Lovely Louise

Sanft, heiter und melancholisch reift ein 55-jähriges Muttersöhnchen in der Freudianischen Komödie zur Eigenständigkeit.

Lovely Louise Cover

Bettina Oberli, SUI/D/SP 2013
Kinostart: 13.02.2014
Story: Der 55-jährige André lebt mit seiner greisen Mutter in trauter Zweisamkeit, die er als eilfertiger Diener der sanften Diktatorin verbringt, die in ihrem vergangenen Ruhm als Beinahe-Filmdiva schwelgt. Der Besuch eines bislang verschwiegenen Bruders und eine Imbissbetreiberin stören Andrés Lebenskonzept.
Von Sir Real

Nach ihrem Krimiausflug „Tannöd“ widmet sich die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli wieder der besta-Ager-Komödie wie ihr Überraschungserfolg „Die Herbstzeitlosen“, erneut mit Theater-Ikone Annemarie Düringer. Doch der Mischung aus heiterer Freudianischer Komödie und melancholischem Mutterkomplex-Drama hätten etwas mehr Pep und Gefühlsintensität nicht geschadet.

Leise, sensibel und nachdenklich gestaltet Oberli die ödipale Zweisamkeit, ein Leben in unzeitgemäßer Ruhe, die mehr Lethargie ist. André (Stefan Kurt) hat, psychologisch überdeutlich, seine Mutter geheiratet, Platz für eine andere Frau bleibt nicht und er in der Stasis eines geschlechtsunreifen Kindes gefangen. Bis er die Macht der seelisch ungesunden Gewohnheit durchbricht und aus seinem Dornröschenschlummer erwacht.

Eifersuchtsreiche Ménage-à-trois mit charmantem Filou

Die Plot-Instrumente reichen von einem von der Erzeugerin sabotierten Coitus Interruptus über subtile Demütigungen bis hin zu einem plötzlich ihn aus der Wohnung drängenden brüderlichen Rivalen. Obwohl später mit Vertrauensbrüchen, Lügengebäuden und lebensgefährlichen Hängepartien schwerere Geschütze hinzukommen, bleibt der Tonfall gesittet, sanft und vor allem für die verwerflich agierende Mutter erstaunlich schmerzfrei.

Lieber entwirft diese gemächliche Geschichte eines Loslöseprozesses eine leicht pikante, eifersuchtsreiche Ménage-à-trois mit charmantem Filou, der sich als desaströser Loser erweist. Daraus schlägt Oberli Culture-Clash-Funken, konfrontiert den Spätentwickler mit der Frage, wer hier wen braucht und findet weitgehend klischeefrei mit feinsinnigem Humor den Abschied von einer überlangen, selbstgewählten Unmündigkeit.

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