Indie-Slacker Kevin Smith („Clerks“, „Jay und Silent Bob schlagen zurück“) hat sein Spaß-Terrain schon im satirischen Sektenschocker „Red State“ verlassen und folgt dem abschüssigen Pfad ins Abartige einige Schritte weiter. Smith hat offenbar Tom Six’ „The Human Centipede“ gesehen und kreuzt ihn mit Fabrice Du Welz’ „Calvaire“ zu einer Komödie der grotesken Grausamkeiten, auch wenn er zunächst einen Geeks-turn-Pricks-Jux signalisiert, wo zwei Podcaster-Jackasses sich auf derbe Weise über andere lustig machen. Aber der nächste Gag geht auf ihre Kosten.
Theatralik mit Hobbit-Plattfüßen: Die finale Fantasy-Schlacht um Mittelerde gleicht einem einschläfernden Edel-Videogame
The Hobbit: The Battle of the Five Armies, Peter Jackson, NZ/USA 2014
Kinostart: 10.12.2014, DVD/BD-Start: 23.04.2015
Story: Bard hat den feuerspeienden Drachen Smaug erlegt, seine Heimatstadt aber geht in Flammen auf. Zwerg Thorin verweigert den Menschen die Hilfe und mauert sich in der Bergfestung Erebor ein auf der Suche nach dem Arkenstone, belagert von Elben. Bilbo und Gandalf greifen ein, als ein Ork-Heer anmarschiert.
Von Thorsten Krüger
Der Abschluss von Peter Jacksons zweiter Tolkien-Trilogie greift (viel zu) tief in den Computer-Malkasten, um mit Dramatik und Monstern zuhauf besagte fünf Heere aufeinanderprallen zu lassen; mit Figuren, die einem nichts bedeuten und Fights, die nicht mitreißen, zum Teil deshalb, weil mit CGI jeder Kamerawirbel und Effekt möglich ist und nichts mehr eine Leistung, sondern alles so unecht wie der artifizielle HFR-Look in 3D.
Das Leben von Schmetterlingen: Julianne Moore im schmerzvoll-bewegenden Kampf gegen den Verlust ihres Denkvermögens
Richard Glatzer, Wash Westmoreland, USA 2014
Kinostart: 05.03.2015, DVD/BD-Start: 16.07.2015
Story: Die New Yorker Linguistikprofessorin Alice Howland, glücklich verheiratet und Mutter dreier erwachsener Kinder, erhält mit nur 40 Jahren die Diagnose Alzheimer. Ihr Mann hält zu Alice, deren rasch fortschreitende Krankheit sie unerbittlich aus ihrem Leben drängt und Konflikte mit Tochter Lydia anheizt.
Von Max Renn
Nachdem der neurodegenerative Gedächtnisfresser Alzheimer mehrfach in Genregarn aufgetaucht war – vom belgischen „Mörder ohne Erinnerung“ über die ScFi-Werke „Robot & Frank“ und „Planet der Affen: Prevolution“ sowie jüngst im Indie-Schocker „The Taking of Deborah Logan“ -, steht nun ein klassisches Krankheitsdrama an, gewiss auch ein sanfter, herzzerbrechender Horrorfilm mit einer großartigen Julianne Moore.
Durchwachsene Zweite-Chance-Romanze, die Nicholas-Sparks-Fans mit einem konstruierten Melodram manipuliert
aka The Best of Me – Mein Weg zu dir, Michael Hoffman, USA 2014
Kinostart: 08.01.2015, DVD/BD-Start: 13.05.2015
Story: 1992 überwand das High-School-Liebespaar Dawson und Amanda alle Klassenschranken, bis eine tödliche Tragödie sie trennte. 21 Jahre später bringt sie die Beerdigung von Dawsons Ersatzvater Tuck zurück ins idyllische Louisiana. Amanda hat Dawson nie verziehen, aber beide lieben sich noch immer.
Von David McAllan
Die neunte Bestsellerverfilmung von Sparks, der amerikanischen Ausgabe von Rosamund Pilcher, realisiert durch ein eingeübtes Produzententeam, hat nicht den großen Gefühlsrausch des Vorgängers „Safe Haven“, sondern fügt die Bausteine früherer Sparks-Werke zu einem Romantik-Melo zusammen, das mal ins Herz trifft, mal auf die Füße tritt und, da fürs weibliche Publikum optimiert, einige Kitschresistenz erfordert.
Kompromissloses Zweiter-Weltkriegs-Actiondrama um die Verrohung von Brad Pitts Panzerbesatzung im brutalen Endkampf um das Dritte Reich
Fury, David Ayer, GB/CHN/USA 2014
Kinostart: 01.01.2015, DVD/BD-Start: 07.05.2015
Story: Nach dem Verlust eines Mitglieds komplettiert der ahnungslose Sachbearbeiter Ellison die fünfköpfige Besatzung von Don „Wardaddy“ Colliers Sherman-M4-Panzer. Sie kämpfen im April 1945 gegen Hitlers letztes Aufgebot auf deutschem Boden, rücken von Dorf zu Dorf vor, bis sie einer Übermacht begegnen.
Von Jochen Plinganz
David Ayer, als Autor für „Training Day“ und Regisseur für „End of Watch“ gefeiert, für den idiotischen „Sabotage“ indes gescholten, wechselt von Straßenbanden zum Schlachtfeld Deutschland kurz vor der Kapitulation der Wehrmacht. Der Hardboiled-Kriegsfilm über die Entmenschlichung der Frontschweine zeigt erstmals realistisch, dass auch GIs keine verklärten Befreier waren, sondern Kriegsverbrecher wie alle anderen auch.
Mitreißendes Codeknacker-Drama, das brillant-berührend das britische Mathe-Genie porträtiert – einen vergessen Helden des Zweiten Weltkriegs
aka The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben, Morten Tyldum, GB/USA 2014
Kinostart: 22.01.2015, DVD/BD-Start: 17.06.2015
Story: Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs akquiriert der britische Geheimdienst Cambridge-Mathematiker Alan Turing. Er soll den als unlösbar geltenden Enigma-Code der Wehrmacht knacken. Der arrogante Crack bringt das Team und die Vorgesetzten gegen sich auf. Nur die junge Kollegin Joan hält zu ihm.
Von Caroline Lin
Das nach „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ zweite Biopic eines Cambridge-Genies binnen kurzer Zeit hat die gleichen emotionalen Qualitäten wie das Porträt von Stephen Hawking, fügt im Falle des Mathematikers Alan Turing neben oscarwürdiger Schauspielexzellenz noch treffsicheren Humor, Thrillerspannung und die Tragik eines unbesungenen Helden hinzu, der wegen seiner Homosexualität in den Selbstmord getrieben wurde.