Jack Ryan: Shadow Recruit

Verjüngt: Tom Clancys Romanheld verhindert zwischen klassischem Agentendrama und modernem Actionthriller ein zweites 9/11.

Jack Ryan: Shadow Recruit Cover

Kenneth Branagh, USA/RU 2014
Kinostart: 27.02.2014, DVD/BD-Start: 17.07.2014
Story: Nachdem Jack Ryan seine Kriegsverletzung auskuriert hat und mit seiner großen Liebe Cathy zusammengezogen ist, arbeitet der Ex-Marine als Finanzanalyst der CIA zu und entdeckt Anschlagspläne des russischen Oligarchen Cherevin, womit dieser die US-Wirtschaft lahmlegen will und dafür über Leichen geht.
Von Thorsten Krüger

Reboot ist womöglich ein irreführender Begriff, zumal die Wiedererweckung von Tom Clancys berühmtester Romanfigur, dem CIA-Analysten Dr. Jack Ryan, ein fast schon klassisches Old-School-Hollywood-Garn ist, was auch an der anachronistisch anmutenden Kalter-Kriegs-Mentalität liegt. Da aber Chris „Captain Kirk“ Pine in die Fußstapfen von Harrison Ford und Ben Affleck tritt, regiert bald ganz zeitgemäß die atemlose Action.

Anders als alle vorangegangenen Verfilmungen, das große Politthriller-Triple Anfang der 90er – „Jagd auf Roter Oktober“, „Die Stunde der Patrioten“, „Das Kartell“ -, sowie der 2002 angelaufene „Der Anschlag“, basiert das von Routinier David Koepp („Mission: Impossible“) mitentwickelte Script lediglich noch auf der populären Figur des im vergangenen Oktober jüngst verstorbenen Autors.

Emotional intensives Agentenduell à la „Skyfall“

Und die neue Interpretation hat ihre Qualitäten: Einerseits als erstaunlich geruhsames Spionagedrama, das zuerst wie eine Minibiografie Jacks Lebenslauf abhandelt und seine private Liebesbeziehung zu Cathy (Keira Knightley) ins Zentrum rückt. Um diese anschließend als Suspense-Verstärker für ein emotional intensives Agentenduell à la „Skyfall“ mit einem typischen Bösewicht (Regisseur Branagh selbst) zu verwenden.

Ist Jack zunächst ein Normalmensch ohne Superfähigkeiten, der sich schockiert Profikillern erwehren muss, drückt der mit allen Schikanen erwartbar durchgeplante, sehr effektive Plot später gewaltig auf die Bond/Bauer/Bourne-Actiontube. Dabei greifen die Elemente von leicht schrägem Ehedrama, finanzpolitischem Messen zwischen Ost und West sowie des kontemporären Anti-Terror-Thrillers nicht immer nahtlos ineinander.

Nach alter Schule inszeniertes wie designtes Starkino

Neben dem Great Game nach klassischem Muster wendet sich das vom Briten Kenneth Branagh („Thor“) mit Kulturanspruch nach alter Schule inszenierte wie designte Starkino dem Thema Vertrauen auf verschiedenen Ebenen zu, lässt den Charakteren Zeit, bis sie als Lockvögel einer Scharade agieren, hinter deren Maske Agententeams (Kevin Costner als erfahrener Profi-Chef) mit Hi-Tech-Methoden ihren Einsatz lenken.

So unentschlossen Shakespeare-Regisseur Branagh oft zwischen den Spielarten schwankt, so konventionell Motive wie aktivierte Schläfer in den Staaten, Countdowns und Jack Ryans Hauptbeschäftigung – Anschläge aus US-Boden in buchstäblich letzter Sekunde zu vereiteln – ausfallen und nicht immer zusammenfinden wollen, so packend und gekonnt geraten alle diese Abschnitte, die auch in der Summe durchweg gefallen.

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