
Eine Tragikomödie der ganz anderen Art für Leute, die über Onanie- und Sodomie-Witze lachen können, ist „Men & Chicken“ des Dänen Anders Thomas Jensen, der sonst an Drehbüchern für Oscar-Material wie „In einer besseren Welt“ oder „The Salvation“ feilt, sich in pechschwarzen Regiestreichen austobt („Adams Äpfel“) und sich hiermit selbst übertrifft. Ein exquisiter Trip, fast so legendär geschmacklos wie „Ex Drummer“.
Hugh Laurie stiehlt George Clooney die Show in dem effektreichen, aber belanglosen Disney-Familienzukunftsabenteuer
Tomorrowland, Brad Bird, USA 2015
Kinostart: 21.05.2015, DVD/BD-Start: 08.10.2015
Story: Als Teenagerin Casey eine Anstecknadel berührt, blickt sie in eine Zukunftswelt. Um diese Welt zu retten, benötigt das Mädchen Athena sie und das einstige Wunderkind Frank, der inzwischen ein verbitterter Einsiedler ist. Technikguru Nix, Herrscher von Tomorrowland, opponiert mit aller fiesen Finesse.
Von Thorsten Krüger
Animationsgenie Brad Bird („Der Gigant aus dem All“, „Ratatouille“) erreicht diesmal nicht die Qualitäten, die noch sein Realfilmdebüt, den vierten „Mission Impossible“ (und besten Part der Reihe) auszeichneten. Dafür, dass er eigentlich nur einen weiteren Disney-Theme-Park verfilmt (wie auch „Pirates of the Caribbean“ einer ist), gelingt ihm ein hübscher, belangloser Familienspaß, der sich wie ein Superheldenabenteuer ausnimmt.
Exzellente, fantasieanregende Science-Fiction-Mystery um vier Twens, die durch die „Lost“-Dimensionen springen
Christopher Leone, USA 2015
ohne deutschen Start
Story: Boxer Ronan folgt der Mailboxnachricht seines Vaters, dem er vor Jahren den Rücken kehrte. Mit seiner Schwester Beatrix und Nachbar Harry betritt er ein leerstehendes Hochhaus in der City – und landet in einer Parallelwelt, wo er Polly trifft, die mit dem Gebäude alle 36 Stunden in eine andere Welt springt.
Von Jochen Plinganz
Ein mysteriöses Gebäude ist das Tor zu unendlich vielen Parallelwelten, ähnlichen und fremden, und vier Mittzwanziger die Passagiere eines Trips ohne (rasche) Wiederkehr. Ursprünglich sollte „Parallels“ die Pilotfolge einer Netflix-Serie von Fox Digital werden, die ihn aber zum eigenständigen 83-Minüter umtauften. Das Spielfilmdebüt von Christopher Leone ist damit eine der interessantesten SciFi-Serien, die es nie geben wird.
Indie-SciFi, die für wenig Geld ein Thrillerdrama um multiple geklonte Identitäten und existenzielle Schuldlast entwickelt
Dan Bush, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Nachdem er vor vier Jahren seinen eigenen kleinen Sohn auf dem Weg zur Arbeit totfuhr, klont sich William, Genetiker beim Forschungskonzern Next Corporation, in einem anonymen Vorstadthäuschen illegal selbst. Sein verstörtes Ebenbild bricht aus, um Williams Exfrau Jules aufzusuchen.
Von Jochen Plinganz
2007 war Dan Bush an dem originellen Triptychon „The Signal“ beteiligt, dann kam nichts Nennenswertes mehr von ihm. Das gilt auch für den unauffälligen „The Reconstruction of William Zero“, der unter der Haube allerdings eine ziemlich intelligente Story aufweist, die schizophren mit mehreren Klon-Persönlichkeiten spielt, aber zu Low Budget (und ohne jeden Effekt) ist, um die Replikanten-Mär wirklich packend zu gestalten.