Kinostart: 30.01.2014, DVD/BD-Start: 05.06.2014
Der seinem Spitznamen der Hölzerne alle Ehre machende „Matrix“-Star ist von fernöstlicher Kultur fasziniert, was auch sein im März startendes Regiedebüt, das Martial-Arts-Movie „Man of Tai Chi“, bestätigt. Der derart in die japanische Tradition verliebte Kimonoträger wählt ein bekanntes Volksmärchen, das er als prachtvoll ausgestattetes Historienkostümkino und großes Königsdrama am Hof mit vollem Ernst durchzieht.
Das von Newcomer und Ridley-Scott-Schüler Carl Rinsch artig exekutierte Loblied auf den Bushido, den Weg des Kriegers, ergötzt sich nicht nur an – spannungslosem, aber im Pathos der eigenen Feierlichkeit versunkenen – Hofzeremoniell und quält sich mit Melodram-Murks herum. Mit CGI-Bauten aus dem nächsten Videogame soll überdies ein Fantasyepos mit actionreichen Kampfszenen westliche Sehgewohnheiten bedienen.
Ein paar Monster für die „Hobbit“-Fraktion (samt Riesendrachenschlange!) reichen aber nicht, um dem auch optisch recht reizlosen Unterfangen mehr Spannung anzudienen. Die Ranküne äußert sich bei der Hexe gar als Camp, gestelzte Dialoge und uninteressante Figuren tun ihr Übriges, damit „47 Ronin“ gegen ein elementares Unterhaltungsprinzip verstößt: Die sollst nicht langweilen. Dann lieber „Takeshi’s Castle“ – aus dem glatt der Riesen-Ritter stammen könnte. Wofür die ruinösen 225 Millionen Dollar Budget draufgegangen sind, bleibt schleierhaft.
Das ist sehr weit von Meister Kurosawa entfernt, den man sich vergeblich herbeisehnt, und steht im Mythenwäldchen eher abendländischer Provenienz: Einflüsse aus der Nibelungen-Saga, der griechischen Mythologie – von Orpheus bis vor allem den Titanen (mehr schon: „Kampf der Titanen“) – sowie „Excalibur“ definieren Reeves Figur, ein Halbblut aus Dämon und Mensch, der letzterem treu dient, obschon er gehasst wird.
Sein Wunsch, so wie die anderen zu sein, ist nicht nachvollziehbar: Die Schnarchnase lässt sich devot anfeinden und von hochmütigen, arroganten und dummen Kriegern/Herrschern schikanieren. Mehr haben die Fürstenhäuser nicht drauf, wodurch das Verhängnis überhaupt erst in Gang kommt. Sinnlos verharren ausdruckslose Männer in ihrem strengen Verhaltensformalismus, ihr Patriarchat knechtet auch die verheulte Fürstentochter.
Am Ende stehen Witwen, weil ihre Männer alle sterben wollten – den ehrenvollen Seppuku, also Massenselbstmord. Kodizes sind wichtiger als Menschenverstand, flankiert vom Spruch „unsere Ehre heißt Treue“, den es auch bei der SS gab. Wohlgemerkt völlig ironiefrei unterbreitet, nicht als Kritik an solchem Schwachsinn, sondern als hochachtungsvolle Verneigung, in einem doch eher lauen west-östlichen Kulturtausch. Nun denn.