Kinostart: 13.02.2014, DVD/BD-Start: 15.10.2014
Todestag Thanksgiving: Was dem Menschen seine Festtagstradition ist, bedeutet für das Truthahnvolk zyklischer Massenmord. „Horton hört ein Hu“-Regisseur Jimmy Hayward erzählt die Tragödie gewitzt aus Sicht der Betroffenen – als Familienanimationskomödie der absolut verrückten Art, die man dennoch ins Herz schließen muss. Auf den ersten Blick mag das uninspiriert und zusammengeklaubt erscheinen und kann technisch nicht mit den Animationsstandards von Disney und Pixar konkurrieren. Aber die Außenseitergeschichte ist erprobt, schwungvoll und drückt die richtigen Knöpfe.
Hennen rennen: Zwei Truthähne, ein begnadigter, der als Haustier des Präsidenten in Camp David lebt, und ein militanter Artgenosse reisen per gerade vom Militär erfundenen Zeitmaschine ins Jahr 1622, um zu verhindern, dass hungernde amerikanische Siedler erstmals einen Truthahn zum Erntedank opfern. Wie sie ihr Volk von der Schlachtbank führen, hat durchaus biblisch-religiöse Bezüge und entwickelt sich zur rasanten wie bizarren Freak-Fantasy vom Essen, das sich selbst befreit und eine Rebellion anstiftet. Ein wahnwitziges „Zurück in die Zukunft“-Abenteuer mit einer entzückenden „Pocahontas“-Liebesgeschichte mit Kullerauge (auf so etwas muss man erst einmal kommen).
Vor allem entwickelt diese umwerfende Turkey-Timemachine neben ihrem satten Unterhaltungswert ganz versteckt eine Moralfabel wie „Die Konferenz der Tiere“, aber ohne Zeigefinger – mit durch die Blume gereichten, gehörigen zivilisationskritischen Untertönen. Die Anspielungen auf das Verhältnis von Weißen und Indianern sind vielfältig und nachdenklich, ebenso die Ausprägung als Tierschutz-Ode: Eine Truthahn-Bürgerrechtsbewegung mit einer vegetarischen Friedensvision, nämlich einem Pizza-Plädoyer für die würdevolle Co-Existenz von Siedlern, Indianern und Federvieh hat schon etwas überwältigend Subversives (und auch ganz Direktes). Das ist so wunderbar schräg und wahr, das man für diese liebenswerten Angry Birds immenses Mitgefühl entwickelt.