Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 14.03.2014
Sollten Sie je am Horn von Afrika von somalischen Piraten gekidnappt werden, sorgen Sie dafür, eine Greencard zu besitzen. Denn für US-Staatsbürger eilen die Navy Seals zu Ihrer Rettung. Andere Nationen täten das nicht. So ist es dem Frachtkapitän Richard Phillips vor vier Jahren ergangen und Paul Greengrass hat aus dessen wahrem Horrorerlebnis ein kinetisch-virtuoses Hochspannungswerk geschaffen.
So verfolgt also eine Fregatte das orangene Rettungsboot, daneben ein Flugzeugträger und darüber springen die Seals ab, in einer fahlen Nachtsequenz wie aus „Zero Dark Thirty“. Geschickte Werbung für das US-Militär, aber keineswegs eine Glorifizierung: Greengrass bleibt kritisch, wenn auch nicht so politisch wie in „The Green Zone“ und emotional nicht so involvierend wie in „Flug 93“ oder „Bloody Sunday“.
In erster Linie konzentriert er sich mit seinem patentierten Unmittelbarkeits-Dokudrama-Stil, eine beklemmende Notsituation per realistischem Actionthriller intensiv spannend zu vergegenwärtigen. Auch Tom Hanks, ohne Starappeal als wandlungsfähiger Akteur auf Oscarkurs, sorgt mit einer Leistung von „Cast Away“-Format in einen ungleichen Kampf für absolute Authentizität, wenn er mit „Die Hard“-Tricks die Angreifer piesackt.
Die Zeiten sind härter geworden – man muss stark sein, um zu überleben: der Dialogsatz könnte das Motto dieses Ökonomie-Thrillers sein. Die Barfuß-Piraten stehen unter Druck der Warlords, für deren Kriegskasse sie zur Entführungstat schreiten müssen. Sie sehen das Lösegeld als Steuer für die Nutzung ihrer leergefischten Gewässer. „We no Al-Quaida. Just Business“. Gierig geworden, machen sie einen denkbar schlechten Deal.
Denn mit Flucht und Geiselnahme des Kapitäns beginnt ein Psychoduell mit der Pistole am Kopf, was Greengrass nun als zermürbende Zerreißprobe schildert, ein Nägelbeißer, bei dem Phillips von naiven, aber brutalen Lumpenverbrechern verschleppt wird. Diese zweite Hälfte gerät zum hochdramatischen Anti-Terror-Thriller, der sein Szenario in einer gigantischen Klimax herauszögert – und dramaturgisch übersteuert.
Gerade da wirkt Hanks Tour de Force hollywoodesk und das Geschehen unpersönlich. So plausibel Verhandlungsführung und Martyrium sein mögen, hier merkt man einfach zu sehr Perfektion und Professionalismus an einem idealen Filmstoff. Kein Vergleich zu dem verheerend frustrierenden, nihilistischen „A Hijacking“ aus Dänemark, der als Anti-Actionfilm die totale Hilflosigkeit bei solch einer Geiselnahme vor Augen führt.