DVD/BD-Start: 22.05.2014
Kultklaustrophobiker Vincenzo Natali, der mit seiner metaphysischen SciFi seit „Cube“ aller Originalität zum Trotz stets knapp unter dem Radar blieb (auch „Splice“ brachte nicht den Durchbruch), nimmt sich mit gedrosselte Kreativkraft einer Haunted-House-Mystery an, die als „Groundhog Day“ beginnt und alsdann „The Lovely Bones“ rückwärts in Stil und Optik von „The Others“ erzählt.
Abigail Breslin aus „Little Miss Sunshine“ trägt als bockige Gothic-Göre den schreckensreichen Spuk, der „Nightmare on Elmstreet“ aus Sicht der gefangenen Seelen einer Alptraumfigur von hinten aufzäumt. Stephen McHattie („Watchmen“), seiner Visage wegen ein effektiver Finsterling, verleiht als Pale Man die Bedrohlichkeit eines diabolischen Mädchenserienmörders, der als Herr über Träume und Zeit seine Opfer manipuliert und sie mit Horrorvisionen quält.
Einzig Lisa gelingt es Kellertüren zu öffnen, Geheimnisse zu entschlüsseln, das Vergessen zu durchbrechen und mit einem Mädchen jenseits des Spiegels Kontakt aufzunehmen – per Ouija-Brett und Peter und der Wolf musizierend. Das ist alles weniger furchteinflößend denn gespenstisch und von Natali als verwirrendes Vexierspiel gewirkt, um aggressive Transformationen von Eltern und Haus, das als einziger Schauplatz der preisgünstigen Produktion in dichte Nebelschwaden gehüllt bleibt.
„Triangle“ von 2009 fand ich spürbar spannender, Hideo Nakatas „The Complex“ funktionierte emotional besser. Dessen ungeachtet hat der mit Motiven zweifellos etwas überfrachtete Alptraum, aus dem es irgendwie zu erwachen gilt, mit seinem tragischen Unterton von Verderben und Fegefeuer nebst dem Kampf gegen einen dämonischen Wirklichkeitsmanipulator etwas unterschwellig Originäres, auch wenn er sich aus vielen Versatzstücken zusammensetzt.