The Wolf of Wall Street

GoodFellas: Leonardo DiCaprio als skrupelloser Finanzjongleur in einer durchgeknallten Broker-Komödie und obszönen Satire zugleich.

The Wolf of Wall Street Cover

Martin Scorsese, USA 2013
Kinostart: 16.01.2014, DVD/BD-Start: 30.05.2014
Story: Von seinem Mentor Hanna lernt der junge Broker Jordan alle Tricks an der Wall Street bis zum Schwarzen Montag 1987, nachdem er sich mit illegalen Fonds selbständig macht und mit Partnern direkt von der Straße eine eigene Investmentfirma aufzieht, die allein auf Betrug aus ist und sie steinreich macht.
Von Thorsten Krüger

Lässt sich die Luxus-Orgie der selbsternannten Masters of the Universe anders darstellen als in einer irrwitzigen, überdrehten Komödie? Den endlosen Exzess, einen 180-Minuten-Geld-Sex-und-Drogen-Rausch einer Bande Macho-Idioten, die wie dumme Jungs verantwortungslos, amoralisch und asozial Geld scheffeln, inszeniert Martin Scorsese nach „GoodFellas“-Gangster-Art, topbesetzt, originell – und als Komödie.

Wo sich „Wall Street“ noch Moral leistete, prangt hier die reine Dekadenz. Ein primitiver Gordon Gekko namens Jordan Belfort (Vorlage: dessen Memoiren) führt durch seinen rasanten Werdegang im Turbofinanzbusiness. Leonardo DiCaprio erzählt aus dem Off oder direkt in die Kamera ohne jedes Bedauern, wie er mit vollendeter Geldgeilheit Karriere macht, bis das FBI kommt: Ein Part, der ihm wie angegossen sitzt.

Verantwortungslos, amoralisch und asozial Geld scheffeln

Denn DiCaprio spielt so gut wie nie zuvor, extrovertiert und lautstark als gerissener Motivator, vielleicht die Performance seines Lebens. Nie zuvor passte er so gut zu Scorsese, der diese Vita mit Verve, Virtuosität und der Energie eines Kokain-Kicks als furiose Show erzählt. Diese geht unbelehrbar weiter bis zum bitteren Ende, weil die reichlich skurrilen Figuren nur eine Strategie kennen: „deal with your problems by getting rich.“

Mit gewaltiger Fuck-You-Attitüde feiern sie eine degenerierte Dauerparty voll herrlicher Ideen und Typen, Jordan heiratet ein scharfes Playboy-Bunny, es folgen Rosenkrieg, kranke Sexspiele und Geldwäsche in der Schweiz (bei Jean Dujardin). Das Broker-Tollhaus voller wilder Affen geht derweil ab durch die Decke, eine vollendete Groteske auf Speed. Höhepunkt: ein bizarr-cartoonesker Drogentrip – zum Totlachen.

Leonardo DiCaprio in der Performance seines Lebens

Tragische Tiefe indes spart Scorsese aus. Das mag verdutzen, ist aber nur konsequent im manischen Porträt eines Betrügers, an dem alles abprallt. Wie dreist die Verbrecher in Nadelstreifen agieren, ihren armseligen Irrsinn, ihr obszönes Parasitentum, entfaltet sich ganz aus der Binnenperspektive. So komisch und kritisch hat noch keiner die Mentalität derber Finanzhaie entlarvt wie dieses wilde Illegal-aber-leider-geil-Epos.

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