Dallas Buyers Club

Starbesetztes Method-Acting-Drama, das respektabel, aber unsympathisch-publikumsfern vom Kampf gegen Aids handelt.

Dallas Buyers Club Cover

Jean-Marc Vallée, USA 2013
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 14.07.2014
Story: Als den texanischen Cowboy Ron Woodruff 1985 die Hiobsbotschaft erreicht, binnen Monatsfrist an Aids zu sterben, ändert er seinen exzessiven Lebenswandel und findet in Mexiko in den USA nicht zugelassene Medikamente, die er mit einer Dragqueen im großen Stil über die Grenze schmuggelt.
Von Sir Real

In hartem, semi-dokumentarischem Tonfall und schmutzigen Bildern greift der Kanadier Jean-Marc Vallée („C.R.A.Z.Y.“) lose die wahre Geschichte von Ron Woodruff auf, um sie zu einem extrem unsentimentalen, mit trockenen Humor gewürzten Schauspieler-Drama zu verwandeln, das nie um die Publikumsgunst, sondern ausschließlich um Oscarnominierungen buhlt und Pharmaindustrie wie US-Behörden scharf kritisiert.

Matthew McConaughey als homophober Rodeo-Redneck und Jared Leto als Transvestit haben sich – zum eigenen gesundheitlichen Schaden – auf ein erschreckendes Maß heruntergehungert, um in bester Method-Acting-Manier erschütternde Leistungen abzuliefern. McConaugheys Auftritt in „Mud“ konnte aber deutlich mehr bewegen, gleichermaßen Leto in „Requiem for a Dream“, ebenfalls als unrettbares Drogenwrack.

Anklage gegen die Profitgier der Pharmaindustrie

Das liegt einfach daran, dass sich Vallée konsequent jeder Zuschauergefälligkeit verweigert. Ohne üblichen Erzählmodus, ohne jeden Charme, Schwung oder Sympathie, ist sein Verzweiflungs-Kampf David gegen Goliath weder so einfühlsam wie „Philadelphia“ noch so mitreißend wie „Erin Brockovich“, oder so respektlos wie „Larry Flint“, dessen Sex & Drugs-Wahn er teilt, jedoch auf ermüdende, nicht enden wollende Art.

Dabei bietet die Story nicht Ungewohntes: Ein homophober Draufgänger und Halsabschneider wird zum Schwulenfreund und Menschenretter. Der Wandel lässt emotional ungerührt, nur die Schauspielkörper beeindrucken. Bittere Erkenntnisse, wie dass Geld Gesundheit bedeutet, verpuffen. Ebenso die Wucht der Anklage gegen die Profitgier der Pharmaindustrie, deren AZT-Präparat als reines Gift die Erkrankten tötet.

Zu manisch fokussiert Vallée auf die Charakterstudie erratisch-ruinöser Lebensstile und auch eine unscheinbare Jennifer Garner kann dem Ringen mit einem sagenhaft korrupten FDA-Behördenmonster keine Impulse verleihen. Was bleibt, ist eine furiose Oscarbewerbung für zwei Stars in einem dramaturgisch verschenkten Werk. Da ist „Philomena“, gewissermaßen auch ein Aids-Drama, unbedingt nahegehender.

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