Liberace

Hinter der Kitschfassade: im schillernd-intimen Porträt einer Lustliebe liefern sich Matt Damon und Michael Douglas Szenen einer Ehe.

Liberace Cover

Behind the Candelabra, Steven Soderbergh, USA 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 05.03.2014
Story: Mit zwanzig sieht der bisexuelle Tierpfleger Scott eine Show des Star-Entertainers Liberace, der ihn sogleich begehrt. Als heimlicher Lover des eine Generation älteren Exzentrikers zieht der Landjunge in seinen Palast in Las Vegas, wo der den Lustknaben nach seiner Façon formt, bis er ihm überdrüssig wird.
Von Sir Real

Steven Soderberghs Abschiedsgeschenk an das Kino fand keinen Studiofinanzier, weshalb das Biopic um Sex, Lügen und Prunksucht erst mit Geldern des TV-Senders HBO entstand. Richard Lagravanese („Freedom Writers“) adaptierte Scott Thorsons Buch über seine zehn gemeinsamen Jahre mit der Glitzershow-Legende Liberace, der 1987 an Aids starb: Als Liebes- Ehe- und Scheidungsdrama über Schönheitswahn und Exzentrik.

ZDieser „Boogie Nights“ wird von seinen Charakteren angetrieben – Matt Damon mutig als Blondlöckchen und der krebskranke Michael Douglas brillant als flamboyanter, eitler Pfau. Beide agieren stark, so dass dieses böse endende Aschenputtelmärchen nie von seinem Dekor erdrückt wird. Zwar residiert Douglas wie ein bayerischer Sonnenkönig in seinem Nymphenburger Kitschpalast, ist aber Mensch, nicht Abziehbild.

Komisches und krankes Queer-Sittengemälde

wischen diesem Dorian Gray und seinem Boy Toy entstehen viele innige Momente, zärtliche und entblößende, bis ihre Beziehung erodiert. Motive von „Vertigo“ klingen an, wenn der so väterliche wie verletzende, so fürsorgliche wie arrogante Sammler junger Lustobjekte den Blick auf die Armseligkeit und Einsamkeit hinter seiner absurden Eitelkeitsfassade freigibt.

Als Liberace den durch Schönheitsoperationen entstellten Adonis, nurmehr Eigentum im Goldkäfig, wie andere zuvor fallen lässt, stürzt dieser in eine tiefe Drogennacht. Soderbergh zeigt das Monströse daran, das verheerte Innere von Frankenstein-Plastikpuppen à la Michael Jackson. Sein Queer-Sittengemälde ist komisch und krank, führt seine Figuren aber nie vor. Er folgt einem hemmungslosen Hedonismusrausch, an dessen psychologischen Belastungen eine Liebe scheitert.

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