Leviathan

Leviathan Cover

Lucien Castaing-Taylor, Verena Paravel, FR/GB/USA 2012
Kinostart: 23.05.2013

Eigentlich ist „Leviathan“ eine Dokumentation über die Arbeit auf einem Hochseefischerkutter im Nordatlantik. Tatsächlich aber hat das Duo Lucien Castaing-Taylor und Verena Paravel in alleiniger Abwicklung einen Experimentalfilm geschaffen, bei dem Industrie und Natur kollidieren und damit abstrakte Avantgarde erzeugen. Das geht dermaßen in die Extreme, als hätte Gaspar Noé nach Dogma-Regeln im Bauch eines Wals gedreht.

Ungewöhnliche Perspektiven, schräge Winkel und wild reißschwenkende Helmkameras schaffen wahrhaft desorientierende Farben, Formen und Impressionen. In der rohen Videoästhetik mit ihren grellen Primärfarbkontrasten dominiert jedoch das Schwarz, was die Wirklichkeit solcherart verzerrt und verfremdet, dass sie zu moderner (Video)Kunst umgestaltet wird.

Sofern bei der vorwiegend wortlosen Schlachtarbeit gesprochen wird, sind die Dialoge der tätowierten Kerle meist unverständlich. Oft aber sieht man minutenlang ohne Schnitt zu, wie nichts passiert, oder die Kamera ins von Möwenschwärmen belagerte Wasser taucht. Dann treffen die rauen Naturgewalten des Ozeans auf Maschinen, Metall und Motoren, was eine Industrial-Studie ohne erkennbare Struktur hervorbringt.

Aber eine mit eiserner Konsequenz. Weshalb Anschauen Cineastenpflicht für Experimentierfreudige ist.

Jochen Plinganz

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