DVD/BD-Start: bereits erschienen
Es gibt Filme, die einfach glücklich machen: Schön wie ein Haiku beschreibt Mamoru Hosoda in seinem vierten Animé und vorläufigem Meisterwerk die Lebensgeschichte einer Familie als kitschfreies Märchen von der aufopferungsvollen Hana („Blume“), ihrem ängstlich-schwachen Sohn Ame („Regen“) und dessen älterer, mutiger Schwester Yuki („Schnee“), die als Erzählerin fungiert.
Im handgezeichneten 2D-Look, der einen entschleunigten Ruhepol gegen CGI-Animationsaction bildet, gelingt Hosoda in einfacher, aber kraftvoller Art eine optimistische Ode an die Mütter dieser Welt – mit Ähnlichkeiten zu „Kabei: Our Mother“. Mildherzig und herzzerreißend schildert er, wie man ein schweres Schicksal annimmt und aufopferungsvoll meistert, ein Heim schafft und seine Kinder durchbringt.
Das ist so stimmungstrunken wie seine überwältigende Jugendschwärmerei „The Girl Who Leapt Through Time“ und erneut im Landleben verortet, diesmal in einem baufälligen „Totoro“-Riesenhaus, wie seine etwas schwächere Cyber-Fantasy „Summer Wars“. Wieder beobachtet Hosoda auf Sommerwiesen den Wolkenzug und in hellklaren Farben das Wirken der Elemente. Als zuweilen Liebesgedicht mit sanfter Pianopoesie bricht dies jenseits gängiger Werwolf-Mythen eine Lanze für den friedlichen Wolf, lehrt ohne Zeigefinger Ehrfurcht vor der Natur im Jahreszeitenwechsel – und steht damit ganz im Geiste des Animé-Übervaters Hayao Miyazaki.
Neben dem Zauber der Natur und ihrer Bewahrung sowie dem vorurteilsvollen Umgang des Menschen damit widmet sich die fröhliche Fabel, mitunter als sehr niedliche Familienkomödie, aber stets ernsthaft der zu Tränen rührenden Lebenseinstellung, alle Sorgen zu meistern, ein belastendes Dasein als Außenseiter zu führen. Sowie der Identitätsfindung und schweren Gewissensentscheidungen zwischen menschlicher und animalischer Welt.
Kontemplativ, weise und mit phänomenaler Regieleistung entwickelt Hosoda nach eigenem Drehbuch auf Basis eines positiven Menschenbildes ausgefeilte Charaktere, deren Entwicklung über zwölf Jahre man mit einem lachenden und einem weinende Auge folgt. Weil diese drei, die schwer an ihrem Geheimnis tragen, damit ans Innerste rühren. In seiner Heimat zu Recht ein Riesenerfolg, der eine tiefe Verbeugung verdient.