DVD/BD-Start: 05.08.2016
Ein Missbrauchsopfer dreht den Spieß um: per Telekinese rächt sie sich an Erwachsenen, die sie und andere Kinder prügeln. Das wäre schickes Genregarn um „Kinder des Zorns“, aber Marina de Van, die für Ozon „Unter dem Sand“ schrieb, danach mit dem Cronenbergschen „In My Skin“ debütierte und die Lyncheske Bewusstseinsstörung „Don’t Look Back“ nachlegte, hat Ambitionen für einen Kunstthriller, kann diese aber nicht entfalten.
Einerseits lässt ihr Mystery-Horror um ein dämonisches Mädchen (Missy Keating als Carrie-Kind) kein Klischees aus, driftet oft in hysterisches Geschrei und Gekreische, flankiert von einem konfus-unübersichtlichen Stil und disharmonischem Score. Obwohl der Zuschauer von Beginn an alles über dieses berührungsscheue, verschlossene Traumamädchen weiß, verhalten sich die Erwachsenen so unsäglich stupide und ahnungslos, dass es lächerlich wird.
Ohnehin interessiert sich de Van mehr für die in graublaues Weichzeichner-Halbdunkel getauchten, manierierten Bildkompositionen aus Halbnah- und Naheinstellungen, als die Charaktere. Weshalb alles hübsch, aber fade, seicht und obendrein mit schwachsinnigen Dialogen „psychologisiert“ ist. Die Dramaturgie irrt orientierungslos durch eine schummrige Nacht und versumpft gewaltig im unschlüssigen Schlummer.
Aber im Schlafwandlerischen liegt auch eine Stärke: Dieses Nocturno über ein scary little girl, das mit Kräften zwischen „Firestarter“, „Scanners“ und natürlich „Carrie“ Kinder hypnotisiert und Eltern blutig massakriert, spielt mit Täter- und Opfer-Rollen, hat etwas Mystisch-Abergläubisches zwischen Hexerei und übernatürlichem Terror. Aber es macht eben nicht viel daraus.