The Last Days on Mars

Unoriginell, aber unheimlich: Horrorthriller, angesiedelt in naher Zukunft auf einer Marsforschungsstation.

 The Last Days on Mars Cover

Ruairi Robinson, GB/IR 2013
DVD/BD-Start: 23.07.2014
Story: Am letzten Tag der sechsmonatigen Aurora Mars Mission 2 wachsen die Spannungen zwischen der heimkehrreifen Besatzung der Tantalus Base auf dem roten Planeten. Als ein Forscher in eine Höhle einbricht, wird er mit einer fremden Bakterienart kontaminiert, die sich als gefährliche Seuche erweist.
Von Thorsten Krüger

Man kann sich darüber beschweren, Ruairi Robinsons SciFi-Horror nach einer Kurzgeschichte von Sydney J. Bounds kreuze nur „Alien“ mit „The Thing“ als „The Andromeda Strain“ auf dem Mars. Was er auch weidlich tut. Man kann auch monieren, Liev Schreiber, Elias Koteas und Olivia Williams in der früh beendeten Ripley-Rolle seien unterfordert. Aber damit verkennt man die Qualitäten eines ziemlich unheimlichen Werks.

Der technisch makellose, die Marsmission glaubhaft und wissenschaftsnah darstellende Film holt das Beste aus einem altbekannten Ablauf heraus: Einen ganz nach alter Schule angerichteten No-Nonsense-Horror, der trotz vieler Anklänge von „Moon“ über „Prometheus“ bis „28 Days Later“ eine beklemmende eigene Atmosphäre erreicht und, anders als der hochtrabende „Europa Report“, bescheiden und inhaltlich düster bleibt.

Die Marswüste wirkt ohne Rotfilter ungemein authentisch

Robinsons Dramaturgie teilt sich in zwei Hälften: In der ersten etabliert er die gedrückte Stimmung in der Marswüste, die ohne Rotfilter ungemein authentisch wirkt, ebenso Verhalten, Gespräche und Aufgaben der Crew. Ein langsam entwickeltes Hard-SF-Drama, das in schönen Totalen vorangleitet, Staubstürme und andere Unbill der fremden Welt zeigt, so wie man sich realistisch eine Forschungsstation dort vorstellt.

Mit der Verheimlichung eines Sensationsfunds – Marsmikroben – überschlagen sich nun die Ereignisse und ein Weltraum-Horror ohne Neuigkeitswert um eine Zombie-Infektion beginnt. In einer von Handkamera und schneller Montage erzeugten Notfall-Ästhetik lässt sich die Panik des Überlebenskampfs in der Marsnacht in ganzer Unmittelbarkeit verfolgen. Robinsons solide Regie rettet diese enttäuschende Wendung.

Gewinnt dem Szenario schleichendes Grauen ab

Da er auf Knalleffekte, Schocks und Bluttaten dezent verzichtet, gewinnt er dem bisweilen klaustrophobischen Szenario schleichendes Grauen ab. Finstere Gestalten, schaurig aussehende Wiedergänger, fallen die noch Lebenden an. Deren Bewusstsein, nicht entkommen zu können, im Angesicht der eigenen Krankheitstodes vergeblich sich nach grünen Gras und blauem Himmel zu sehnen, tritt ein unsentimentales (Zombie-)Drama los.

Eine Tragödie nimmt ihren Lauf und darin leisten Liev Schreiber als zynisch-zurückgenommene Hauptfigur sowie die Regie durchweg Ordentliches. Robinson begeht keine Fehler, etwa lausigen Trash wie „Ghost of Mars“ zu veranstalten, stürzt zum Creature Feature ab, sondern hält sein Niveau konstant ohne Plotkonstruktionen auszubrüten.

Beachtliches Maß an bedrohlicher Spannung

Die Existenznot und Abgeschiedenheit der Raumfahrer erzeugt vergleichsweise tiefgreifend Angst und nagenden Horror vor monströser Entfremdung, wenn sie ihre Persönlichkeit und Erinnerung im Infektionsverlauf zerfallen sehen. Durchaus starker Toback, der seine Wirkung zeitigt. Bewährt, aber effektiv. So destilliert Robinson aus Vertrautem noch ein beachtliches Maß an bedrohlicher Spannung.

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