DVD/BD-Start: 27.05.2014
Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland“, „Sturz ins Leere“) ist zurück in seiner Heimat und widmet sich nach zwei Dokus einer sehr eigenen, nicht immer funktionierenden Mischung aus Sommer-Romanze, Kriegswirren-Drama und Raunen übernatürlicher Ahnungen. Auch die wie immer brillante Saoirse Ronan („Hanna“) hilft nur bedingt einer unrunden Geschichte, die durchaus traumhaft-magische Momente beschwört.
Die Verfilmung von Meg Rosoffs preisgekröntem Jugendroman beginnt als behutsam-verhaltene Erzählung über ein rebellisches US-Teenie-Punkgirl, das über die Ferien zu ihren Verwandten nach Schottland reist. Dort trifft die Verschlossene in Fish-Out-of-Water-Manier auf ein elternloses Chaos und in Naturfarben gefilmtes wildes Kinder-Paradies. Boy Meets Girl: Sie verliebt sich in ihren enigmatischen Tierflüsterer-Cousin.
Gerade, als sie sich öffnet und ein sensibles Sommer-Poem mit himmlischen Zeitlupen-Miteinander anhebt, verdunkelt ein Atomschlag auf London den Himmel. Grassierte vorab bereits die Angst vor einem Terroranschlag, ist die Bedrohung durch Fallout, Kriegsrecht und Notstand nun virulent. Die elternlose Kinder-Familie hält zusammen und die paranormal begabte Daisy hat ihre Zugehörigkeit gefunden.
Dann trennen Soldaten und Evakuierungsbefehle das Paar, ein dystopisches Drama mit „The Road“-Anleihen nimmt seinen Lauf, eine Flucht durch apokalyptische Kriegsfolgen, querfeldein durch Wälder in einen von Verbrechen geplagten rechtsfreien Raum. Tod und Gefahren schildert Macdonald so unsentimental wie die von einer Atombombe unterbrochene jungen Liebe, in einem langen Marsch in die fremde, kontaminierte Heimat.
Dass Daisy über ihren sechsten Sinn mit Eddie auf übernatürliche Art verbunden ist, befeuert Gefühle, findet jedoch nicht mehr zur Intensität des anfänglichen jugendlichen Überschwangs samt zarten Alternative-Songs zurück. Wenn es gilt, sein Heim zurückzugewinnen und Kriegstraumata zu überwinden, kann Macdonald nicht so richtig an Halbzeit eins anschließen, was Erwartungen unterläuft, aber nicht ganz zusammenpassen will.