Kinostart: 02.01.2014, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Mit „Die Reise der Pinguine“ begeisterte der französische Zoologe Luc Jacquet 1,5 Millionen Kinogänger – Rekord für eine Tierdoku – und heimste 2006 den Oscar ein. Sein märchenhafter Naturkinderfilm „Der Fuchs und das Mädchen“ lief hingegen deutlich unter Wert. Ob seine dritte Doku an den Erstlingserfolg anknüpfen kann, steht bei der leicht kuriosen Mischung aus Animation, Didaktik und Schwärmerei durchaus in Frage.
An guten Absichten mangelt es gewiss nicht: Mit dem als Erzähler hinter und schweigender Maler vor der Kamera auftretenden Botaniker Francis Hallé entwickelte Jacquet ein Konzept, das einen Baumriesen vom Austreiben bis zum Zusammensturz in den Mittelpunkt stellt – Tiere kommen nur als Teil des gesamten Ökosystems vor und werden, von Ameisen bis Elefanten, nach ihrer Funktion begutachtet.
Was in Jahrhunderten wächst, ist in einem Augenblick gefällt: Sehr persönlich beklagt Hallé das Verschwinden der Baumgiganten in wenigen Dekaden, dann beginnt er von einer matschigen Kahlschlagzone aus die Etappen aufzuzeigen, die der Dschungel benötigt, um seine ganze Artenvielfalt auszubilden: schwindelerregende 700 Jahre – sofern der Mensch ihn vollständig in Ruhe lässt.
Diese Zeitspanne bebildet Jacquet mit Panoramen von Wildwasser-Kaskaden, Kranfahrten von der Wurzel bis zum Blätterbaldachin, interessiert sich aber primär für die Wissensvermittlung: Zeitrafferaufnahmen und vor allem CGI-Animationen, die wie kauziger Zeichentrick aussehen, machen Prozesse sichtbar und erklären Abläufe, die vielfach in der Insektenwelt angesiedelt sind.
Damit stellt er die Formenvielfalt der Lebewesen vor, die ein zyklisches Lebensnetz bilden. Selbst evolutionäre Aspekte, die Duftsprache der Bäume, Angriff und Abwehr, ihre Fortpflanzungstricks und Regenmacherqualitäten werden in dieser Liebeserklärung an das hochkomplexe Biotop erläutert. So lehrt diese Lebensreise vor allem Verständnis für einen Gesamtorganismus.
Sofern nicht die Geräusche des Regenwalds erklingen, erweist sich die variable symphonische Begleitung als inspirierend, oft aber auch penetrant überwältigend. Etwas weniger des zweifellos kompetent vermittelten Schulwissen für den Biologie-Grundkurs, dafür mehr imposante Landschaftswunder, und die Begeisterung der beiden Forscher könnte mehr auf den Zuschauer überspringen.