DVD/BD-Start: 23.07.2014
Man kann sich darüber beschweren, Ruairi Robinsons SciFi-Horror nach einer Kurzgeschichte von Sydney J. Bounds kreuze nur „Alien“ mit „The Thing“ als „The Andromeda Strain“ auf dem Mars. Was er auch weidlich tut. Man kann auch monieren, Liev Schreiber, Elias Koteas und Olivia Williams in der früh beendeten Ripley-Rolle seien unterfordert. Aber damit verkennt man die Qualitäten eines ziemlich unheimlichen Werks.
Der technisch makellose, die Marsmission glaubhaft und wissenschaftsnah darstellende Film holt das Beste aus einem altbekannten Ablauf heraus: Einen ganz nach alter Schule angerichteten No-Nonsense-Horror, der trotz vieler Anklänge von „Moon“ über „Prometheus“ bis „28 Days Later“ eine beklemmende eigene Atmosphäre erreicht und, anders als der hochtrabende „Europa Report“, bescheiden und inhaltlich düster bleibt.
Robinsons Dramaturgie teilt sich in zwei Hälften: In der ersten etabliert er die gedrückte Stimmung in der Marswüste, die ohne Rotfilter ungemein authentisch wirkt, ebenso Verhalten, Gespräche und Aufgaben der Crew. Ein langsam entwickeltes Hard-SF-Drama, das in schönen Totalen vorangleitet, Staubstürme und andere Unbill der fremden Welt zeigt, so wie man sich realistisch eine Forschungsstation dort vorstellt.
Mit der Verheimlichung eines Sensationsfunds – Marsmikroben – überschlagen sich nun die Ereignisse und ein Weltraum-Horror ohne Neuigkeitswert um eine Zombie-Infektion beginnt. In einer von Handkamera und schneller Montage erzeugten Notfall-Ästhetik lässt sich die Panik des Überlebenskampfs in der Marsnacht in ganzer Unmittelbarkeit verfolgen. Robinsons solide Regie rettet diese enttäuschende Wendung.
Da er auf Knalleffekte, Schocks und Bluttaten dezent verzichtet, gewinnt er dem bisweilen klaustrophobischen Szenario schleichendes Grauen ab. Finstere Gestalten, schaurig aussehende Wiedergänger, fallen die noch Lebenden an. Deren Bewusstsein, nicht entkommen zu können, im Angesicht der eigenen Krankheitstodes vergeblich sich nach grünen Gras und blauem Himmel zu sehnen, tritt ein unsentimentales (Zombie-)Drama los.
Eine Tragödie nimmt ihren Lauf und darin leisten Liev Schreiber als zynisch-zurückgenommene Hauptfigur sowie die Regie durchweg Ordentliches. Robinson begeht keine Fehler, etwa lausigen Trash wie „Ghost of Mars“ zu veranstalten, stürzt zum Creature Feature ab, sondern hält sein Niveau konstant ohne Plotkonstruktionen auszubrüten.
Die Existenznot und Abgeschiedenheit der Raumfahrer erzeugt vergleichsweise tiefgreifend Angst und nagenden Horror vor monströser Entfremdung, wenn sie ihre Persönlichkeit und Erinnerung im Infektionsverlauf zerfallen sehen. Durchaus starker Toback, der seine Wirkung zeitigt. Bewährt, aber effektiv. So destilliert Robinson aus Vertrautem noch ein beachtliches Maß an bedrohlicher Spannung.