I Spit on Your Grave 2

Martyrium in Bulgarien: Rabiat expliziter Rape-and-Revenge-Schocker, mit dem Steven R. Monroe für Stimmung sorgt.

I Spit on Your Grave 2 Cover

Steven R. Monroe, USA 2013
DVD/BD-Start: 04.09.2014
Story: Das New Yorker Model Holly nimmt aus Geldnot die dubiose Fotoshooting-Offerte dreier osteuropäischer Brüder an, die sie nachts überfallen und vergewaltigen, ihren Nachbarn töten, sie nach Sofia verschleppen und brutal foltern. Jeder hat sich gegen sie verschworen, aber statt zu sterben, schlägt Holly zurück.
Von Thorsten Krüger

Ein winterkalter Rape and Revenge: Steven R. Monroe, der Mastermind des bereits vom Staatsanwalt einkassierten Gewaltattentats von 2010, unternimmt in der minimal variierten, ähnlich rabiat brutalen Fortsetzung erneut alles, um Ruf und Verbotsforderungen gerecht zu werden. Statt Rednecks sind es nun drei Bulgaren-Bastarde, die mit konspirativer Unterstützung der ganzen Stadt eine wehrlose Frau wochenlang schänden, peinigen und lebendig begraben.

Das Script, entstanden unter Mitwirkung Thomas Fenton („Saw IV“), zeichnet ein geradewegs beleidigendes Bild von Osteuropa als Brutstätte menschlichen Abschaums, wie es auch die „Hostel“-Trilogie und die „96 Hours“-Reihe propagieren. Also fabelhafte Exploitation pur! Eine Stunde lang muss man einen Frauen-Quäl-Drama ertragen, das so kalt wie „The Seasoning House“ zusieht, wie ein schönes Mädchen (Jemma Dallender ähnlich gut wie Shera Bechardim im unterschätzten „Sweet Karma“) mit Stromschlägen gefoltert wird, bis sie nackt und zerfleischt durch Katakomben kriecht.

Osteuropa als Brutstätte menschlichen Abschaums

Das schildert Monroe zwischen „Hostel 2“-Bestialität und „Saw“-Blutdurst als Martyrium, bei dem sich (nicht nur) Männer am Leid einer aus New York stammenden (und ebenso katholischen!) Ms. 45 weiden, die biblischen Beistand dafür sucht, nach ihrer zweiten Flucht diesen Tieren – Entmenschlichung muss sein – die gleiche Erfahrung zu schenken.

Ihre Racheakte sorgen richtig für Stimmung und machen Lust auf mehr, schließlich dürfen die kranken Kerle oft zu schnell sterben. Dies ist nicht mehr ganz so explizit wie der Vorgänger, aber immer noch drastisch genug, um bundesdeutsche Erwachsenenschützer aufzuschrecken, die schon wegen geringerer Anlässe aktiv geworden sind.

Mit Rattenfallen das Reich des Bösen säubern

Erstaunlich, wie weit das bei Produktionsniveau und Handwerk von Meir Zarchis 1978 entstandenen, lausigem Schundschlocker entfernt ist, der trotz lächerlichster Szenen einen gewissen Ruf genießt. In diesem radikalfeministischen Ermächtigungsstatement beißen die Schänder so barbarisch ins Gras, wie man es sich nur wünschen kann, auch wenn die Hinrichtungsmethoden nicht mehr so ausgesucht extremistisch wie in Monroes Vorgänger ausfallen.

Aber die Kandahar Cock Crunch (siehe „The Dictator“) in den rechtlosen unterirdischen Ruinenzonen ist ein wahres Highlight. Nachdem sie mit Rattenfallen das Reich des Bösen gesäubert hat, kehrt Holly aus der urbanen Wildnis zur US-Botschaft in die Zivilisation zurück. Xenophober geht’s nicht – und ist gerade deshalb ungemein befreiend von jeder politischer Korrektheit. Wem das zu viel der niederen Instinkte ist, der schaut sich lieber Disney an.