Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 14.07.2014
In hartem, semi-dokumentarischem Tonfall und schmutzigen Bildern greift der Kanadier Jean-Marc Vallée („C.R.A.Z.Y.“) lose die wahre Geschichte von Ron Woodruff auf, um sie zu einem extrem unsentimentalen, mit trockenen Humor gewürzten Schauspieler-Drama zu verwandeln, das nie um die Publikumsgunst, sondern ausschließlich um Oscarnominierungen buhlt und Pharmaindustrie wie US-Behörden scharf kritisiert.
Matthew McConaughey als homophober Rodeo-Redneck und Jared Leto als Transvestit haben sich – zum eigenen gesundheitlichen Schaden – auf ein erschreckendes Maß heruntergehungert, um in bester Method-Acting-Manier erschütternde Leistungen abzuliefern. McConaugheys Auftritt in „Mud“ konnte aber deutlich mehr bewegen, gleichermaßen Leto in „Requiem for a Dream“, ebenfalls als unrettbares Drogenwrack.
Das liegt einfach daran, dass sich Vallée konsequent jeder Zuschauergefälligkeit verweigert. Ohne üblichen Erzählmodus, ohne jeden Charme, Schwung oder Sympathie, ist sein Verzweiflungs-Kampf David gegen Goliath weder so einfühlsam wie „Philadelphia“ noch so mitreißend wie „Erin Brockovich“, oder so respektlos wie „Larry Flint“, dessen Sex & Drugs-Wahn er teilt, jedoch auf ermüdende, nicht enden wollende Art.
Dabei bietet die Story nicht Ungewohntes: Ein homophober Draufgänger und Halsabschneider wird zum Schwulenfreund und Menschenretter. Der Wandel lässt emotional ungerührt, nur die Schauspielkörper beeindrucken. Bittere Erkenntnisse, wie dass Geld Gesundheit bedeutet, verpuffen. Ebenso die Wucht der Anklage gegen die Profitgier der Pharmaindustrie, deren AZT-Präparat als reines Gift die Erkrankten tötet.
Zu manisch fokussiert Vallée auf die Charakterstudie erratisch-ruinöser Lebensstile und auch eine unscheinbare Jennifer Garner kann dem Ringen mit einem sagenhaft korrupten FDA-Behördenmonster keine Impulse verleihen. Was bleibt, ist eine furiose Oscarbewerbung für zwei Stars in einem dramaturgisch verschenkten Werk. Da ist „Philomena“, gewissermaßen auch ein Aids-Drama, unbedingt nahegehender.