Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 17.07.2014
Marc Forsters Märchen-Hymne „Wenn Träume fliegen lernen“ (um die Entstehungsgeschichte von Peter Pan) nicht unähnlich, betreibt John Lee Hancock („Blind Side“) das Gezerre um die Adaption des Buchklassikers „Mary Poppins“ als erst zänkisch-liebenswerte Culture-Clash-Komödie, um sodann in ernsthafter, „einfühlsamer“ Kinderheitstraumabewältigung sich der psychologisch-biografischen Deutung zu widmen.
Diese comedy of manners lebt zunächst ganz vom exaltierten Auftritt Emma Thompsons, die in „Eine zauberhafte Nanny“ die Poppins-Figur gab: als unleidige, kapriziöse Tyrannin schindet sie das Kreativteam und teste die Geduld von Walt Disney selbst (Tom Hanks mit ordentlicher Leistung). Daraus speist sich eine Charakter- und Kulturkollision, die Brit-Snobismus gegen US-Nonchalance stellt, Anspruch gegen Trivialkultur.
Der ätzende Sarkasmus der gestörten Psychotikerin bildet einen gebotenen Kontrapunkt zum nostalgisch-warmherzigen Weichspülton, der zwar ein wenig gegen Disneys Glücksfundamentalismus und die Gelddruckmaschine Disneyland stichelt, aber rasch – und unter süßlichem Geigenhimmel – alle Disney-Values beschwört und leicht kitschig demonstriert, wie die Zuckerguss-Magie auch den härtesten Backstein aufweicht.
Das ist nichts für Zyniker, gehorcht einem konventionellen Konzept, das mit Humor und einer gepflegten Langweiligkeit ein Drama auf Oscarlänge aufzieht, in dem alles auserzählt und schwerfällig austherapiert werden muss. Colin Farrell als Alkoholvater ist passabel, wirklich bewegen kann Paul Giamatti als Chauffeur. Wie Disneys und Travers Kindheit bewältigt wird, sich letztere selbst zu vergeben lernt, ist durchaus herzerwärmend.