The Land of Steady Habits, Nicole Holofcener, USA 2018
Streamingsstart: 14.09.2018
Wie in „Genug gesagt“ bleibt Nicole Holofcener eine sensible Beobachterin suburbaner Mittelklasse-Beziehungsgeflechte. Mit „Land der Gewohnheit“, durch dessen Vorstadt-Turf das Echo der (brillanteren) 90er-Jahre-Meilensteine „American Beauty“ und „Der Eissturm“ hallt, ist sie exklusiv bei Netflix gelandet. Gekonnt widersteht sie der Versuchung, zu viel Woody-Allen-Komik einzuflechten oder den Feelgood eines „Little Miss Sunshine“: Sie verteilt bittere und herbe Noten, die bisweilen von leichter Tragik umweht sind.
Anthony Scott Burns, CDN/D/USA 2018
ohne deutschen Start
Elektromagnetismus löst wieder einmal paranormale Phänomene aus in „Our House“, einem patenten, aber recht unspektakulären und reichlich konventionellen Familienhorror um Spukerscheinungen, deren Grundlage die Garagenexperimente des jungen Tüftlers Ethan bilden (Thomas Mann, der aus „Ich und Earl und das Mädchen“ nur seinen treuen Hundeblick importiert hat): eine Apparatur zur kabellosen Stromversorgung, die bloß Blackouts produziert. Als zeitgleich Ethans Eltern bei einem Unfall sterben, schließt er mit seiner Obsession ab, um als Alleinerziehender den bockigen, vorpubertären Bruder und seine anhängliche kleine Schwester durchzubringen – bis diese behauptet, den Geist ihrer Mutter zu sehen.
Witzige Indie-Dramödie um ein Coming of Age mit Krankheitsfall: verspielt skurril, romantikfrei, aber herzzerreißend
Me and Earl and the Dying Girl, Alfonso Gomez-Rejon, USA 2015
Kinostart: 19.11.2015, DVD/BD-Start: 24.03.2016
Story: Der 17-jährige Greg hat es sich mit seinem Kumpel Earl gemütlich eingerichtet und dreht komische Kurzfilme. Auf Drängen seiner Eltern soll er die schwer an Leukämie erkrankte Mitschülerin Rachel besuchen. Beide freunden sich unerwartet an, was Gregs Schulalltag und sein Leben gehörig verändert.
Von David McAllan
Keine „(500) Days of Summer“, sondern etwa 160 Tage einer herbstlich anmutenden „doomed friendship“ – also Freundschaft, nicht Romanze -, sind das Thema eines Indie-Favoriten, der in einem kitschfreien Coming of Age wie ein Inhaltsverwandter von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ (dem besten Teenfilm der letzten Jahre) und im Tonfall wie ein Bruder des schonungslos offenen „The Perks of Being a Wallflower“ auftritt.
Familiensaga in skandinavischer Natur: wildromantisches Heimat-Melodram nach Trygve Gulbranssen mit einem herausragenden Gert Fröbe.
Paul May, AU 1959
auf DVD erhältlich
Story: Um 1900 lebt der alte Dag mit seinen ungleichen Söhnen auf Björndal und rivalisiert erbittert mit dem adligen Großgrundbesitzer von Gall. Als Dags Erstgeborener von Galls Tochter einen Kuss raubt, tötet ihn ihr Verlobter. Dag schwört Rache – auch die Heirat des zweiten Sohnes beschwichtigt ihn nicht.
Von Thorsten Krüger
Die in Norwegen entstandene österreichische Produktion von Paul May, der zuvor mit der Kasernenhof-Trilogie „08/15“ Erfolgsgeschichte schrieb, wurde mit über sieben Millionen Zuschauern zum kassenträchtigsten deutschsprachigen Hit 1960: Eine tragische Bauernsippe-vs-Adelsgeschlecht-Saga, die Seifenoperetten und Heile-Welt-Heimatfilme weit hinter sich lässt und ein urwüchsiges Melodram dichtet.