Zensurstaat Deutschland: Im Bundesarchiv Film/Hoppegarten lagern explosionsgefährdete Nitrofilme, Sprengstoff im doppelten Sinne. 1200 Unterhaltungsfilme produzierte das Dritte Reich, von der Alliierten Militärzensur wurden 300 verboten und über 40 davon sind es bis heute, andere nur unter Schnittauflagen freigegeben. Der Historiker Felix Moeller („Harlan – Im Schatten von Jud Süß“) dokumentiert anhand von hochwertig abgetasteten Filmausschnitten sowie Kinovorführungen des antisemitischen Hetzfilms „Jüd Süß“ und des Euthanasiedramas „Ich klage an“ in Deutschland, Frankreich und Israel den aktuellen Diskussionsstand um das Für und Wider der Verbote der sogenannten Vorbehaltsfilme.
„Wer die Filme nicht kennt, weiß wenig über unser Land.“
Komplexes Zukunfts(action)drama, das intelligent nach dem Wesen des Menschen fragt – ein visionärer Wirtschafts- und Politik-Thriller.
José Padilha, USA 2014
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 07.06.2014
Story: Der Detroiter Cop Alex Murphy verliert durch eine Autobombe vor dem Haus seiner Familie fast sein Leben. Für Konzermulti OmniCorp, der Polizeiroboter in Amerika einzusetzen plant, verarbeitet ihn Dr. Norton zu einem Cyborg-Prototypen, der seinen eigenen Fall untersucht und in ein Korruptions-Wespennest sticht.
Von Jochen Plinganz
Anstatt sich mit einem getreuen Remake des Originals – bis heute einer meiner Lieblingsfilme – zwangsläufig zu verheben, wählt „Tropa de Elite“-Regisseur José Padila einen völlig anderen Ansatz, womit ihm, man höre und staune, der wohl intelligenteste Beitrag zur umfangreichen Remake-Welle von 80er-Jahre-Hits gelingt. Statt eines SciFi-Actionreißers entwirft er einen smarten Diskurs über KI, Drohnen und Kampfroboter.
Feinfühliges Sterbehilfedrama, in dem eine hervorragenden Liv Lisa Fries mit Würde abtritt: ein herzzerreißender Abschied.
Frederik Steiner, D 2013
Kinostart: 13.02.2014, DVD/BD-Start: 13.08.2014
Story: Mit Hilfe ihrer Oma reist die an einer tödlichen Erbkrankheit schwer leidende Lea heimlich nach Zürich, um dort die in Deutschland verbotene aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Oma, Mutter, Schwester und ein Arzt reisen ihr nach, um sich am letzten Geburtstag um die 22-Jährige zu versammeln.
Von Thorsten Krüger
Beflissentlich üben sich deutsche Filmemacher in der Disziplin des tödlich endenden Krankheitsdramas. Kein Wunder, dass sie langsam gut werden. Richtig gut. So, wie diese einfühlsam-sanfte Tour de Force um die letzten Tage einer jungen, unheilbar an Mukoviszidose Erkrankten, die in Würde sterben will. Herzenswarm, aber ohne je zu verklären, geht Frederik Steiner („Die Todeswelle“) dieses kontroverse Thema offen und ehrlich an.
A Chinese Ghost Story: extraordinäres urbanes Geisterdrama, eine berauschend bildgewaltige und kreative Effekt-Fantasy.
Geung si, Juno Mak, HK 2013
DVD/BD-Start: 11.04.2014
Story: Der verarmte, von Frau und Kind verlassene Ex-Star Chin bezieht in einem Hongkonger Wohnsilo das Apartment 2442, um sich dort zu erhängen. Garküchenbesitzer und Hobby-Vampirjäger Yau rettet ihn in letzter Sekunde, denn in dem verfluchten Gemäuer lauern Geister auf Körper wie den von Chin.
Von Caroline Lin
Von J-Horror-Ikone Takashi Shimizu („The Grudge“) produzierte Asia Gothic, die der Schauspieler Juno Mak („Revenge: A Love Story“) in seinem Regiedebüt zum optischen Grusel-Genuss verwandelt. Seine Hommage an die „Mr. Vampire“-Reihe aus den 80ern vereint einige Original-Darsteller, ist aber keineswegs Komödie, sondern visuell überwältigendes Mood Movie, stilles Memento Mori, blutige Schauermär und Fusion vieler Topoi.
Das Bergmassiv mutiert massiv: Marvin Krens alpines Klimawandel-Horrordrama mit „The Thing“-Anklängen beeindruckt.
Marvin Kren, AU 2013
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 20.03.2014
Story: Auf der Klimaforschungsstation Glazius analysiert ein vierköpfiges Wissenschaftlerteam in einsamen 3500 Meter Höhe den Gletscherschwund, als der ruppige Einzelgänger Janek blutrot verfärbtes Eis entdeckt, aus dem eine bakterielle Infektion aussuppt, die aggressive, monströse Tiermutationen erzeugt.
Von Thorsten Krüger
Alles andere als bierernst mixt der Österreicher Marvin Kren Naturhorror, Monster Movie, Melodram und Survival-Thriller im gleichen grimmig-grotesken Grundton seiner Berliner Zombies des bemerkenswerten „Rammbock“ zu einem galligen Kommentar zum Klimawandel. In den Bergen des Wahnsinns finden sich Anklänge an Carpenters Polarklassiker wie Cronenbergscher Body Horror mit „Die Fliege“-DNS-Verschmelzung.
Story: Seit der Klimawandel mit dem künstlichen Kühlmittel CW-7 gestoppt wurde, ist die Welt ein Kühlschrank und in ewiges Eis gehüllt. Die letzten Überlebenden rasen mit einem Zug durch die Winterwüste, bis die hungernden, brutal geknechteten Passagiere den Aufstand gegen die Luxus-Abteile starten.
Von Max Renn
Ice Age: Seine Erfolge „The Host“ und „Mother“ verhalfen dem Koreaner Bong Joon-ho zum englischsprachigen Debüt mit Charakternasen aus Hollywoods zweiter Reihe, die er in ein eigentlich schlichtes B-Movie um eine rollende Arche schickt, eine SciFi-Dystopie, die er jedoch zum bedeutungsschweren Gewalt- und Unterdrückungsdrama aufbläst. Doch das Hauen-und-Stechen-Script gibt so viel Drama einfach nicht her.