Kinostart: 20.02.2014, DVD/BD-Start: 30.10.2014
Großes Abenteuerkino für die ganze Familie hatte Reinhard Klooss (Regie, Drehbuch, Produktion) im Sinne. Nach seinem Erfolg „Konferenz der Tiere“ drehte er die 3D-Animation mit erheblichem Aufwand per Motion-Capture-Verfahren in den Bavaria Studios. Die ins heute verlegte Adaption von Edgar Rice Burroughs 1914 erstmals erschienener Abenteuer-Reihe über den Herr des Dschungels ist jedoch eine einzige Peinlichkeit zum Fremdschämen geworden.
Unbarmherzig verkitscht und mit einem sülzigen Dauerscore zugekleistert, zerrt die erschütternd schlichte und so plakative wie naive Fantasie die zivilisationskritische Urwald-Saga auf Vorabend-Seifenoper-Niveau herunter. Mit der realistisch gemeinten, aber unecht aussehenden und technisch (bis auf den superben Dschungel!) mangelhaften Animation, die echte Schauspieler in CGI-Bilder übersetzt, muss man dümmliche Dialoge, fade Figuren und ein stupides Script ertragen, das selbst die vermeintlich junge Zielgruppe noch für dumm verkauft.
Die Story vom jungen Greystoke, der nach einem Helikopterabsturz von Gorillas aufgezogen wird und gegen seine skrupellosen Konzernchefs Jane und einen schlummernden Energiemeteor (!) verteidigt, ist ist nicht nur rührseliger Familienschmalz der übelsten Sorte, sondern missachtet jedes physikalisches Gesetz, obwohl er mit seinen SciFi-Elementen, Umweltschutz und Motion-Capture praktisch darauf pocht. Doch es zählt nur eine eskapistische (Dino-)Fantasy mit „Caprona“-Anleihen, die eher einem mittelprächtigen Konsolenspiel mit vielen Gefahren gleicht.
Zunächst entwickelt sich ein Szene für Szene misslungener Mix aus „Gorillas im Nebel“ und vor allem „Dschungelbuch“ mit einem ganzen Tierpark, dann läuft alles auf eine geschlechtlich vertauschte „Avatar“-Konstellation hinaus. Wenn Tarzan mit der dahinschmelzenden Jane zur Popschnulze in der blauen Lagune badet, versinkt diese Version in einem sehr, sehr tiefen Sumpf. Ein mit billiger Actionaufregung gepimptes Überwältigungskino, das dafür einfach drei Nummern zu klein und untauglich ausfällt.
Da helfen auch sie prominenten Sprecher nichts, die man ohnehin nicht erkennt, weil die Körper von unbekannten Mimen stammen: Ben Becker, Alexander Fehling, Lena Meyer-Landrut und Wigald Boning. Also lieber nochmal Disneys schmucke „Tarzan“-Animation von 1999 gucken und nachher nicht behaupten, wir hätten Euch vor dieser Affenschande nicht gewarnt!