Im August in Osage County

Die Göttin des Gemetzels: Meryl Streep als vom Tode gezeichnete Patriarchin in einer stargespickten, gallig-giftigen Familienfarce.

Im August in Osage County Cover

August: Osage County, John Wells, USA 2013
Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 07.08.2014
Story: Als sich Alkoholiker Beverly ertränkt, ruft seine krebskranke Witwe Violet ihre drei über das ganze Land verstreuten Töchter samt Anhang in ihr einsames Haus im Oklahoma. Die schmerzmittelabhängige, hasserfüllte Frau nutzt die Beerdigung, um mit ihren Verwandten auf bitterböse Weise abzurechnen.
Von Thorsten Krüger

Hundstage im Mittelwesten: Basierend auf Tracy Letts’ mit dem Pulitzer-Preis gekröntem Theaterstück lässt John Wells („Company Men“) Hollywoodstars sich in einem garstigen Familienkrieg gegenseitig zerfleischen. Ein komisch-dramatisches, weibliches Nachfolgestück zu Tennessee Williams’ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, eine Weinstein-Produktion, deren Familiendemontage jedoch banal und kalkuliert bleibt.

Das liegt auch an der brillant aufspielenden Meryl Streep, die zu manieriert den von Mundkrebs gezeichneten, wandelnden Leichnam gibt, eine jeden beleidigende, lamentierende Misanthropen-Plage, die sie als große Ich-will-sofort-meinen-Oscar-Show interpretiert. Zum anderen sind da die sehr theaterhaften Ehekonflikte, die bei allem Mut zur Hässlichkeit und starken Auftritten von Julia Roberts & Co. nicht berühren.

Ohne den bösen Spaß seiner Vorbilder zu erreichen

Da das nur zeitweilig kammerspielartige, streitsüchtige Gegeneinander pflichtschuldig nichts auslässt – Alkoholismus und Medikamentenmissbrauch sind der Anfang, bittere Enthüllungen umfassen Selbstmord, Inzest und Pädophilie -, wollen die Figuren weder in ihrer Tragik noch morbiden Komik funktionieren. Sie lassen kalt. Alles wirkt inszeniert, ohne den bösen Spaß und den emotional treffenden Verve seiner Vorbilder zu erreichen.

Diese sind nicht nur der Liz-Taylor-Klassiker, sondern auch Vinterbergs Enthüllungsschmaus „Das Fest“ sowie Polanskis furioser „Der Gott des Gemetzels“. Wie sich diese Miserablen in der Hölle ihrer unrettbar dysfunktionalen Familie im eigenen Elend suhlen, als müssten sie den Preis für die kaputteste Sippe Amerikas einfordern, wirkt arg forciert: Die Freakshow-Farce gerät so zu einer überzogenen Revue denkbarer Schrecken.

Pharisäer, die sich auf etwas ermüdende Art ruinieren

Ausgerechnet die Frauen sind die ekelhaftesten Geschöpfe, die Männer hingegen Nebensache, dennoch besetzt mit einem hervorragenden Benedict Cumberbatch („Inside Wikileaks“), Chris Cooper („American Beauty“) und Ewan McGregor („Der Ghostwriter“). Sie sind das kleinere Übel in dem Treffen abgefeimter, geistig limitierter Pharisäer, die sich auf etwas ermüdende Art ruinieren, was aber den Schauspielern Paradeauftritte bietet.

Der Krebs, der diese Familie zerfrisst, ist unheilbar. Aber weder sonderlich originell noch überdurchschnittlich unterhaltsam.

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