Kinostart: 12.09.2013, DVD/BD-Start: 13.06.2014
Who Framed Robin Wright? Nach seinem Welterfolg „Waltz With Bashir“ nimmt sich der Israeli Ari Folman des SF-Propheten Stanislaw Lem an. Sehr frei nach Der futurologische Kongress mixt er melancholische Filmbiz-Satire mit einem wilden Animationstrip. Wie es „Being John Malkovich“ oder „JCVD“ vorgemacht haben, spiegelt Robin Wright ihr reales Leben als Metaebene zu einem selbstironischen, humorvollen Vexierspiel über verblassten Starruhm und das gnadenlose Filmgeschäft (mit einem degoutant zynischen Danny Huston), das die totale Käuflichkeit von Menschen erörtert.
Dann beginnt ein anderer Film, wenn Wright per Glückspille zur Zeichentrickfigur in einer wilden LSD-Primärfarbenwelt wird. Mehr eine phantastische Reise, weniger SciFi, sondern Gedankenstrom-Collage à la „Hiroshima Mon Amour“, nur im Stil von „Looney Tunes Go to War!“, überlagert von Paranoia-Ebenen eines Philip K. Dick. Wenn Wright in ihrer Vorstellung und ihrem animierten Charakter gefangen ist, wird die Flucht aus der „Matrix“ zu einem halluzinogenen Amoklauf der Fantasie.
Folman löst Filmstrukturen auf, lotet narrative Grenzen aus, in einer Art philosophischem Essay, einem avantgardistischen Kunstfilm der intellektuellen Art, durch den die Popkultur- und Filmgeschichte mit zahllosen (und manchmal auch wahllosen, aber stets liebevoll wehmütigen) Zitaten widerhallt. Eine Hymne an den menschlichen Makel, versetzt mit vielen politischen Seitenhieben.
Doch emotional funktioniert nur der erste Part, die Liebeserklärung des großartigen Harvey Keitel an Wright. Ihre melodramatische Suche nach ihrem verschollenen Sohn hingegen lässt kalt, während die wenigen Minuten mit dem herzlichen Paul Giamatti vibrieren. Ein hintergründiges Experiment, manchmal angestrengt bizarr und von seiner eigenen Genialität (zu?) sehr überzeugt. Aber eine grenzenlos schillernde Traumreise in eine Zukunft, in der man als Mensch verloren geht.