DVD/BD-Start: 13.08.2014
Strange Days: Eine kleine Entdeckung ist dieses Ensemble-Drama, bei dem Jugendliche eine dekadente Party feiern und sich plötzlich mit mörderischen Doppelgängern konfrontiert sehen. Aus einem mysteriösen Szenario schält sich ein hoch-philosophischer Teen-Thriller, dem „Last House on the Left“-Remaker Dennis Iliadis in dieser wesentlich interessanteren Arbeit ein vielschichtiges Körperfresser-Vexierspiel abgewinnt.
Rund um Doppelgänger und „Invasion of the Body Snatchers“ entfaltet sich eine unheimliche Atmosphäre im Mantel eines Gloss-Teenfilms. Darin feiern drei College-Freunde die Party des Jahres, in glanzvoller Dekadenz einer Luxus-Residenz. Bisweilen komödiantisch wechseln Flirts und Liebeskummer gutaussehender Boys & Girls, was trotz Indie-Herkunft mit Feel-Good-Oberfläche verführt. Die Kids feiern, bis sie buchstäblich doppelt sehen.
„+1“ ist überraschend sensibel, wofür Iliadis Inszenierung und das von ihm mitverfasste Script bürgt. Sparsame, aber schicke visuelle Effekte künden von einem übernatürlichen Blackout-Phänomen, das jeden Gast kopiert – beide Versionen sind verwirrt und wissen nicht, wie ihnen geschieht. Selbst bei Heidegger kann man nicht radikaler in die Welt geworfen sein. Ein schlechter Trip, der in einen Horror-Existenzkampf mit Massenmord umschlägt.
Ein Zeitsprung (oder eine Zeitschleife?) lässt die drei Protagonisten den Abend aus anderer Perspektive erneut erleben, was sie – einer will seine Ex zurückgewinnen – vor verschiedene Entwicklungs-Alternativen stellt. Aber auch den Umgang mit sich selbst lehrt. Denn die Widrigkeiten evozieren eine ganze Reihe philosophischer Fallstricke und Implikationen. Selbst-Liebe und Selbst-Mord erhalten eine völlig neue Bedeutung.
Vor allem ist dies eine Überlebensprüfung einer verrückt-denkwürdigen Nacht und ihrer abgründigen Schattenseiten. Mehr noch, ein brillantes Drama über Teenage Angst, wie schnell die eigene Sicherheits-Existenz aus den Fugen geraten kann. Mag das Sci-Fi- oder Phantastik-Element sehr konkret sein, es dient doch als kosmische Allegorie darauf, wie nichts gleich bleibt und sich alles im Fluss der Zeit verändert.